leitet worden. Aus beiden frevelhaften Ver- suchen aber gehe deutlich hervor, daß das Schiff muthwillig und ohne Noth verlassen worden und entweder habe sinken oder in die Luft fliegen sollen.
Während nun durch diese Kundmachungen die Rheeder des Schiffes aufgefordert wor- den, sich zu ihrem Eigenthume zu melden, hatte auch der französische Kapitain dessel- ben, von Lissabon aus, an sie nach Havre de Grace geschrieben: Sein Schiff sey im Meerbusen von Biskaja so leck geworden, daß er befürchtet, jeden Augenblick sinken zu müssen, als zum Glück ein Schwedischer Ostindien-Fahrer in seine Nähe gekommen, der sich auf sein dringendes Bitten habe bewegen lassen, ihn und die übrige Mann- schaft, zu ihrer Aller Lebensrettung, an sei- nen Bord abzuholen. Dieser sey darauf zu Lissabon angekehrt und habe sie sämmtlich dort an's Land gesetzt. Er habe nicht un- terlassen, hier mit seinen Leuten also gleich eine gerichtliche eidliche Erklärung abzulegen, die er zugleich mit einsende.
Beide Nachrichten, welche zu der nemli- chen Zeit in Umlauf kamen, liessen es, in ihrer Zusammenstellung, keinen Augenblick zweifelhaft, daß der französische Kapitain ein abgefeimter Betrüger gewesen; und auch die darauf angestellte gerichtliche Untersu-
leitet worden. Aus beiden frevelhaften Ver- ſuchen aber gehe deutlich hervor, daß das Schiff muthwillig und ohne Noth verlaſſen worden und entweder habe ſinken oder in die Luft fliegen ſollen.
Waͤhrend nun durch dieſe Kundmachungen die Rheeder des Schiffes aufgefordert wor- den, ſich zu ihrem Eigenthume zu melden, hatte auch der franzoͤſiſche Kapitain deſſel- ben, von Liſſabon aus, an ſie nach Havre de Grace geſchrieben: Sein Schiff ſey im Meerbuſen von Biskaja ſo leck geworden, daß er befuͤrchtet, jeden Augenblick ſinken zu muͤſſen, als zum Gluͤck ein Schwediſcher Oſtindien-Fahrer in ſeine Naͤhe gekommen, der ſich auf ſein dringendes Bitten habe bewegen laſſen, ihn und die uͤbrige Mann- ſchaft, zu ihrer Aller Lebensrettung, an ſei- nen Bord abzuholen. Dieſer ſey darauf zu Liſſabon angekehrt und habe ſie ſaͤmmtlich dort an’s Land geſetzt. Er habe nicht un- terlaſſen, hier mit ſeinen Leuten alſo gleich eine gerichtliche eidliche Erklaͤrung abzulegen, die er zugleich mit einſende.
Beide Nachrichten, welche zu der nemli- chen Zeit in Umlauf kamen, lieſſen es, in ihrer Zuſammenſtellung, keinen Augenblick zweifelhaft, daß der franzoͤſiſche Kapitain ein abgefeimter Betruͤger geweſen; und auch die darauf angeſtellte gerichtliche Unterſu-
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leitet worden. Aus beiden frevelhaften Ver-
ſuchen aber gehe deutlich hervor, daß das
Schiff muthwillig und ohne Noth verlaſſen
worden und entweder habe ſinken oder in
die Luft fliegen ſollen.
Waͤhrend nun durch dieſe Kundmachungen
die Rheeder des Schiffes aufgefordert wor-
den, ſich zu ihrem Eigenthume zu melden,
hatte auch der franzoͤſiſche Kapitain deſſel-
ben, von Liſſabon aus, an ſie nach Havre
de Grace geſchrieben: Sein Schiff ſey im
Meerbuſen von Biskaja ſo leck geworden,
daß er befuͤrchtet, jeden Augenblick ſinken
zu muͤſſen, als zum Gluͤck ein Schwediſcher
Oſtindien-Fahrer in ſeine Naͤhe gekommen,
der ſich auf ſein dringendes Bitten habe
bewegen laſſen, ihn und die uͤbrige Mann-
ſchaft, zu ihrer Aller Lebensrettung, an ſei-
nen Bord abzuholen. Dieſer ſey darauf zu
Liſſabon angekehrt und habe ſie ſaͤmmtlich
dort an’s Land geſetzt. Er habe nicht un-
terlaſſen, hier mit ſeinen Leuten alſo gleich
eine gerichtliche eidliche Erklaͤrung abzulegen,
die er zugleich mit einſende.
Beide Nachrichten, welche zu der nemli-
chen Zeit in Umlauf kamen, lieſſen es, in
ihrer Zuſammenſtellung, keinen Augenblick
zweifelhaft, daß der franzoͤſiſche Kapitain
ein abgefeimter Betruͤger geweſen; und auch
die darauf angeſtellte gerichtliche Unterſu-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/58>, abgerufen am 24.07.2024.
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