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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.

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gleiche Weise brachte ich ihm in Erinnerung, daß
die Stadt ehedem zu Dreienmalen, und zwar
heftig genug, mit Bomben geängstigt worden,
ohne daß man gleichwohl nöthig gefunden hätte,
das Pflaster zu rühren. Dies schiene hier, bei
unsern engen Gassen, sogar schädlich und hinder-
lich, weil dann, bei entstandener Feuersgefahr,
weder Sprützen, noch Wasserküfen, einen Weg
durch die Steinhaufen und den umgewühlten Bo-
den würden finden können. Es möchte also wohl
der beste Rath zur Sache seyn, dergleichen ge-
lehrte Experimente, die vielleicht anderwärts bes-
ser paßten, hier bei Seite zu setzen und uns nur
tapfer unsrer Haut zu wehren. -- Jch glaube,
ich hätte besser gethan, das nicht zu sagen: denn
es machte den alten Herrn verdrüßlich, und ich
hatte einige Lacher auf meiner Seite.

Während es noch hievon die Rede gab, zo-
gen einige feindliche Granaten, die von Zeit zu
Zeit geworfen wurden, ihren Bogen; schlugen
nicht weit von uns durch die Dächer der Häuser,
platzten und richteten Schaden an. Fast zu glei-
cher Zeit fuhr eine Bombe, kaum 20 oder 30
Schritte weit von unserm zusammengetretenen
Kreise nieder; zersprang, beschädigte aber Nie-
mand. Bei dem Knall sah sich der Obriste, mit
etwas verwirrten Blicken, unter uns um, und
stotterte: "Meine Herren, wenn das so fort-
geht, so werden wir doch noch müssen zu Kreuze

gleiche Weiſe brachte ich ihm in Erinnerung, daß
die Stadt ehedem zu Dreienmalen, und zwar
heftig genug, mit Bomben geaͤngſtigt worden,
ohne daß man gleichwohl noͤthig gefunden haͤtte,
das Pflaſter zu ruͤhren. Dies ſchiene hier, bei
unſern engen Gaſſen, ſogar ſchaͤdlich und hinder-
lich, weil dann, bei entſtandener Feuersgefahr,
weder Spruͤtzen, noch Waſſerkuͤfen, einen Weg
durch die Steinhaufen und den umgewuͤhlten Bo-
den wuͤrden finden koͤnnen. Es moͤchte alſo wohl
der beſte Rath zur Sache ſeyn, dergleichen ge-
lehrte Experimente, die vielleicht anderwaͤrts beſ-
ſer paßten, hier bei Seite zu ſetzen und uns nur
tapfer unſrer Haut zu wehren. — Jch glaube,
ich haͤtte beſſer gethan, das nicht zu ſagen: denn
es machte den alten Herrn verdruͤßlich, und ich
hatte einige Lacher auf meiner Seite.

Waͤhrend es noch hievon die Rede gab, zo-
gen einige feindliche Granaten, die von Zeit zu
Zeit geworfen wurden, ihren Bogen; ſchlugen
nicht weit von uns durch die Daͤcher der Haͤuſer,
platzten und richteten Schaden an. Faſt zu glei-
cher Zeit fuhr eine Bombe, kaum 20 oder 30
Schritte weit von unſerm zuſammengetretenen
Kreiſe nieder; zerſprang, beſchaͤdigte aber Nie-
mand. Bei dem Knall ſah ſich der Obriſte, mit
etwas verwirrten Blicken, unter uns um, und
ſtotterte: „Meine Herren, wenn das ſo fort-
geht, ſo werden wir doch noch muͤſſen zu Kreuze

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[88/0104] gleiche Weiſe brachte ich ihm in Erinnerung, daß die Stadt ehedem zu Dreienmalen, und zwar heftig genug, mit Bomben geaͤngſtigt worden, ohne daß man gleichwohl noͤthig gefunden haͤtte, das Pflaſter zu ruͤhren. Dies ſchiene hier, bei unſern engen Gaſſen, ſogar ſchaͤdlich und hinder- lich, weil dann, bei entſtandener Feuersgefahr, weder Spruͤtzen, noch Waſſerkuͤfen, einen Weg durch die Steinhaufen und den umgewuͤhlten Bo- den wuͤrden finden koͤnnen. Es moͤchte alſo wohl der beſte Rath zur Sache ſeyn, dergleichen ge- lehrte Experimente, die vielleicht anderwaͤrts beſ- ſer paßten, hier bei Seite zu ſetzen und uns nur tapfer unſrer Haut zu wehren. — Jch glaube, ich haͤtte beſſer gethan, das nicht zu ſagen: denn es machte den alten Herrn verdruͤßlich, und ich hatte einige Lacher auf meiner Seite. Waͤhrend es noch hievon die Rede gab, zo- gen einige feindliche Granaten, die von Zeit zu Zeit geworfen wurden, ihren Bogen; ſchlugen nicht weit von uns durch die Daͤcher der Haͤuſer, platzten und richteten Schaden an. Faſt zu glei- cher Zeit fuhr eine Bombe, kaum 20 oder 30 Schritte weit von unſerm zuſammengetretenen Kreiſe nieder; zerſprang, beſchaͤdigte aber Nie- mand. Bei dem Knall ſah ſich der Obriſte, mit etwas verwirrten Blicken, unter uns um, und ſtotterte: „Meine Herren, wenn das ſo fort- geht, ſo werden wir doch noch muͤſſen zu Kreuze

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/104>, abgerufen am 23.11.2024.