Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.angelegt, die vorstehenden Gebäude in Brand zu Auch am 5. April machten uns die franzö- angelegt, die vorſtehenden Gebaͤude in Brand zu Auch am 5. April machten uns die franzoͤ- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0103" n="87"/> angelegt, die vorſtehenden Gebaͤude in Brand zu<lb/> ſchieſſen. Unſre Bomben und Granaten zuͤndeten<lb/> auch wirklich: allein da jene keine zuſammenhaͤn-<lb/> gende Maſſe bildeten, ſo griff das Feuer nicht<lb/> um ſich, und unſer Pulver war vergeblich ver-<lb/> ſchoſſen.</p><lb/> <p>Auch am 5. April machten uns die franzoͤ-<lb/> ſiſchen Granaten von dort her von Zeit zu Zeit<lb/> unangenehme Beſuche, als ich mich, mit hundert<lb/> und mehr Menſchen, auf dem Markte befand,<lb/> wo der Commandant den Buͤrgern ſeine Befehle<lb/> austheilte, die mir als der Sache ſehr wenig an-<lb/> gemeſſen erſchienen. So hatte er geboten, daß<lb/> alle Hausdaͤcher hoch mit Duͤnger belegt werden<lb/> ſollten, um das Durchſchlagen der Bomben zu<lb/> verhuͤten; eben ſo wie, daß uͤberall das Straßen-<lb/> pflaſter aufgeriſſen werden ſollte, um gleichfalls<lb/> jene Art des Geſchoſſes unſchaͤdlicher zu machen.<lb/> Nun habe ich zum Ungluͤck eine Gattung von<lb/> ſchlichtem Menſchenverſtand, die zu keiner Abſur-<lb/> ditaͤt, in welcherlei Munde ſie ſich auch mag hoͤ-<lb/> ren laſſen, gutwillig ſchweigen kann. Jch war<lb/> alſo auch hier ſo vorwitzig, gegen ihn meinen<lb/> gedoppelten Zweifel zu aͤuſſern; — Einmal, ob<lb/> der anbefohlene Duͤnger auf unſern Daͤchern, die<lb/> durchgaͤngig eine Neigung von mehr, als 45 Grad<lb/> haͤtten, wohl lange haften duͤrfte; und dann, ob<lb/> die Granaten auch wohl vor ſolcherlei bedeckten<lb/> Daͤchern, nach deren bekannten leichten Conſtruc-<lb/> tion, ſonderlichen Reſpect beweiſen moͤchten? Auf<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [87/0103]
angelegt, die vorſtehenden Gebaͤude in Brand zu
ſchieſſen. Unſre Bomben und Granaten zuͤndeten
auch wirklich: allein da jene keine zuſammenhaͤn-
gende Maſſe bildeten, ſo griff das Feuer nicht
um ſich, und unſer Pulver war vergeblich ver-
ſchoſſen.
Auch am 5. April machten uns die franzoͤ-
ſiſchen Granaten von dort her von Zeit zu Zeit
unangenehme Beſuche, als ich mich, mit hundert
und mehr Menſchen, auf dem Markte befand,
wo der Commandant den Buͤrgern ſeine Befehle
austheilte, die mir als der Sache ſehr wenig an-
gemeſſen erſchienen. So hatte er geboten, daß
alle Hausdaͤcher hoch mit Duͤnger belegt werden
ſollten, um das Durchſchlagen der Bomben zu
verhuͤten; eben ſo wie, daß uͤberall das Straßen-
pflaſter aufgeriſſen werden ſollte, um gleichfalls
jene Art des Geſchoſſes unſchaͤdlicher zu machen.
Nun habe ich zum Ungluͤck eine Gattung von
ſchlichtem Menſchenverſtand, die zu keiner Abſur-
ditaͤt, in welcherlei Munde ſie ſich auch mag hoͤ-
ren laſſen, gutwillig ſchweigen kann. Jch war
alſo auch hier ſo vorwitzig, gegen ihn meinen
gedoppelten Zweifel zu aͤuſſern; — Einmal, ob
der anbefohlene Duͤnger auf unſern Daͤchern, die
durchgaͤngig eine Neigung von mehr, als 45 Grad
haͤtten, wohl lange haften duͤrfte; und dann, ob
die Granaten auch wohl vor ſolcherlei bedeckten
Daͤchern, nach deren bekannten leichten Conſtruc-
tion, ſonderlichen Reſpect beweiſen moͤchten? Auf
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