Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

"geben können. Leben Sie wohl und erinnern
"sich mit Wohlwollen

"Jhres
"treu ergebenen Commandanten
"N. v. Gneisenau."

Ein so herzlicher Abschied durfte nicht ohne
Erwiederung bleiben. Wir versammleten uns,
und machten unserm vollen Herzen in folgender
Bekanntmachung an unsre Bürgerschaft Luft:


"Am 9. d. M. entrückten höhere Befehle un-
"sern würdigen Herrn Commandanten aus unsrer
"Mitte; und mit dem Verluste dieses, mit selte-
"nen Tugenden geschmückten Mannes schwanden
"unsre stolzen Träume dahin. Gerne wären wir
"im Besitz des unverzagten Beschützers unsrer
"Wälle für immer geblieben; und gerne hätten
"wir nach den vollbrachten verhängnißvollen Ta-
"gen die seligen Früchte des Friedens nur mit
"Jhm getheilt: aber nicht bestimmt, diese in un-
"sern sichern Mauern zu geniessen, hatte Jhm
"unser Monarch, ganz überzeugt von dem Wer-
"the dieses großen Mannes, einen andern Kreis
"vorgezeichnet, in welchem sein rastloser und thä-
"tiger Geist sich ein neues Denkmal stiften sollte.

"Jst jedoch dieser, unsern Herzen so theuer
"gewordne Held nicht mehr unter uns, und hat
"er uns verlassen, um vielleicht nie den Ort wie-
"derzusehen, dessen beneidenswerthes Schicksal,
"in den mißlichsten Augenblicken, seinen einsichts-

„geben koͤnnen. Leben Sie wohl und erinnern
„ſich mit Wohlwollen

„Jhres
„treu ergebenen Commandanten
„N. v. Gneiſenau.‟

Ein ſo herzlicher Abſchied durfte nicht ohne
Erwiederung bleiben. Wir verſammleten uns,
und machten unſerm vollen Herzen in folgender
Bekanntmachung an unſre Buͤrgerſchaft Luft:


„Am 9. d. M. entruͤckten hoͤhere Befehle un-
„ſern wuͤrdigen Herrn Commandanten aus unſrer
„Mitte; und mit dem Verluſte dieſes, mit ſelte-
„nen Tugenden geſchmuͤckten Mannes ſchwanden
„unſre ſtolzen Traͤume dahin. Gerne waͤren wir
„im Beſitz des unverzagten Beſchuͤtzers unſrer
„Waͤlle fuͤr immer geblieben; und gerne haͤtten
„wir nach den vollbrachten verhaͤngnißvollen Ta-
„gen die ſeligen Fruͤchte des Friedens nur mit
„Jhm getheilt: aber nicht beſtimmt, dieſe in un-
„ſern ſichern Mauern zu genieſſen, hatte Jhm
„unſer Monarch, ganz uͤberzeugt von dem Wer-
„the dieſes großen Mannes, einen andern Kreis
„vorgezeichnet, in welchem ſein raſtloſer und thaͤ-
„tiger Geiſt ſich ein neues Denkmal ſtiften ſollte.

