der all unser Hoffen, glücklich in Rotterdam angekommen, wo man aus den vorgefunde- nen Papieren sofort ersehen hatte, daß es von Havre de Grace ausgefahren gewesen. Diesem zufolge hatten die holländischen Be- hörden sowohl an den Handelsstand in je- nem französischen Hafen ein Circulare erlas- sen, als durch die Zeitungen öffentlich be- kannt gemacht: Kapitain Johann Harmel, mit dem Schiffe Christina von Rotterdam, habe in den spanischen Gewässern ein fran- zösisches Schiff menschenleer umhertreibend angetroffen, mit Mannschaft besetzt und nach Holland führen lassen. Bei näherer Unter- suchung sey befunden worden, daß hinten un- terhalb Wassers zwei Löcher durch das Schiff gebohrt gewesen, indem der dazu gebrauchte Bohrer noch daneben gelegen. Die stumpfe Schneide desselben habe jedoch verursacht, daß die Spähne von der äussern Planken- haut nicht scharf abgeschnitten worden, sich in die Oeffnung zurückgelegt, voll Wasser ge- sogen und dadurch verhindert hätten, daß dasselbe nicht völlig habe eindringen und das Schiff, der gehabten Absicht nach, zum Sin- ken bringen können. Nicht minder wunder- bar habe eingedrungene Nässe das Fort- glimmen einer wirklich schon brennenden, zehn Fuß langen Lunte gewehrt, deren entge- gengesetztes Ende zu einem Pulverfasse ge-
der all unſer Hoffen, gluͤcklich in Rotterdam angekommen, wo man aus den vorgefunde- nen Papieren ſofort erſehen hatte, daß es von Havre de Grace ausgefahren geweſen. Dieſem zufolge hatten die hollaͤndiſchen Be- hoͤrden ſowohl an den Handelsſtand in je- nem franzoͤſiſchen Hafen ein Circulare erlaſ- ſen, als durch die Zeitungen oͤffentlich be- kannt gemacht: Kapitain Johann Harmel, mit dem Schiffe Chriſtina von Rotterdam, habe in den ſpaniſchen Gewaͤſſern ein fran- zoͤſiſches Schiff menſchenleer umhertreibend angetroffen, mit Mannſchaft beſetzt und nach Holland fuͤhren laſſen. Bei naͤherer Unter- ſuchung ſey befunden worden, daß hinten un- terhalb Waſſers zwei Loͤcher durch das Schiff gebohrt geweſen, indem der dazu gebrauchte Bohrer noch daneben gelegen. Die ſtumpfe Schneide deſſelben habe jedoch verurſacht, daß die Spaͤhne von der aͤuſſern Planken- haut nicht ſcharf abgeſchnitten worden, ſich in die Oeffnung zuruͤckgelegt, voll Waſſer ge- ſogen und dadurch verhindert haͤtten, daß daſſelbe nicht voͤllig habe eindringen und das Schiff, der gehabten Abſicht nach, zum Sin- ken bringen koͤnnen. Nicht minder wunder- bar habe eingedrungene Naͤſſe das Fort- glimmen einer wirklich ſchon brennenden, zehn Fuß langen Lunte gewehrt, deren entge- gengeſetztes Ende zu einem Pulverfaſſe ge-
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[53/0057]
der all unſer Hoffen, gluͤcklich in Rotterdam
angekommen, wo man aus den vorgefunde-
nen Papieren ſofort erſehen hatte, daß es
von Havre de Grace ausgefahren geweſen.
Dieſem zufolge hatten die hollaͤndiſchen Be-
hoͤrden ſowohl an den Handelsſtand in je-
nem franzoͤſiſchen Hafen ein Circulare erlaſ-
ſen, als durch die Zeitungen oͤffentlich be-
kannt gemacht: Kapitain Johann Harmel,
mit dem Schiffe Chriſtina von Rotterdam,
habe in den ſpaniſchen Gewaͤſſern ein fran-
zoͤſiſches Schiff menſchenleer umhertreibend
angetroffen, mit Mannſchaft beſetzt und nach
Holland fuͤhren laſſen. Bei naͤherer Unter-
ſuchung ſey befunden worden, daß hinten un-
terhalb Waſſers zwei Loͤcher durch das Schiff
gebohrt geweſen, indem der dazu gebrauchte
Bohrer noch daneben gelegen. Die ſtumpfe
Schneide deſſelben habe jedoch verurſacht,
daß die Spaͤhne von der aͤuſſern Planken-
haut nicht ſcharf abgeſchnitten worden, ſich
in die Oeffnung zuruͤckgelegt, voll Waſſer ge-
ſogen und dadurch verhindert haͤtten, daß
daſſelbe nicht voͤllig habe eindringen und das
Schiff, der gehabten Abſicht nach, zum Sin-
ken bringen koͤnnen. Nicht minder wunder-
bar habe eingedrungene Naͤſſe das Fort-
glimmen einer wirklich ſchon brennenden,
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/57>, abgerufen am 16.02.2025.
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