mando am Borde, ließ mich durch den Ka- pitain Mick dem Schiffsvolke vorstellen, gab mir die nöthige Einsicht in seine Pa- piere und Geschäfte und war solchergestalt nach Möglichkeit behülflich, daß hier Alles wieder mit einem neuen Geist und Leben beseelt wurde. Mir selbst war nicht minder zu Muthe, als sey ich aus der Hölle in den Himmel übergegangen.
Bevor nun mein neuer thätiger Freund und Gönner mich verließ, bemerkte ich ihm, daß ich auf der Christina noch eine sechs- monatliche Gage zu fordern hätte; und er versprach mir, daß sie mir unverkürzt aus, gezahlt werden sollte. Wirklich geschah dies auch gleich am nächsten Tage mittelst einer Anweisung des Kapitains Harmel auf 216 Gulden holländisch. an seine Schiffs-Rhee- der, die Herren Rochus und Kopstädt in Rotterdam, die auch zu ihrer Zeit gebüh- rend honorirt wurde. Eben so holte ich meine Habseligkeiten aus dem alten in das neue Schiff ab, und war von diesem Augen- blick an in dem Letztern vollkommen ein- heimisch.
Nach gepflogener Berathschlagung mit meinem Kapitain wandten wir das Schiff wiederum gegen die westlicher gelegenen Punkte, um unsre Ladung durch fortgesetz- setzten Handel zu vervollständigen. Das
mando am Borde, ließ mich durch den Ka- pitain Mick dem Schiffsvolke vorſtellen, gab mir die noͤthige Einſicht in ſeine Pa- piere und Geſchaͤfte und war ſolchergeſtalt nach Moͤglichkeit behuͤlflich, daß hier Alles wieder mit einem neuen Geiſt und Leben beſeelt wurde. Mir ſelbſt war nicht minder zu Muthe, als ſey ich aus der Hoͤlle in den Himmel uͤbergegangen.
Bevor nun mein neuer thaͤtiger Freund und Goͤnner mich verließ, bemerkte ich ihm, daß ich auf der Chriſtina noch eine ſechs- monatliche Gage zu fordern haͤtte; und er verſprach mir, daß ſie mir unverkuͤrzt aus, gezahlt werden ſollte. Wirklich geſchah dies auch gleich am naͤchſten Tage mittelſt einer Anweiſung des Kapitains Harmel auf 216 Gulden hollaͤndiſch. an ſeine Schiffs-Rhee- der, die Herren Rochus und Kopſtaͤdt in Rotterdam, die auch zu ihrer Zeit gebuͤh- rend honorirt wurde. Eben ſo holte ich meine Habſeligkeiten aus dem alten in das neue Schiff ab, und war von dieſem Augen- blick an in dem Letztern vollkommen ein- heimiſch.
Nach gepflogener Berathſchlagung mit meinem Kapitain wandten wir das Schiff wiederum gegen die weſtlicher gelegenen Punkte, um unſre Ladung durch fortgeſetz- ſetzten Handel zu vervollſtaͤndigen. Das
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mando am Borde, ließ mich durch den Ka-
pitain Mick dem Schiffsvolke vorſtellen,
gab mir die noͤthige Einſicht in ſeine Pa-
piere und Geſchaͤfte und war ſolchergeſtalt
nach Moͤglichkeit behuͤlflich, daß hier Alles
wieder mit einem neuen Geiſt und Leben
beſeelt wurde. Mir ſelbſt war nicht minder
zu Muthe, als ſey ich aus der Hoͤlle in
den Himmel uͤbergegangen.
Bevor nun mein neuer thaͤtiger Freund
und Goͤnner mich verließ, bemerkte ich ihm,
daß ich auf der Chriſtina noch eine ſechs-
monatliche Gage zu fordern haͤtte; und er
verſprach mir, daß ſie mir unverkuͤrzt aus,
gezahlt werden ſollte. Wirklich geſchah dies
auch gleich am naͤchſten Tage mittelſt einer
Anweiſung des Kapitains Harmel auf 216
Gulden hollaͤndiſch. an ſeine Schiffs-Rhee-
der, die Herren Rochus und Kopſtaͤdt in
Rotterdam, die auch zu ihrer Zeit gebuͤh-
rend honorirt wurde. Eben ſo holte ich
meine Habſeligkeiten aus dem alten in das
neue Schiff ab, und war von dieſem Augen-
blick an in dem Letztern vollkommen ein-
heimiſch.
Nach gepflogener Berathſchlagung mit
meinem Kapitain wandten wir das Schiff
wiederum gegen die weſtlicher gelegenen
Punkte, um unſre Ladung durch fortgeſetz-
ſetzten Handel zu vervollſtaͤndigen. Das
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/79>, abgerufen am 29.06.2024.
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