ten Ermahnung, nunmehr mit verdoppelter Thä- tigkeit zur Löschung der immer noch brennenden Gebäude zu eilen. Es geschah, und die Flam- men wurden, nach wenig Stunden, durch ver- einte Anstrengung glücklich bezwungen.
Aber welche Feder, auch viel geübter, als die meinige, reichte wohl hin, den trunknen Ju- bel zu schildern, der, in so überraschendem Wech- sel, alle Gemüther ergriff und aus sich selber hin- wegrückte! Man muß warlich selbst in der Lage gewesen seyn, sich und die Seinigen, sammt Le- ben und Wohlfahrt, gänzlich aufgegeben zu ha- ben, um dies neue, kaum glaubhafte Gefühl von Ruhe und Sicherheit nachzuempfinden, wobei sich, auf Augenblicke wenigstens, Alles verschmerzt und vergißt, was man Drangvolles gelitten hat. Es ist, wie ein böser Traum, den man endlich abgeschüttelt hat, und aus dem man nun zu vol- lem freudigen Bewußtseyn zurückkehrt.
Allein nächst dem erfreuenden Gedanken an sich selbst, heftete sich wohl bei Jedem von uns Allen der Zweite, dessen wir fähig waren, un- willkührlich auf unsern edlen Gneisenau, dem wir es, nächst Gott, schuldig waren, wenn wir uns dieser Stunde und eines so ehrenvollen Triumphs erfreuten. Dies Gefühl, auch wo es, stumm in der Brust, sich nur in einem dankbaren Blick auf ihn hin offenbarte, hat ihm auch sicherlich als der schönste Lohn seiner Anstrengungen ge- nügt. Sein König lohnte ihm auf der Stelle,
ten Ermahnung, nunmehr mit verdoppelter Thaͤ- tigkeit zur Loͤſchung der immer noch brennenden Gebaͤude zu eilen. Es geſchah, und die Flam- men wurden, nach wenig Stunden, durch ver- einte Anſtrengung gluͤcklich bezwungen.
Aber welche Feder, auch viel geuͤbter, als die meinige, reichte wohl hin, den trunknen Ju- bel zu ſchildern, der, in ſo uͤberraſchendem Wech- ſel, alle Gemuͤther ergriff und aus ſich ſelber hin- wegruͤckte! Man muß warlich ſelbſt in der Lage geweſen ſeyn, ſich und die Seinigen, ſammt Le- ben und Wohlfahrt, gaͤnzlich aufgegeben zu ha- ben, um dies neue, kaum glaubhafte Gefuͤhl von Ruhe und Sicherheit nachzuempfinden, wobei ſich, auf Augenblicke wenigſtens, Alles verſchmerzt und vergißt, was man Drangvolles gelitten hat. Es iſt, wie ein boͤſer Traum, den man endlich abgeſchuͤttelt hat, und aus dem man nun zu vol- lem freudigen Bewußtſeyn zuruͤckkehrt.
Allein naͤchſt dem erfreuenden Gedanken an ſich ſelbſt, heftete ſich wohl bei Jedem von uns Allen der Zweite, deſſen wir faͤhig waren, un- willkuͤhrlich auf unſern edlen Gneiſenau, dem wir es, naͤchſt Gott, ſchuldig waren, wenn wir uns dieſer Stunde und eines ſo ehrenvollen Triumphs erfreuten. Dies Gefuͤhl, auch wo es, ſtumm in der Bruſt, ſich nur in einem dankbaren Blick auf ihn hin offenbarte, hat ihm auch ſicherlich als der ſchoͤnſte Lohn ſeiner Anſtrengungen ge- nuͤgt. Sein Koͤnig lohnte ihm auf der Stelle,
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ten Ermahnung, nunmehr mit verdoppelter Thaͤ-
tigkeit zur Loͤſchung der immer noch brennenden
Gebaͤude zu eilen. Es geſchah, und die Flam-
men wurden, nach wenig Stunden, durch ver-
einte Anſtrengung gluͤcklich bezwungen.
Aber welche Feder, auch viel geuͤbter, als
die meinige, reichte wohl hin, den trunknen Ju-
bel zu ſchildern, der, in ſo uͤberraſchendem Wech-
ſel, alle Gemuͤther ergriff und aus ſich ſelber hin-
wegruͤckte! Man muß warlich ſelbſt in der Lage
geweſen ſeyn, ſich und die Seinigen, ſammt Le-
ben und Wohlfahrt, gaͤnzlich aufgegeben zu ha-
ben, um dies neue, kaum glaubhafte Gefuͤhl von
Ruhe und Sicherheit nachzuempfinden, wobei ſich,
auf Augenblicke wenigſtens, Alles verſchmerzt
und vergißt, was man Drangvolles gelitten hat.
Es iſt, wie ein boͤſer Traum, den man endlich
abgeſchuͤttelt hat, und aus dem man nun zu vol-
lem freudigen Bewußtſeyn zuruͤckkehrt.
Allein naͤchſt dem erfreuenden Gedanken an
ſich ſelbſt, heftete ſich wohl bei Jedem von uns
Allen der Zweite, deſſen wir faͤhig waren, un-
willkuͤhrlich auf unſern edlen Gneiſenau, dem wir
es, naͤchſt Gott, ſchuldig waren, wenn wir uns
dieſer Stunde und eines ſo ehrenvollen Triumphs
erfreuten. Dies Gefuͤhl, auch wo es, ſtumm in
der Bruſt, ſich nur in einem dankbaren Blick
auf ihn hin offenbarte, hat ihm auch ſicherlich
als der ſchoͤnſte Lohn ſeiner Anſtrengungen ge-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/175>, abgerufen am 18.07.2024.
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