Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.und ermahnte ihn, sich in seinen Ausdrücken zu Kaum hörte der Wüthende die ersten engli- und ermahnte ihn, ſich in ſeinen Ausdruͤcken zu Kaum hoͤrte der Wuͤthende die erſten engli- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0114" n="98"/> und ermahnte ihn, ſich in ſeinen Ausdruͤcken zu<lb/> maͤßigen und in die Umſtaͤnde guͤtlich zu fuͤgen.<lb/> Jn eben dem Maaſſe aber mehrte ſich ſeine Er-<lb/> eiferung; und ploͤtzlich hub er an, in gutem Eng-<lb/> liſch ſeinem verbitterten Herzen auf eine Weiſe<lb/> Luft zu machen, wobei Koͤnig und Alles, was<lb/> Preuſſiſch war, gar uͤbel wegkam. Hatt’ er ſich<lb/> aber vielleicht darauf verlaſſen, daß ſeine Zuhoͤrer,<lb/> aus Mangel an Verſtaͤndniß, ihm nicht das Wi-<lb/> derpart halten wuͤrden, ſo war er um ſo mehr<lb/> verwundert, als ich, der ich dieſe Laͤſterung nicht<lb/> laͤnger geduldig anhoͤren konnte, ihn in gleicher<lb/> Sprache bedeutete: daß, wenn er jene Worte zu<lb/> Deutſch uͤber ſeine Lippen gehen laſſen, ich ihm<lb/> nicht dafuͤr buͤrgen moͤchte, ob ſie ihm nicht Kopf<lb/> und Kragen koſten ſollten. Er werde alſo wohl-<lb/> thun, ſich Zaum und Gebiß anzulegen.</p><lb/> <p>Kaum hoͤrte der Wuͤthende die erſten engli-<lb/> ſchen Sylben aus meinem Munde, ſo ward er<lb/> urploͤtzlich ein ganz andrer Mann. Er fiel mir<lb/> entzuͤckt um den Hals; kuͤßte mich, und be-<lb/> theuerte, fuͤr Alles, was nur einen engliſchen<lb/> Klang habe, laſſe er Leib und Leben. Sofort<lb/> auch waren und blieben wir die beſten Freunde;<lb/> da ihm indeß ſein Unmuth immer wieder von<lb/> neuem aufſtieg, ſo forderte er Feder und Papier,<lb/> um an den Commandanten zu ſchreiben und Be-<lb/> ſchwerde uͤber die ihm widerfahrne Behandlung<lb/> zu fuͤhren. Beides ward ihm gereicht, um ſeine<lb/> Lebensgeiſter zu beruhigen. Die Feder tanzte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [98/0114]
und ermahnte ihn, ſich in ſeinen Ausdruͤcken zu
maͤßigen und in die Umſtaͤnde guͤtlich zu fuͤgen.
Jn eben dem Maaſſe aber mehrte ſich ſeine Er-
eiferung; und ploͤtzlich hub er an, in gutem Eng-
liſch ſeinem verbitterten Herzen auf eine Weiſe
Luft zu machen, wobei Koͤnig und Alles, was
Preuſſiſch war, gar uͤbel wegkam. Hatt’ er ſich
aber vielleicht darauf verlaſſen, daß ſeine Zuhoͤrer,
aus Mangel an Verſtaͤndniß, ihm nicht das Wi-
derpart halten wuͤrden, ſo war er um ſo mehr
verwundert, als ich, der ich dieſe Laͤſterung nicht
laͤnger geduldig anhoͤren konnte, ihn in gleicher
Sprache bedeutete: daß, wenn er jene Worte zu
Deutſch uͤber ſeine Lippen gehen laſſen, ich ihm
nicht dafuͤr buͤrgen moͤchte, ob ſie ihm nicht Kopf
und Kragen koſten ſollten. Er werde alſo wohl-
thun, ſich Zaum und Gebiß anzulegen.
Kaum hoͤrte der Wuͤthende die erſten engli-
ſchen Sylben aus meinem Munde, ſo ward er
urploͤtzlich ein ganz andrer Mann. Er fiel mir
entzuͤckt um den Hals; kuͤßte mich, und be-
theuerte, fuͤr Alles, was nur einen engliſchen
Klang habe, laſſe er Leib und Leben. Sofort
auch waren und blieben wir die beſten Freunde;
da ihm indeß ſein Unmuth immer wieder von
neuem aufſtieg, ſo forderte er Feder und Papier,
um an den Commandanten zu ſchreiben und Be-
ſchwerde uͤber die ihm widerfahrne Behandlung
zu fuͤhren. Beides ward ihm gereicht, um ſeine
Lebensgeiſter zu beruhigen. Die Feder tanzte
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