Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.ich gewöhnlich mit kriegerischer Musik empfangen. Jede Art von Ermunterung war aber auch ich gewoͤhnlich mit kriegeriſcher Muſik empfangen. Jede Art von Ermunterung war aber auch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0109" n="93"/> ich gewoͤhnlich mit kriegeriſcher Muſik empfangen.<lb/> Nicht ſelten zuckelte ich, wenn ſie zu irgend ei-<lb/> nem Angriff in’s Freie hinausruͤckten, auf mei-<lb/> nem Pferdchen neben ihnen her und ſuchte ihnen<lb/> getroſten Muth einzuſprechen; oder ich ſtimmte,<lb/> ob ich gleich nicht von ſangreicher Natur bin,<lb/> mit meiner Rabenkehle das Liedchen an: „Halt’t<lb/> euch wohl, ihr preuß’ſchen Bruͤder!‟ — wobei<lb/> Alle luſtig und guter Dinge wurden. Auch wuß-<lb/> ten ſie, daß, wenn es Verwundete oder ſonſt ein<lb/> Ungluͤck geben ſollte, ihr alter Freund ſchon in<lb/> der Naͤhe zu finden ſeyn werde.</p><lb/> <p>Jede Art von Ermunterung war aber auch<lb/> fuͤr dieſe braven Truppen um ſo nothwendiger,<lb/> da ſie in dieſem Zeitraume der Belagerung die<lb/> ſchwerſte Laſt derſelben faſt allein zu tragen hat-<lb/> ten: denn ſchon vom 5. April an hatten die Fran-<lb/> zoſen taͤgliche und immer ernſtlichere Unterneh-<lb/> mungen gegen die Maikuhle verſucht, waren aber<lb/> jedesmal mit blutigen Koͤpfen zuruͤckgewieſen wor-<lb/> den; wobei die Feſtungs-Artillerie ſie in der rech-<lb/> ten Flanke wacker mitnahm, ſo oft ſie ſich in<lb/> den Bereich derſelben verirrten. Meiſt aber gien-<lb/> gen ihre Angriffe von dem Punkte von Alt- und<lb/> Reu-Werder aus, indem ſie, wie z. B. am 9.<lb/> und 10. April, vielleicht tauſend und mehr Men-<lb/> ſchen dazu verwandten. Hier legte ihnen jedoch<lb/> das große Torfmoor, welches ſich bis zum Col-<lb/> berger Deep hinerſtreckt, und nur auf wenigen<lb/> Daͤmmen zugaͤnglich iſt, ſo große Hinderniſſe<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [93/0109]
ich gewoͤhnlich mit kriegeriſcher Muſik empfangen.
Nicht ſelten zuckelte ich, wenn ſie zu irgend ei-
nem Angriff in’s Freie hinausruͤckten, auf mei-
nem Pferdchen neben ihnen her und ſuchte ihnen
getroſten Muth einzuſprechen; oder ich ſtimmte,
ob ich gleich nicht von ſangreicher Natur bin,
mit meiner Rabenkehle das Liedchen an: „Halt’t
euch wohl, ihr preuß’ſchen Bruͤder!‟ — wobei
Alle luſtig und guter Dinge wurden. Auch wuß-
ten ſie, daß, wenn es Verwundete oder ſonſt ein
Ungluͤck geben ſollte, ihr alter Freund ſchon in
der Naͤhe zu finden ſeyn werde.
Jede Art von Ermunterung war aber auch
fuͤr dieſe braven Truppen um ſo nothwendiger,
da ſie in dieſem Zeitraume der Belagerung die
ſchwerſte Laſt derſelben faſt allein zu tragen hat-
ten: denn ſchon vom 5. April an hatten die Fran-
zoſen taͤgliche und immer ernſtlichere Unterneh-
mungen gegen die Maikuhle verſucht, waren aber
jedesmal mit blutigen Koͤpfen zuruͤckgewieſen wor-
den; wobei die Feſtungs-Artillerie ſie in der rech-
ten Flanke wacker mitnahm, ſo oft ſie ſich in
den Bereich derſelben verirrten. Meiſt aber gien-
gen ihre Angriffe von dem Punkte von Alt- und
Reu-Werder aus, indem ſie, wie z. B. am 9.
und 10. April, vielleicht tauſend und mehr Men-
ſchen dazu verwandten. Hier legte ihnen jedoch
das große Torfmoor, welches ſich bis zum Col-
berger Deep hinerſtreckt, und nur auf wenigen
Daͤmmen zugaͤnglich iſt, ſo große Hinderniſſe
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