Freude, und in der brennend-schwülen Son- nenhitze, der sie, ohne alle Bedeckung, den ganzen Tag ausgesetzt sind, muß es ihnen auch wirklich für eine wahre Erquickung gel- ten. Noch wohlthätiger aber ist für sie die nun nächstfolgende Operation, indem einige Eimer, halb mit frischem Wasser angefüllt, und mit etwas Zitronen-Saft, Branntwein und Palm-Oel durchgerührt, auf's Verdeck gesetzt werden, um sich damit den ganzen Leib zu waschen und einzureiben, weil sonst das scharf gesalzene Seewasser die Haut zu hart angreifen würde.
Für die männlichen Sklaven sind ein paar besonders lustige und pfiffige Matrosen ausgewählt, welche die Bestimmung haben, für ihren muntern Zeitvertreib zu sorgen und sie durch allerlei auf die Bahn gebrachte Spiele zu unterhalten. Zu dem Ende wer- den auch Tabacksblätter unter sie ausgetheilt, welche, nachdem sie in lauter kleine Fetzen zerrissen worden, als Spielmarken dienen und ihre Gewinnsucht mächtig reizen. Zu glei- chem Behuf erhalten dagegen die Weiber allerlei Arten Korallen, Nadeln, Zwirnfäden, Endchen Band und bunte Läppchen; und Alles wird aufgeboten, um sie zu zerstreuen und keine schwermüthigen Gedanken in ihnen aufkommen zu lassen.
Freude, und in der brennend-ſchwuͤlen Son- nenhitze, der ſie, ohne alle Bedeckung, den ganzen Tag ausgeſetzt ſind, muß es ihnen auch wirklich fuͤr eine wahre Erquickung gel- ten. Noch wohlthaͤtiger aber iſt fuͤr ſie die nun naͤchſtfolgende Operation, indem einige Eimer, halb mit friſchem Waſſer angefuͤllt, und mit etwas Zitronen-Saft, Branntwein und Palm-Oel durchgeruͤhrt, auf’s Verdeck geſetzt werden, um ſich damit den ganzen Leib zu waſchen und einzureiben, weil ſonſt das ſcharf geſalzene Seewaſſer die Haut zu hart angreifen wuͤrde.
Fuͤr die maͤnnlichen Sklaven ſind ein paar beſonders luſtige und pfiffige Matroſen ausgewaͤhlt, welche die Beſtimmung haben, fuͤr ihren muntern Zeitvertreib zu ſorgen und ſie durch allerlei auf die Bahn gebrachte Spiele zu unterhalten. Zu dem Ende wer- den auch Tabacksblaͤtter unter ſie ausgetheilt, welche, nachdem ſie in lauter kleine Fetzen zerriſſen worden, als Spielmarken dienen und ihre Gewinnſucht maͤchtig reizen. Zu glei- chem Behuf erhalten dagegen die Weiber allerlei Arten Korallen, Nadeln, Zwirnfaͤden, Endchen Band und bunte Laͤppchen; und Alles wird aufgeboten, um ſie zu zerſtreuen und keine ſchwermuͤthigen Gedanken in ihnen aufkommen zu laſſen.
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Freude, und in der brennend-ſchwuͤlen Son-
nenhitze, der ſie, ohne alle Bedeckung, den
ganzen Tag ausgeſetzt ſind, muß es ihnen
auch wirklich fuͤr eine wahre Erquickung gel-
ten. Noch wohlthaͤtiger aber iſt fuͤr ſie die
nun naͤchſtfolgende Operation, indem einige
Eimer, halb mit friſchem Waſſer angefuͤllt,
und mit etwas Zitronen-Saft, Branntwein
und Palm-Oel durchgeruͤhrt, auf’s Verdeck
geſetzt werden, um ſich damit den ganzen
Leib zu waſchen und einzureiben, weil ſonſt
das ſcharf geſalzene Seewaſſer die Haut zu
hart angreifen wuͤrde.
Fuͤr die maͤnnlichen Sklaven ſind ein
paar beſonders luſtige und pfiffige Matroſen
ausgewaͤhlt, welche die Beſtimmung haben,
fuͤr ihren muntern Zeitvertreib zu ſorgen und
ſie durch allerlei auf die Bahn gebrachte
Spiele zu unterhalten. Zu dem Ende wer-
den auch Tabacksblaͤtter unter ſie ausgetheilt,
welche, nachdem ſie in lauter kleine Fetzen
zerriſſen worden, als Spielmarken dienen und
ihre Gewinnſucht maͤchtig reizen. Zu glei-
chem Behuf erhalten dagegen die Weiber
allerlei Arten Korallen, Nadeln, Zwirnfaͤden,
Endchen Band und bunte Laͤppchen; und
Alles wird aufgeboten, um ſie zu zerſtreuen
und keine ſchwermuͤthigen Gedanken in ihnen
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/90>, abgerufen am 16.02.2025.
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