Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.kriechen!" ... Mehr konnt' er nicht hervorbrin- So etwas sehen und hören, ließ mich Mei- Der Landrath Dahlke, mein Nebenmann, kriechen!‟ … Mehr konnt’ er nicht hervorbrin- So etwas ſehen und hoͤren, ließ mich Mei- Der Landrath Dahlke, mein Nebenmann, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0105" n="89"/> kriechen!‟ … Mehr konnt’ er nicht hervorbrin-<lb/> gen.</p><lb/> <p>So etwas ſehen und hoͤren, ließ mich Mei-<lb/> ner nicht laͤnger maͤchtig bleiben; und ich that<lb/> einen Schritt, den ich jetzt ſelber nicht gut heiſſe,<lb/> obwohl ich mir dabei der reinſten Abſicht bewußt<lb/> bin. Jch fuhr gegen ihn auf, und ſchrie: „Halt!<lb/> Der Erſte, wer er auch ſey, der das verdammte<lb/> Wort wieder ausſpricht von „zu Kreuze kriechen‟<lb/> und Uebergabe der Feſtung, der ſtirbt des Todes<lb/> von meiner Hand!‟ — Dabei fuhr mir der De-<lb/> gen, ich weiß nicht wie? aus der Scheide, und<lb/> mit der Spitze gegen den Feigling gerichtet, ſetzte<lb/> ich hinzu zu Allen, die es hoͤren wollten: „Laßt<lb/> uns brav und ehrlich ſeyn, oder wir verdienen,<lb/> wie die Memmen (Eigentlich braucht’ ich wohl<lb/> ein andres Wort) zu ſterben!‟</p><lb/> <p>Der Landrath Dahlke, mein Nebenmann,<lb/> faßte mich von hinten und zog mich von Lou-<lb/> cadou zuruͤck; waͤhrend Dieſer vom Kaufmann<lb/> Schroͤder verhindert wurde, ſeine Haͤnde zu ge-<lb/> brauchen, die gleichfalls nach der Klinge griffen.<lb/> Seine Zornwuth kannte keine Grenzen mehr.<lb/> „<hi rendition="#fr">Arret</hi>iren!‟ ſchrie er, mit ſchaͤumendem Munde<lb/> — „gleich arretiren! Jn Ketten und Banden!‟<lb/> — Da ſich indeß Alles um ihn zuſammendraͤngte,<lb/> der Landrath aber mich aus allen Kraͤften von<lb/> ihm entfernte: ſo mußte er wohl glauben, daß<lb/> man mich in’s Gefaͤngniß davonfuͤhre; und ſo<lb/> kamen wir einander aus dem Geſichte. Jch aber,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [89/0105]
kriechen!‟ … Mehr konnt’ er nicht hervorbrin-
gen.
So etwas ſehen und hoͤren, ließ mich Mei-
ner nicht laͤnger maͤchtig bleiben; und ich that
einen Schritt, den ich jetzt ſelber nicht gut heiſſe,
obwohl ich mir dabei der reinſten Abſicht bewußt
bin. Jch fuhr gegen ihn auf, und ſchrie: „Halt!
Der Erſte, wer er auch ſey, der das verdammte
Wort wieder ausſpricht von „zu Kreuze kriechen‟
und Uebergabe der Feſtung, der ſtirbt des Todes
von meiner Hand!‟ — Dabei fuhr mir der De-
gen, ich weiß nicht wie? aus der Scheide, und
mit der Spitze gegen den Feigling gerichtet, ſetzte
ich hinzu zu Allen, die es hoͤren wollten: „Laßt
uns brav und ehrlich ſeyn, oder wir verdienen,
wie die Memmen (Eigentlich braucht’ ich wohl
ein andres Wort) zu ſterben!‟
Der Landrath Dahlke, mein Nebenmann,
faßte mich von hinten und zog mich von Lou-
cadou zuruͤck; waͤhrend Dieſer vom Kaufmann
Schroͤder verhindert wurde, ſeine Haͤnde zu ge-
brauchen, die gleichfalls nach der Klinge griffen.
Seine Zornwuth kannte keine Grenzen mehr.
„Arretiren!‟ ſchrie er, mit ſchaͤumendem Munde
— „gleich arretiren! Jn Ketten und Banden!‟
— Da ſich indeß Alles um ihn zuſammendraͤngte,
der Landrath aber mich aus allen Kraͤften von
ihm entfernte: ſo mußte er wohl glauben, daß
man mich in’s Gefaͤngniß davonfuͤhre; und ſo
kamen wir einander aus dem Geſichte. Jch aber,
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