Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.ten ihn so lange im Guten und im Bösen, bis Wie es aber auch gekommen wäre, so glau- ten ihn ſo lange im Guten und im Boͤſen, bis Wie es aber auch gekommen waͤre, ſo glau- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0107" n="91"/> ten ihn ſo lange im Guten und im Boͤſen, bis<lb/> ſie ſeine Entruͤſtung einigermaaſſen milderten, oder<lb/> vielleicht auch ihn ahnen lieſſen, daß er hier kein<lb/> ſo leichtes Spiel haben werde. „Gut! gut!‟<lb/> rief er endlich — „So mag der alte Burſche dies-<lb/> mal laufen. Huͤt’ er ſich nur, daß ich ihn nicht<lb/> wieder faſſe!‟ — So gieng Alles friedlich aus-<lb/> einander; waͤhrend ich ſelbſt, der ich mich ruhig<lb/> inne hielt, den Tumult und das Laufen des Volks<lb/> zwar durch mein Fenſter bemerkte, aber doch wei-<lb/> ter kein Arges daraus hatte, daß es mich ſo nahe<lb/> angehen koͤnnte. Selbſt die ich fragte, blieben<lb/> mir die Antwort ſchuldig; und erſt des andern<lb/> Tages erfuhr ich aus des Landraths Munde, wie<lb/> ſchlimm es auf mich und mein Leben gemuͤnzt<lb/> geweſen.</p><lb/> <p>Wie es aber auch gekommen waͤre, ſo glau-<lb/> be ich doch, daß ich unter dem Militair Freunde<lb/> genug gefunden haͤtte, die Alles, was ſich ver-<lb/> antworten ließ, angewandt haben wuͤrden, die<lb/> Sache zu meinem Vortheil in’s Gleiche zu rich-<lb/> ten. Auch meyne ich wohl, es einigermaaſſen um<lb/> ſie verdient zu haben, da ich keine Muͤhe und<lb/> Anſtrengung ſcheute, ihre Lage nach Moͤglichkeit<lb/> zu erleichtern. Zumal waren die Umſtaͤnde des<lb/> Schillſchen Corps in der Maikuhle von einer Be-<lb/> ſchaffenheit, daß ſie fuͤr wahrhaft beklagenswerth<lb/> gelten konnten. Die armen Leute waren dort<lb/> taͤglich und ſtuͤndlich auf den Beinen, weil der<lb/> Feind ſie unaufhoͤrlich neckte und in Athem er-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [91/0107]
ten ihn ſo lange im Guten und im Boͤſen, bis
ſie ſeine Entruͤſtung einigermaaſſen milderten, oder
vielleicht auch ihn ahnen lieſſen, daß er hier kein
ſo leichtes Spiel haben werde. „Gut! gut!‟
rief er endlich — „So mag der alte Burſche dies-
mal laufen. Huͤt’ er ſich nur, daß ich ihn nicht
wieder faſſe!‟ — So gieng Alles friedlich aus-
einander; waͤhrend ich ſelbſt, der ich mich ruhig
inne hielt, den Tumult und das Laufen des Volks
zwar durch mein Fenſter bemerkte, aber doch wei-
ter kein Arges daraus hatte, daß es mich ſo nahe
angehen koͤnnte. Selbſt die ich fragte, blieben
mir die Antwort ſchuldig; und erſt des andern
Tages erfuhr ich aus des Landraths Munde, wie
ſchlimm es auf mich und mein Leben gemuͤnzt
geweſen.
Wie es aber auch gekommen waͤre, ſo glau-
be ich doch, daß ich unter dem Militair Freunde
genug gefunden haͤtte, die Alles, was ſich ver-
antworten ließ, angewandt haben wuͤrden, die
Sache zu meinem Vortheil in’s Gleiche zu rich-
ten. Auch meyne ich wohl, es einigermaaſſen um
ſie verdient zu haben, da ich keine Muͤhe und
Anſtrengung ſcheute, ihre Lage nach Moͤglichkeit
zu erleichtern. Zumal waren die Umſtaͤnde des
Schillſchen Corps in der Maikuhle von einer Be-
ſchaffenheit, daß ſie fuͤr wahrhaft beklagenswerth
gelten konnten. Die armen Leute waren dort
taͤglich und ſtuͤndlich auf den Beinen, weil der
Feind ſie unaufhoͤrlich neckte und in Athem er-
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