sten nehmen lassen, und seine Ehre gebiete ihm, diese Scharte blutig wieder auszuwetzen. Eine gleiche Forderung ließ das Füselier-Bataillon v. Möller an den Befehlshaber ergehen, weil der Zufall es gewollt, daß dasselbe bisher im Festungs- dienst noch nie zu einer wichtigeren Gelegenheit in's Feuer geführt worden. Wer hätte der ta- pfern Doppelschaar nicht freudigen Beifall zuge- winkt? -- Der Ausfall ward beschlossen und noch des nemlichen Tages, vor Abends, in's Werk gerichtet, weil man gerade in dieser Zeit den Feind am unvorbereitetsten zu finden hoffte.
Dieser Ausfall sollte wiederum von der schwedischen Fregatte unterstützt werden; und da sich's bei früheren Gelegenheiten gezeigt hatte, daß dieselbe, aus Unkenntniß der Rheede, die rechte Stellung zu einem kräftigen Feuer nicht finden können: so entschloß ich mich gerne, an Bord des Schiffes zu gehen und ihm für dies- mal als Pilot zu dienen. Jch führte die Fre- gatte, soweit es irgend die Tiefe erlaubte, der feindlichen Schanze nahe. Jhr Geschütz begann zu donnern; und nicht weniger, als 157 Schüsse, wurden in Zeit von einer Stunde gegen diesen Punkt gerichtet; während auf der andern Seite die Artillerie der Festung gegen denselben ein gleich lebhaftes Feuer unterhielt. Unter dem Schutze Beider rückten unsre Bataillone entschlos- sen zum Sturme an; und immer noch herrschte in der Schanze eine Todtenstille. Erst als Jene
ſten nehmen laſſen, und ſeine Ehre gebiete ihm, dieſe Scharte blutig wieder auszuwetzen. Eine gleiche Forderung ließ das Fuͤſelier-Bataillon v. Moͤller an den Befehlshaber ergehen, weil der Zufall es gewollt, daß daſſelbe bisher im Feſtungs- dienſt noch nie zu einer wichtigeren Gelegenheit in’s Feuer gefuͤhrt worden. Wer haͤtte der ta- pfern Doppelſchaar nicht freudigen Beifall zuge- winkt? — Der Ausfall ward beſchloſſen und noch des nemlichen Tages, vor Abends, in’s Werk gerichtet, weil man gerade in dieſer Zeit den Feind am unvorbereitetſten zu finden hoffte.
Dieſer Ausfall ſollte wiederum von der ſchwediſchen Fregatte unterſtuͤtzt werden; und da ſich’s bei fruͤheren Gelegenheiten gezeigt hatte, daß dieſelbe, aus Unkenntniß der Rheede, die rechte Stellung zu einem kraͤftigen Feuer nicht finden koͤnnen: ſo entſchloß ich mich gerne, an Bord des Schiffes zu gehen und ihm fuͤr dies- mal als Pilot zu dienen. Jch fuͤhrte die Fre- gatte, ſoweit es irgend die Tiefe erlaubte, der feindlichen Schanze nahe. Jhr Geſchuͤtz begann zu donnern; und nicht weniger, als 157 Schuͤſſe, wurden in Zeit von einer Stunde gegen dieſen Punkt gerichtet; waͤhrend auf der andern Seite die Artillerie der Feſtung gegen denſelben ein gleich lebhaftes Feuer unterhielt. Unter dem Schutze Beider ruͤckten unſre Bataillone entſchloſ- ſen zum Sturme an; und immer noch herrſchte in der Schanze eine Todtenſtille. Erſt als Jene
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ſten nehmen laſſen, und ſeine Ehre gebiete ihm,
dieſe Scharte blutig wieder auszuwetzen. Eine
gleiche Forderung ließ das Fuͤſelier-Bataillon v.
Moͤller an den Befehlshaber ergehen, weil der
Zufall es gewollt, daß daſſelbe bisher im Feſtungs-
dienſt noch nie zu einer wichtigeren Gelegenheit
in’s Feuer gefuͤhrt worden. Wer haͤtte der ta-
pfern Doppelſchaar nicht freudigen Beifall zuge-
winkt? — Der Ausfall ward beſchloſſen und noch
des nemlichen Tages, vor Abends, in’s Werk
gerichtet, weil man gerade in dieſer Zeit den
Feind am unvorbereitetſten zu finden hoffte.
Dieſer Ausfall ſollte wiederum von der
ſchwediſchen Fregatte unterſtuͤtzt werden; und da
ſich’s bei fruͤheren Gelegenheiten gezeigt hatte,
daß dieſelbe, aus Unkenntniß der Rheede, die
rechte Stellung zu einem kraͤftigen Feuer nicht
finden koͤnnen: ſo entſchloß ich mich gerne, an
Bord des Schiffes zu gehen und ihm fuͤr dies-
mal als Pilot zu dienen. Jch fuͤhrte die Fre-
gatte, ſoweit es irgend die Tiefe erlaubte, der
feindlichen Schanze nahe. Jhr Geſchuͤtz begann
zu donnern; und nicht weniger, als 157 Schuͤſſe,
wurden in Zeit von einer Stunde gegen dieſen
Punkt gerichtet; waͤhrend auf der andern Seite
die Artillerie der Feſtung gegen denſelben ein
gleich lebhaftes Feuer unterhielt. Unter dem
Schutze Beider ruͤckten unſre Bataillone entſchloſ-
ſen zum Sturme an; und immer noch herrſchte
in der Schanze eine Todtenſtille. Erſt als Jene
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/153>, abgerufen am 16.07.2024.
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