„Jſt jedoch dieſer, unſern Herzen ſo theuer
„gewordne Held nicht mehr unter uns, und hat
„er uns verlaſſen, um vielleicht nie den Ort wie-
„derzuſehen, deſſen beneidenswerthes Schickſal,
„in den mißlichſten Augenblicken, ſeinen einſichts-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div type="letter">
              <p><pb facs="#f0185" n="169"/>
&#x201E;geben ko&#x0364;nnen. Leben Sie wohl und erinnern<lb/>
&#x201E;&#x017F;ich mit Wohlwollen</p><lb/>
              <closer>
                <salute> <hi rendition="#et">&#x201E;Jhres<lb/>
&#x201E;treu ergebenen Commandanten<lb/>
&#x201E;N. v. Gnei&#x017F;enau.&#x201F;</hi> </salute>
              </closer>
            </div>
          </body>
        </floatingText><lb/>
        <p>Ein &#x017F;o herzlicher Ab&#x017F;chied durfte nicht ohne<lb/>
Erwiederung bleiben. Wir ver&#x017F;ammleten uns,<lb/>
und machten un&#x017F;erm vollen Herzen in folgender<lb/>
Bekanntmachung an un&#x017F;re Bu&#x0364;rger&#x017F;chaft Luft:</p><lb/>
        <floatingText>
          <body>
            <div>
              <dateline> <hi rendition="#c">&#x201E;Colberg, den 16. Augu&#x017F;t 1807.</hi> </dateline><lb/>
              <p>&#x201E;Am 9. d. M. entru&#x0364;ckten ho&#x0364;here Befehle un-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ern wu&#x0364;rdigen Herrn Commandanten aus un&#x017F;rer<lb/>
&#x201E;Mitte; und mit dem Verlu&#x017F;te die&#x017F;es, mit &#x017F;elte-<lb/>
&#x201E;nen Tugenden ge&#x017F;chmu&#x0364;ckten Mannes &#x017F;chwanden<lb/>
&#x201E;un&#x017F;re &#x017F;tolzen Tra&#x0364;ume dahin. Gerne wa&#x0364;ren wir<lb/>
&#x201E;im Be&#x017F;itz des unverzagten Be&#x017F;chu&#x0364;tzers un&#x017F;rer<lb/>
&#x201E;Wa&#x0364;lle fu&#x0364;r immer geblieben; und gerne ha&#x0364;tten<lb/>
&#x201E;wir nach den vollbrachten verha&#x0364;ngnißvollen Ta-<lb/>
&#x201E;gen die &#x017F;eligen Fru&#x0364;chte des Friedens nur mit<lb/>
&#x201E;Jhm getheilt: aber nicht be&#x017F;timmt, die&#x017F;e in un-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ern &#x017F;ichern Mauern zu genie&#x017F;&#x017F;en, hatte Jhm<lb/>
&#x201E;un&#x017F;er Monarch, ganz u&#x0364;berzeugt von dem Wer-<lb/>
&#x201E;the die&#x017F;es großen Mannes, einen andern Kreis<lb/>
&#x201E;vorgezeichnet, in welchem &#x017F;ein ra&#x017F;tlo&#x017F;er und tha&#x0364;-<lb/>
&#x201E;tiger Gei&#x017F;t &#x017F;ich ein neues Denkmal &#x017F;tiften &#x017F;ollte.</p><lb/>
              <p>&#x201E;J&#x017F;t jedoch die&#x017F;er, un&#x017F;ern Herzen &#x017F;o theuer<lb/>
&#x201E;gewordne Held nicht mehr unter uns, und hat<lb/>
&#x201E;er uns verla&#x017F;&#x017F;en, um vielleicht nie den Ort wie-<lb/>
&#x201E;derzu&#x017F;ehen, de&#x017F;&#x017F;en beneidenswerthes Schick&#x017F;al,<lb/>
&#x201E;in den mißlich&#x017F;ten Augenblicken, &#x017F;einen ein&#x017F;ichts-<lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0185] „geben koͤnnen. Leben Sie wohl und erinnern „ſich mit Wohlwollen „Jhres „treu ergebenen Commandanten „N. v. Gneiſenau.‟ Ein ſo herzlicher Abſchied durfte nicht ohne Erwiederung bleiben. Wir verſammleten uns, und machten unſerm vollen Herzen in folgender Bekanntmachung an unſre Buͤrgerſchaft Luft: „Colberg, den 16. Auguſt 1807. „Am 9. d. M. entruͤckten hoͤhere Befehle un- „ſern wuͤrdigen Herrn Commandanten aus unſrer „Mitte; und mit dem Verluſte dieſes, mit ſelte- „nen Tugenden geſchmuͤckten Mannes ſchwanden „unſre ſtolzen Traͤume dahin. Gerne waͤren wir „im Beſitz des unverzagten Beſchuͤtzers unſrer „Waͤlle fuͤr immer geblieben; und gerne haͤtten „wir nach den vollbrachten verhaͤngnißvollen Ta- „gen die ſeligen Fruͤchte des Friedens nur mit „Jhm getheilt: aber nicht beſtimmt, dieſe in un- „ſern ſichern Mauern zu genieſſen, hatte Jhm „unſer Monarch, ganz uͤberzeugt von dem Wer- „the dieſes großen Mannes, einen andern Kreis „vorgezeichnet, in welchem ſein raſtloſer und thaͤ- „tiger Geiſt ſich ein neues Denkmal ſtiften ſollte. „Jſt jedoch dieſer, unſern Herzen ſo theuer „gewordne Held nicht mehr unter uns, und hat „er uns verlaſſen, um vielleicht nie den Ort wie- „derzuſehen, deſſen beneidenswerthes Schickſal, „in den mißlichſten Augenblicken, ſeinen einſichts-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/185
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/185>, abgerufen am 22.11.2024.