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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.

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in den Trümmern ihrer Wohnungen sich ein noch
irgend erhaltenes Plätzchen ersahen, um den, bis
in den Tod ermatteten Gliedern einige Ruhe zu
gönnen.

Da geschah es, daß eine Bombe, verderb-
licher, als alle übrige, in denjenigen Theil des
Rathhauses niederfuhr, wo sich die Rathswaage
befand; und ein hell aufflackerndes Feuer war die
unmittelbare Folge ihres Zerspringens. Als na-
her Nachbar sprang ich auf, um, was ohnehin
mein angewiesener Beruf war, schnelle Anstalten
zur Brandlöschung zu betreiben: denn an der
Erhaltung des ansehnlichen Gebäudes, in welchem
unsre Stadt-Archive und soviel andre Sachen
von Werth aufbewahrt lagen, mußte uns Allen
vorzüglich gelegen seyn. Aber rund um in mei-
ner Nachbarschaft regte sich keine menschliche
Seele zum Löschen und Retten. Jch rannte hie-
hin und dorthin zu den nächsten Bekannten, bra-
ven und wackern Männern, um sie zu Hülfe
aufzurufen: aber schlaftrunken und ohne Gefühl
für die drohende Gefahr, war mein Bitten und
Ermuntern eben so umsonst, wie mein Toben
und Schelten. Sie schlummerten fort und lies-
sen es brennen.

Jn steigender Angst lief ich auf die Brand-
stätte zurück, um Anordnungen zu treffen, die,
zu noch möglicher Gewältigung des Feuers, mit
jedem Augenblick dringender wurden. Was mir
begegnete, packte ich an, um Hand anzulegen:

in den Truͤmmern ihrer Wohnungen ſich ein noch
irgend erhaltenes Plaͤtzchen erſahen, um den, bis
in den Tod ermatteten Gliedern einige Ruhe zu
goͤnnen.

Da geſchah es, daß eine Bombe, verderb-
licher, als alle uͤbrige, in denjenigen Theil des
Rathhauſes niederfuhr, wo ſich die Rathswaage
befand; und ein hell aufflackerndes Feuer war die
unmittelbare Folge ihres Zerſpringens. Als na-
her Nachbar ſprang ich auf, um, was ohnehin
mein angewieſener Beruf war, ſchnelle Anſtalten
zur Brandloͤſchung zu betreiben: denn an der
Erhaltung des anſehnlichen Gebaͤudes, in welchem
unſre Stadt-Archive und ſoviel andre Sachen
von Werth aufbewahrt lagen, mußte uns Allen
vorzuͤglich gelegen ſeyn. Aber rund um in mei-
ner Nachbarſchaft regte ſich keine menſchliche
Seele zum Loͤſchen und Retten. Jch rannte hie-
hin und dorthin zu den naͤchſten Bekannten, bra-
ven und wackern Maͤnnern, um ſie zu Huͤlfe
aufzurufen: aber ſchlaftrunken und ohne Gefuͤhl
fuͤr die drohende Gefahr, war mein Bitten und
Ermuntern eben ſo umſonſt, wie mein Toben
und Schelten. Sie ſchlummerten fort und lieſ-
ſen es brennen.

Jn ſteigender Angſt lief ich auf die Brand-
ſtaͤtte zuruͤck, um Anordnungen zu treffen, die,
zu noch moͤglicher Gewaͤltigung des Feuers, mit
jedem Augenblick dringender wurden. Was mir
begegnete, packte ich an, um Hand anzulegen:

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[152/0168] in den Truͤmmern ihrer Wohnungen ſich ein noch irgend erhaltenes Plaͤtzchen erſahen, um den, bis in den Tod ermatteten Gliedern einige Ruhe zu goͤnnen. Da geſchah es, daß eine Bombe, verderb- licher, als alle uͤbrige, in denjenigen Theil des Rathhauſes niederfuhr, wo ſich die Rathswaage befand; und ein hell aufflackerndes Feuer war die unmittelbare Folge ihres Zerſpringens. Als na- her Nachbar ſprang ich auf, um, was ohnehin mein angewieſener Beruf war, ſchnelle Anſtalten zur Brandloͤſchung zu betreiben: denn an der Erhaltung des anſehnlichen Gebaͤudes, in welchem unſre Stadt-Archive und ſoviel andre Sachen von Werth aufbewahrt lagen, mußte uns Allen vorzuͤglich gelegen ſeyn. Aber rund um in mei- ner Nachbarſchaft regte ſich keine menſchliche Seele zum Loͤſchen und Retten. Jch rannte hie- hin und dorthin zu den naͤchſten Bekannten, bra- ven und wackern Maͤnnern, um ſie zu Huͤlfe aufzurufen: aber ſchlaftrunken und ohne Gefuͤhl fuͤr die drohende Gefahr, war mein Bitten und Ermuntern eben ſo umſonſt, wie mein Toben und Schelten. Sie ſchlummerten fort und lieſ- ſen es brennen. Jn ſteigender Angſt lief ich auf die Brand- ſtaͤtte zuruͤck, um Anordnungen zu treffen, die, zu noch moͤglicher Gewaͤltigung des Feuers, mit jedem Augenblick dringender wurden. Was mir begegnete, packte ich an, um Hand anzulegen:

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/168>, abgerufen am 24.11.2024.