der Küste, als tiefer im Lande, sie nicht missen, und sind darum unablässig darauf bedacht, sich die Waare zu verschaffen, wo- durch sie sich dieselben eintauschen können. Also ist auch das ganze Land immerfort in kleine Partheien getheilt, die sich feindlich in den Haaren liegen und alle Gefangenen, welche sie machen, entweder an die schwarzen Sklavenhändler verkaufen, oder sie unmit- telbar zu den europäischen Sklavenschiffen abführen. Allein oft, wenn es ihnen an solcher Kriegsbeute fehlt und sie neue Waa- ren-Vorräthe bedürfen, greifen ihre Häupt- linge, die eine despotische Gewalt über ihre Unterthanen ausüben, diejenigen auf, welche sie für die entbehrlichsten halten; oder es ge- schieht wohl auch, daß der Vater sein Kind, der Mann das Weib und der Bruder den Bruder auf den Sklavenmarkt zum Verkaufe schleppt. Man begreift leicht, daß es bei solchen Raubzügen an Grausamkeiten jeder Art nicht fehlen kann, und daß sich alle diese Länder dabei in dem elendesten Zu- stande befinden. Aber eben so wenig kann auch abgeläugnet werden, daß die erste Ver- anlassung zu all diesem Elende von den Eu- ropäern herrührt, welche durch ihre eifrige Nachfrage den Menschenraub bisher begün- stigt und unterhalten haben.
der Kuͤſte, als tiefer im Lande, ſie nicht miſſen, und ſind darum unablaͤſſig darauf bedacht, ſich die Waare zu verſchaffen, wo- durch ſie ſich dieſelben eintauſchen koͤnnen. Alſo iſt auch das ganze Land immerfort in kleine Partheien getheilt, die ſich feindlich in den Haaren liegen und alle Gefangenen, welche ſie machen, entweder an die ſchwarzen Sklavenhaͤndler verkaufen, oder ſie unmit- telbar zu den europaͤiſchen Sklavenſchiffen abfuͤhren. Allein oft, wenn es ihnen an ſolcher Kriegsbeute fehlt und ſie neue Waa- ren-Vorraͤthe beduͤrfen, greifen ihre Haͤupt- linge, die eine deſpotiſche Gewalt uͤber ihre Unterthanen ausuͤben, diejenigen auf, welche ſie fuͤr die entbehrlichſten halten; oder es ge- ſchieht wohl auch, daß der Vater ſein Kind, der Mann das Weib und der Bruder den Bruder auf den Sklavenmarkt zum Verkaufe ſchleppt. Man begreift leicht, daß es bei ſolchen Raubzuͤgen an Grauſamkeiten jeder Art nicht fehlen kann, und daß ſich alle dieſe Laͤnder dabei in dem elendeſten Zu- ſtande befinden. Aber eben ſo wenig kann auch abgelaͤugnet werden, daß die erſte Ver- anlaſſung zu all dieſem Elende von den Eu- ropaͤern herruͤhrt, welche durch ihre eifrige Nachfrage den Menſchenraub bisher beguͤn- ſtigt und unterhalten haben.
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[4/0008]
der Kuͤſte, als tiefer im Lande, ſie nicht
miſſen, und ſind darum unablaͤſſig darauf
bedacht, ſich die Waare zu verſchaffen, wo-
durch ſie ſich dieſelben eintauſchen koͤnnen. Alſo
iſt auch das ganze Land immerfort in kleine
Partheien getheilt, die ſich feindlich in den
Haaren liegen und alle Gefangenen, welche
ſie machen, entweder an die ſchwarzen
Sklavenhaͤndler verkaufen, oder ſie unmit-
telbar zu den europaͤiſchen Sklavenſchiffen
abfuͤhren. Allein oft, wenn es ihnen an
ſolcher Kriegsbeute fehlt und ſie neue Waa-
ren-Vorraͤthe beduͤrfen, greifen ihre Haͤupt-
linge, die eine deſpotiſche Gewalt uͤber ihre
Unterthanen ausuͤben, diejenigen auf, welche
ſie fuͤr die entbehrlichſten halten; oder es ge-
ſchieht wohl auch, daß der Vater ſein Kind,
der Mann das Weib und der Bruder den
Bruder auf den Sklavenmarkt zum Verkaufe
ſchleppt. Man begreift leicht, daß es bei
ſolchen Raubzuͤgen an Grauſamkeiten jeder
Art nicht fehlen kann, und daß ſich alle
dieſe Laͤnder dabei in dem elendeſten Zu-
ſtande befinden. Aber eben ſo wenig kann
auch abgelaͤugnet werden, daß die erſte Ver-
anlaſſung zu all dieſem Elende von den Eu-
ropaͤern herruͤhrt, welche durch ihre eifrige
Nachfrage den Menſchenraub bisher beguͤn-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/8>, abgerufen am 21.11.2024.
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