Spiel, Possen und Gelärm währen fort bis um drei Uhr Nachmittags, wo wieder- um Anstalten zu einer zweiten Mahlzeit ge- macht werden; nur daß jetzt, statt der Gerst- graupen, große Saubohnen gekocht, zu einem dicken Brei gedrückt und mit Salz, Pfeffer und Palm-Oel gewürzt sind. Die Art der Abspeisung, des Waschens, Trocknens, Trin- kens und Abräumens bleibt dabei die nem- liche; nur wird mit Allem noch mehr geeilt, weil unmittelbar darauf die Trommel zum lustigen Tanze gerührt wird. Alles ist dann, wie elektrisirt; das Entzücken spricht aus jedem Blicke; der ganze Körper geräth in Bewegung, und Verzuckungen, Sprünge und Posituren kommen zum Vorschein, daß man ein losgelassenes Tollhaus vor sich zu sehen glaubt. Die Weiber und Mädchen sind in- deß doch die Ersessensten auf dies Vergnü- gen; und um die Lust noch zu mehren, sprin- gen selbst der Kapitain, die Steuerleute und die Matrosen mit den Leidlichsten von ihnen zu Zeiten herum; -- sollte es auch nur der Eigennutz gebieten, damit die schwarze Waare desto frischer und munterer an ihrem Be- stimmungsorte anlange.
Gegen fünf Uhr geht endlich der Ball aus; und wer sich dabei am meisten ange- strengt hat, empfängt wohl noch einen Trunk Wasser zu seiner Labung. Wenn dann die
Spiel, Poſſen und Gelaͤrm waͤhren fort bis um drei Uhr Nachmittags, wo wieder- um Anſtalten zu einer zweiten Mahlzeit ge- macht werden; nur daß jetzt, ſtatt der Gerſt- graupen, große Saubohnen gekocht, zu einem dicken Brei gedruͤckt und mit Salz, Pfeffer und Palm-Oel gewuͤrzt ſind. Die Art der Abſpeiſung, des Waſchens, Trocknens, Trin- kens und Abraͤumens bleibt dabei die nem- liche; nur wird mit Allem noch mehr geeilt, weil unmittelbar darauf die Trommel zum luſtigen Tanze geruͤhrt wird. Alles iſt dann, wie elektriſirt; das Entzuͤcken ſpricht aus jedem Blicke; der ganze Koͤrper geraͤth in Bewegung, und Verzuckungen, Spruͤnge und Poſituren kommen zum Vorſchein, daß man ein losgelaſſenes Tollhaus vor ſich zu ſehen glaubt. Die Weiber und Maͤdchen ſind in- deß doch die Erſeſſenſten auf dies Vergnuͤ- gen; und um die Luſt noch zu mehren, ſprin- gen ſelbſt der Kapitain, die Steuerleute und die Matroſen mit den Leidlichſten von ihnen zu Zeiten herum; — ſollte es auch nur der Eigennutz gebieten, damit die ſchwarze Waare deſto friſcher und munterer an ihrem Be- ſtimmungsorte anlange.
Gegen fuͤnf Uhr geht endlich der Ball aus; und wer ſich dabei am meiſten ange- ſtrengt hat, empfaͤngt wohl noch einen Trunk Waſſer zu ſeiner Labung. Wenn dann die
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0091"n="87"/><p>Spiel, Poſſen und Gelaͤrm waͤhren fort<lb/>
bis um drei Uhr Nachmittags, wo wieder-<lb/>
um Anſtalten zu einer zweiten Mahlzeit ge-<lb/>
macht werden; nur daß jetzt, ſtatt der Gerſt-<lb/>
graupen, große Saubohnen gekocht, zu einem<lb/>
dicken Brei gedruͤckt und mit Salz, Pfeffer<lb/>
und Palm-Oel gewuͤrzt ſind. Die Art der<lb/>
Abſpeiſung, des Waſchens, Trocknens, Trin-<lb/>
kens und Abraͤumens bleibt dabei die nem-<lb/>
liche; nur wird mit Allem noch mehr geeilt,<lb/>
weil unmittelbar darauf die Trommel zum<lb/>
luſtigen Tanze geruͤhrt wird. Alles iſt dann,<lb/>
wie elektriſirt; das Entzuͤcken ſpricht aus<lb/>
jedem Blicke; der ganze Koͤrper geraͤth in<lb/>
Bewegung, und Verzuckungen, Spruͤnge und<lb/>
Poſituren kommen zum Vorſchein, daß man<lb/>
ein losgelaſſenes Tollhaus vor ſich zu ſehen<lb/>
glaubt. Die Weiber und Maͤdchen ſind in-<lb/>
deß doch die Erſeſſenſten auf dies Vergnuͤ-<lb/>
gen; und um die Luſt noch zu mehren, ſprin-<lb/>
gen ſelbſt der Kapitain, die Steuerleute und<lb/>
die Matroſen mit den Leidlichſten von ihnen<lb/>
zu Zeiten herum; —ſollte es auch nur der<lb/>
Eigennutz gebieten, damit die ſchwarze Waare<lb/>
deſto friſcher und munterer an ihrem Be-<lb/>ſtimmungsorte anlange.</p><lb/><p>Gegen fuͤnf Uhr geht endlich der Ball<lb/>
aus; und wer ſich dabei am meiſten ange-<lb/>ſtrengt hat, empfaͤngt wohl noch einen Trunk<lb/>
Waſſer zu ſeiner Labung. Wenn dann die<lb/></p></div></body></text></TEI>
[87/0091]
Spiel, Poſſen und Gelaͤrm waͤhren fort
bis um drei Uhr Nachmittags, wo wieder-
um Anſtalten zu einer zweiten Mahlzeit ge-
macht werden; nur daß jetzt, ſtatt der Gerſt-
graupen, große Saubohnen gekocht, zu einem
dicken Brei gedruͤckt und mit Salz, Pfeffer
und Palm-Oel gewuͤrzt ſind. Die Art der
Abſpeiſung, des Waſchens, Trocknens, Trin-
kens und Abraͤumens bleibt dabei die nem-
liche; nur wird mit Allem noch mehr geeilt,
weil unmittelbar darauf die Trommel zum
luſtigen Tanze geruͤhrt wird. Alles iſt dann,
wie elektriſirt; das Entzuͤcken ſpricht aus
jedem Blicke; der ganze Koͤrper geraͤth in
Bewegung, und Verzuckungen, Spruͤnge und
Poſituren kommen zum Vorſchein, daß man
ein losgelaſſenes Tollhaus vor ſich zu ſehen
glaubt. Die Weiber und Maͤdchen ſind in-
deß doch die Erſeſſenſten auf dies Vergnuͤ-
gen; und um die Luſt noch zu mehren, ſprin-
gen ſelbſt der Kapitain, die Steuerleute und
die Matroſen mit den Leidlichſten von ihnen
zu Zeiten herum; — ſollte es auch nur der
Eigennutz gebieten, damit die ſchwarze Waare
deſto friſcher und munterer an ihrem Be-
ſtimmungsorte anlange.
Gegen fuͤnf Uhr geht endlich der Ball
aus; und wer ſich dabei am meiſten ange-
ſtrengt hat, empfaͤngt wohl noch einen Trunk
Waſſer zu ſeiner Labung. Wenn dann die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/91>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.