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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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wenn wir gleich mit einem tüchtigen Feuer
auf sie anrückten, so war ich der Mey-
nung, daß die Kerle, da sie so dicht am
Lande lagen, bald über Bord springen und
uns das Schiff als gute Prise überlassen
würden.

Dieser Vorschlag, mit so glänzender
Aussicht auf Gewinn verbunden, gewann
sich alsobald ihren ungetheilten Beifall. Um
mir aber jede künftige Verantwortung und
üble Nachrede zu ersparen, fuhr ich fort:
"Jhr habt aber auch gesehen, daß wenig-
stens Zwei von ihnen Schießgewehr führen
und es sicherlich auch gebrauchen werden,
bevor sie uns das Feld räumen. Sollte
nun Einer oder der Andre von uns dabei
zu Schaden kommen, so sage Niemand: Jch
hätte ihn zu dem Unternehmen gezwungen.
Hier bedarf es durchaus eines freiwilligen
Entschlusses. Also: Ja oder Nein?" --
Jhr kaltblütiges "Ja" weckte das glim-
mende Feuer in mir zur vollen lichten
Flamme. -- "Wir gehen drauf los, und
jagen die schwarzen Bestien durch ein Knopf-
loch?" fragte ich noch lauter und heftiger.
-- "Ja! Das wollen wir!" scholl mir zur
Antwort entgegen. -- "Nun denn! Jmmer
drauf, in Gottes Namen!"

Sofort sprang ich nun, zu Vollführung
meines Vorsatzes, hinten in die Luke her-

wenn wir gleich mit einem tuͤchtigen Feuer
auf ſie anruͤckten, ſo war ich der Mey-
nung, daß die Kerle, da ſie ſo dicht am
Lande lagen, bald uͤber Bord ſpringen und
uns das Schiff als gute Priſe uͤberlaſſen
wuͤrden.

Dieſer Vorſchlag, mit ſo glaͤnzender
Ausſicht auf Gewinn verbunden, gewann
ſich alſobald ihren ungetheilten Beifall. Um
mir aber jede kuͤnftige Verantwortung und
uͤble Nachrede zu erſparen, fuhr ich fort:
„Jhr habt aber auch geſehen, daß wenig-
ſtens Zwei von ihnen Schießgewehr fuͤhren
und es ſicherlich auch gebrauchen werden,
bevor ſie uns das Feld raͤumen. Sollte
nun Einer oder der Andre von uns dabei
zu Schaden kommen, ſo ſage Niemand: Jch
haͤtte ihn zu dem Unternehmen gezwungen.
Hier bedarf es durchaus eines freiwilligen
Entſchluſſes. Alſo: Ja oder Nein?‟ —
Jhr kaltbluͤtiges „Ja‟ weckte das glim-
mende Feuer in mir zur vollen lichten
Flamme. — „Wir gehen drauf los, und
jagen die ſchwarzen Beſtien durch ein Knopf-
loch?‟ fragte ich noch lauter und heftiger.
— „Ja! Das wollen wir!‟ ſcholl mir zur
Antwort entgegen. — „Nun denn! Jmmer
drauf, in Gottes Namen!‟

Sofort ſprang ich nun, zu Vollfuͤhrung
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[61/0065] wenn wir gleich mit einem tuͤchtigen Feuer auf ſie anruͤckten, ſo war ich der Mey- nung, daß die Kerle, da ſie ſo dicht am Lande lagen, bald uͤber Bord ſpringen und uns das Schiff als gute Priſe uͤberlaſſen wuͤrden. Dieſer Vorſchlag, mit ſo glaͤnzender Ausſicht auf Gewinn verbunden, gewann ſich alſobald ihren ungetheilten Beifall. Um mir aber jede kuͤnftige Verantwortung und uͤble Nachrede zu erſparen, fuhr ich fort: „Jhr habt aber auch geſehen, daß wenig- ſtens Zwei von ihnen Schießgewehr fuͤhren und es ſicherlich auch gebrauchen werden, bevor ſie uns das Feld raͤumen. Sollte nun Einer oder der Andre von uns dabei zu Schaden kommen, ſo ſage Niemand: Jch haͤtte ihn zu dem Unternehmen gezwungen. Hier bedarf es durchaus eines freiwilligen Entſchluſſes. Alſo: Ja oder Nein?‟ — Jhr kaltbluͤtiges „Ja‟ weckte das glim- mende Feuer in mir zur vollen lichten Flamme. — „Wir gehen drauf los, und jagen die ſchwarzen Beſtien durch ein Knopf- loch?‟ fragte ich noch lauter und heftiger. — „Ja! Das wollen wir!‟ ſcholl mir zur Antwort entgegen. — „Nun denn! Jmmer drauf, in Gottes Namen!‟ Sofort ſprang ich nun, zu Vollfuͤhrung meines Vorſatzes, hinten in die Luke her-

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/65>, abgerufen am 22.11.2024.