Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.men Blutstropfen in uns haben; sollten auch all Der Commandant hob mich freundlich auf men Blutstropfen in uns haben; ſollten auch all Der Commandant hob mich freundlich auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0122" n="106"/> men Blutstropfen in uns haben; ſollten auch all<lb/> unſre Haͤuſer zu Schutthaufen werden! So denke<lb/> ich nicht allein; in uns Allen lebt nur Ein Sinn<lb/> und Gedanke: Die Stadt darf und ſoll dem<lb/> Feinde nicht uͤbergeben werden!‟</p><lb/> <p>Der Commandant hob mich freundlich auf<lb/> und troͤſtete mich: „Nein, Kinder! Jch werde<lb/> euch nicht verlaſſen. Gott wird uns helfen!‟ —<lb/> Und nun wurden ſofort einige Angelegenheiten<lb/> beſprochen, die weſentlich zur Sache gehoͤrten,<lb/> und wobei ſich ſofort der helle umfaſſende Blick<lb/> unſers neuen Befehlshabers zu Tage legte; ſo<lb/> daß mein Herz in Freude und Jubel ſchwamm.<lb/> Dann wandte er ſich zu mir, und ſagte: „Noch<lb/> kennt mich hier Niemand. Sie gehen mit mir<lb/> auf die Waͤlle, daß ich mich etwas orientire.‟ —<lb/> Das geſchah. Jch fuͤhrte ihn auf dem Wall und<lb/> den Baſtionen herum, und zeigte ihm von hier<lb/> aus die feindlichen Stellungen und Schanzen.<lb/> Was auf den Waͤllen war und vorgieng, ſah er<lb/> ſelbſt. Zuletzt kamen wir auch an die Jnunda-<lb/> tions-Schleuſe. Jch zeigte ihm den ganzen Zu-<lb/> ſammenhang und Umfang dieſer Einrichtung, und<lb/> wieviel dadurch noch fuͤr die Sicherſtellung des<lb/> Platzes geſchehen koͤnne: denn was bis jetzt da-<lb/> durch bewirkt worden, war noch nichts, was zur<lb/> Sache fuͤhrte, und meiſt heimlich von mir ge-<lb/> ſchehen, weil der Einſpruch der Grund-Eigen-<lb/> thuͤmer bisher nicht zu beſiegen geweſen war.<lb/> Jetzt aber ſah ich mir freiere Hand gegeben, und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [106/0122]
men Blutstropfen in uns haben; ſollten auch all
unſre Haͤuſer zu Schutthaufen werden! So denke
ich nicht allein; in uns Allen lebt nur Ein Sinn
und Gedanke: Die Stadt darf und ſoll dem
Feinde nicht uͤbergeben werden!‟
Der Commandant hob mich freundlich auf
und troͤſtete mich: „Nein, Kinder! Jch werde
euch nicht verlaſſen. Gott wird uns helfen!‟ —
Und nun wurden ſofort einige Angelegenheiten
beſprochen, die weſentlich zur Sache gehoͤrten,
und wobei ſich ſofort der helle umfaſſende Blick
unſers neuen Befehlshabers zu Tage legte; ſo
daß mein Herz in Freude und Jubel ſchwamm.
Dann wandte er ſich zu mir, und ſagte: „Noch
kennt mich hier Niemand. Sie gehen mit mir
auf die Waͤlle, daß ich mich etwas orientire.‟ —
Das geſchah. Jch fuͤhrte ihn auf dem Wall und
den Baſtionen herum, und zeigte ihm von hier
aus die feindlichen Stellungen und Schanzen.
Was auf den Waͤllen war und vorgieng, ſah er
ſelbſt. Zuletzt kamen wir auch an die Jnunda-
tions-Schleuſe. Jch zeigte ihm den ganzen Zu-
ſammenhang und Umfang dieſer Einrichtung, und
wieviel dadurch noch fuͤr die Sicherſtellung des
Platzes geſchehen koͤnne: denn was bis jetzt da-
durch bewirkt worden, war noch nichts, was zur
Sache fuͤhrte, und meiſt heimlich von mir ge-
ſchehen, weil der Einſpruch der Grund-Eigen-
thuͤmer bisher nicht zu beſiegen geweſen war.
Jetzt aber ſah ich mir freiere Hand gegeben, und
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