haben, der ein Schiff für eigne Rechnung fährt?" -- "Der werde ich wohl selbst ge- wesen seyn;" war meine Antwort. -- "Wie? Nicht möglich! Jhr selbst? Nun denn, um so weniger" ... unterbrach er sich selbst, hielt mich noch fester und zog mich stürmisch wieder in das eben verlassene Zimmer zu- rück. Jch wußte am allerwenigsten, was dies alles zu bedeuten haben könnte.
Sein Nächstes war nun, daß er sich an den Kapitain Harmel wandte, ihn freund- lich umfieng, und ihm schmeichelnd zuredete: "Nicht wahr, lieber alter Freund, -- Jhr gebt meinem und unser Aller Dringen eine gute Statt, und überlaßt diesen wackern Mann an Santleven? Denn ich will's Euch nur sagen: Für Alles, was Nettelbeck heißt, laß ich Leib und Leben; und ich will Euch für ihn einen meiner eignen Steuerleute, und einen befahrnen Matrosen oben ein, der es auch alle Tage werden könnte, an Bord schicken. Topp?" -- Auch die Andern ins- gesammt umringten den zornigen Menschen und redeten so lange und eifrig auf ihn ein, bis er sich jede Ausflucht abgeschnitten sah, und endlich, mir halb über die Achsel zuge- wandt, entgegenbrummte: "So geht denn Meinetwegen zum Teufel!" -- Das war und blieb mein Abschied!
haben, der ein Schiff fuͤr eigne Rechnung faͤhrt?‟ — „Der werde ich wohl ſelbſt ge- weſen ſeyn;‟ war meine Antwort. — „Wie? Nicht moͤglich! Jhr ſelbſt? Nun denn, um ſo weniger‟ … unterbrach er ſich ſelbſt, hielt mich noch feſter und zog mich ſtuͤrmiſch wieder in das eben verlaſſene Zimmer zu- ruͤck. Jch wußte am allerwenigſten, was dies alles zu bedeuten haben koͤnnte.
Sein Naͤchſtes war nun, daß er ſich an den Kapitain Harmel wandte, ihn freund- lich umfieng, und ihm ſchmeichelnd zuredete: „Nicht wahr, lieber alter Freund, — Jhr gebt meinem und unſer Aller Dringen eine gute Statt, und uͤberlaßt dieſen wackern Mann an Santleven? Denn ich will’s Euch nur ſagen: Fuͤr Alles, was Nettelbeck heißt, laß ich Leib und Leben; und ich will Euch fuͤr ihn einen meiner eignen Steuerleute, und einen befahrnen Matroſen oben ein, der es auch alle Tage werden koͤnnte, an Bord ſchicken. Topp?‟ — Auch die Andern ins- geſammt umringten den zornigen Menſchen und redeten ſo lange und eifrig auf ihn ein, bis er ſich jede Ausflucht abgeſchnitten ſah, und endlich, mir halb uͤber die Achſel zuge- wandt, entgegenbrummte: „So geht denn Meinetwegen zum Teufel!‟ — Das war und blieb mein Abſchied!
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0075"n="71"/>
haben, der ein Schiff fuͤr eigne Rechnung<lb/>
faͤhrt?‟—„Der werde ich wohl ſelbſt ge-<lb/>
weſen ſeyn;‟ war meine Antwort. —„Wie?<lb/>
Nicht moͤglich! Jhr ſelbſt? Nun denn, um<lb/>ſo weniger‟… unterbrach er ſich ſelbſt,<lb/>
hielt mich noch feſter und zog mich ſtuͤrmiſch<lb/>
wieder in das eben verlaſſene Zimmer zu-<lb/>
ruͤck. Jch wußte am allerwenigſten, was<lb/>
dies alles zu bedeuten haben koͤnnte.</p><lb/><p>Sein Naͤchſtes war nun, daß er ſich an<lb/>
den Kapitain Harmel wandte, ihn freund-<lb/>
lich umfieng, und ihm ſchmeichelnd zuredete:<lb/>„Nicht wahr, lieber alter Freund, — Jhr<lb/>
gebt meinem und unſer Aller Dringen eine<lb/>
gute Statt, und uͤberlaßt dieſen wackern<lb/>
Mann an Santleven? Denn ich will’s Euch<lb/>
nur ſagen: Fuͤr Alles, was Nettelbeck heißt,<lb/>
laß ich Leib und Leben; und ich will Euch<lb/>
fuͤr ihn einen meiner eignen Steuerleute, und<lb/>
einen befahrnen Matroſen oben ein, der es<lb/>
auch alle Tage werden koͤnnte, an Bord<lb/>ſchicken. Topp?‟— Auch die Andern ins-<lb/>
geſammt umringten den zornigen Menſchen<lb/>
und redeten ſo lange und eifrig auf ihn ein,<lb/>
bis er ſich jede Ausflucht abgeſchnitten ſah,<lb/>
und endlich, mir halb uͤber die Achſel zuge-<lb/>
wandt, entgegenbrummte: „So geht denn<lb/>
Meinetwegen zum Teufel!‟— Das war<lb/>
und blieb mein Abſchied!</p><lb/></div></body></text></TEI>
[71/0075]
haben, der ein Schiff fuͤr eigne Rechnung
faͤhrt?‟ — „Der werde ich wohl ſelbſt ge-
weſen ſeyn;‟ war meine Antwort. — „Wie?
Nicht moͤglich! Jhr ſelbſt? Nun denn, um
ſo weniger‟ … unterbrach er ſich ſelbſt,
hielt mich noch feſter und zog mich ſtuͤrmiſch
wieder in das eben verlaſſene Zimmer zu-
ruͤck. Jch wußte am allerwenigſten, was
dies alles zu bedeuten haben koͤnnte.
Sein Naͤchſtes war nun, daß er ſich an
den Kapitain Harmel wandte, ihn freund-
lich umfieng, und ihm ſchmeichelnd zuredete:
„Nicht wahr, lieber alter Freund, — Jhr
gebt meinem und unſer Aller Dringen eine
gute Statt, und uͤberlaßt dieſen wackern
Mann an Santleven? Denn ich will’s Euch
nur ſagen: Fuͤr Alles, was Nettelbeck heißt,
laß ich Leib und Leben; und ich will Euch
fuͤr ihn einen meiner eignen Steuerleute, und
einen befahrnen Matroſen oben ein, der es
auch alle Tage werden koͤnnte, an Bord
ſchicken. Topp?‟ — Auch die Andern ins-
geſammt umringten den zornigen Menſchen
und redeten ſo lange und eifrig auf ihn ein,
bis er ſich jede Ausflucht abgeſchnitten ſah,
und endlich, mir halb uͤber die Achſel zuge-
wandt, entgegenbrummte: „So geht denn
Meinetwegen zum Teufel!‟ — Das war
und blieb mein Abſchied!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/75>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.