Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.nen nur irgend gestattete. Wenn mir im ver- Desto sehnsüchtiger waren meine Blicke und nen nur irgend geſtattete. Wenn mir im ver- Deſto ſehnſuͤchtiger waren meine Blicke und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0118" n="102"/> nen nur irgend geſtattete. Wenn mir im ver-<lb/> traulichen Geſpraͤch mit ihnen uͤber unſre Ange-<lb/> legenheiten die Geduld oft ausgieng und ich im<lb/> Eifer herausfuhr: „Wir muͤſſen den Loucadou,<lb/> der uns alles Gute queerbaͤumt, bei Seite ja-<lb/> gen!‟ — ſo laͤchelten ſie wohl, und mochten mir<lb/> innerlich Recht geben: aber zugleich ſchuͤttelten<lb/> ſie auch den Kopf und beſchwichtigten mich:<lb/> „Nein, Nettelbeck; <hi rendition="#g">ſo</hi> geht es doch nicht!‟</p><lb/> <p>Deſto ſehnſuͤchtiger waren meine Blicke und<lb/> meine Hoffnungen auf Memel gerichtet: denn in<lb/> meiner Seele lebte ein unuͤberwindliches Ver-<lb/> trauen, daß der Klageſchrei, den ich bereits vor<lb/> einem Monat dahin hatte ertoͤnen laſſen, das<lb/> Ohr unſers guͤtigen Monarchen erreicht und ge-<lb/> ruͤhrt haben werde. Unſre Verbindung nach je-<lb/> nem Platze hin war nun nach und nach immer<lb/> lebendiger geworden. Der Kaufmann Schroͤder<lb/> hatte vier oder fuͤnf Schiffe, groß und klein, von<lb/> 280 bis 60 Laſt, in unſerm Hafen muͤßig liegen;<lb/> und dieſe waren nunmehr und ſpaͤterhin unauf-<lb/> hoͤrlich zwiſchen Colberg und Memel unterweges;<lb/> bald mit Kriegsgefangenen, deren wir uns dort-<lb/> hin entledigten, bald auch wohl nur mit einem<lb/> einzigen Briefe, wenn es eine beſonders wichtige<lb/> Angelegenheit betraf. Fuͤr eine jede ſolche Fahrt,<lb/> die jezuweilen, bei guͤnſtigem Winde, in fuͤnf bis<lb/> ſechs Tagen hin und zuruͤck gethan wurde, ward<lb/> dem Eigenthuͤmer die Laſt mit acht bis neun<lb/> Thalern bezahlt (nachdem er 15 bis 16 gefordert)<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [102/0118]
nen nur irgend geſtattete. Wenn mir im ver-
traulichen Geſpraͤch mit ihnen uͤber unſre Ange-
legenheiten die Geduld oft ausgieng und ich im
Eifer herausfuhr: „Wir muͤſſen den Loucadou,
der uns alles Gute queerbaͤumt, bei Seite ja-
gen!‟ — ſo laͤchelten ſie wohl, und mochten mir
innerlich Recht geben: aber zugleich ſchuͤttelten
ſie auch den Kopf und beſchwichtigten mich:
„Nein, Nettelbeck; ſo geht es doch nicht!‟
Deſto ſehnſuͤchtiger waren meine Blicke und
meine Hoffnungen auf Memel gerichtet: denn in
meiner Seele lebte ein unuͤberwindliches Ver-
trauen, daß der Klageſchrei, den ich bereits vor
einem Monat dahin hatte ertoͤnen laſſen, das
Ohr unſers guͤtigen Monarchen erreicht und ge-
ruͤhrt haben werde. Unſre Verbindung nach je-
nem Platze hin war nun nach und nach immer
lebendiger geworden. Der Kaufmann Schroͤder
hatte vier oder fuͤnf Schiffe, groß und klein, von
280 bis 60 Laſt, in unſerm Hafen muͤßig liegen;
und dieſe waren nunmehr und ſpaͤterhin unauf-
hoͤrlich zwiſchen Colberg und Memel unterweges;
bald mit Kriegsgefangenen, deren wir uns dort-
hin entledigten, bald auch wohl nur mit einem
einzigen Briefe, wenn es eine beſonders wichtige
Angelegenheit betraf. Fuͤr eine jede ſolche Fahrt,
die jezuweilen, bei guͤnſtigem Winde, in fuͤnf bis
ſechs Tagen hin und zuruͤck gethan wurde, ward
dem Eigenthuͤmer die Laſt mit acht bis neun
Thalern bezahlt (nachdem er 15 bis 16 gefordert)
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