sten Brunnen mit Brackwasser geschöpft, oder daß über das Kanot in der Brandung eine Welle hergestürzt, die Fässer umgerollt, den Stöpsel ausgeworfen und sie zum Theil wieder mit Seewasser angefüllt hatte. Da jedoch die Beimischung noch erträglich fiel, so nahmen wir auch weiter keinen Anstand, in unserm dringenden Bedürfniß davon Ge- brauch zu machen. Auch erreichten wir drei Tage später unser längst ersehntes Schiff, das bei Cap la How kreuzte: aber unsre dies- malige Fahrt, die gleichwohl bis in die fünfte Woche gewährt hatte, war in jedem Betracht ungünstig ausgefallen: denn wir brachten nur 3 Sklaven und 5 Elephanten-Zähne mit uns. Glücklicher war unter der Zeit das Schiff selbst in seinem Handel gewesen.
Während der acht Tage, die ich am Borde verweilte, um mich, mit Hoffnung bessern Erfolgs, auf eine neue Bootsreise anzu- schicken, kam ein Schiff unter französischer Flagge, und als Fregatte gebaut, in unsern Gesichtskreis, welches von Norden nach Sü- den längs der Küste steuerte. Sogleich auch gab mir mein Kapitain den Auftrag, mit der Schaluppe hinüber zu segeln und nach neuen Zeitungen über Krieg und Frieden in Europa nachzufragen, damit wir, falls unsre Nation seit unsrer Abfahrt irgend in Krieg verwickelt worden wäre, unsre Maaßregeln
ſten Brunnen mit Brackwaſſer geſchoͤpft, oder daß uͤber das Kanot in der Brandung eine Welle hergeſtuͤrzt, die Faͤſſer umgerollt, den Stoͤpſel ausgeworfen und ſie zum Theil wieder mit Seewaſſer angefuͤllt hatte. Da jedoch die Beimiſchung noch ertraͤglich fiel, ſo nahmen wir auch weiter keinen Anſtand, in unſerm dringenden Beduͤrfniß davon Ge- brauch zu machen. Auch erreichten wir drei Tage ſpaͤter unſer laͤngſt erſehntes Schiff, das bei Cap la How kreuzte: aber unſre dies- malige Fahrt, die gleichwohl bis in die fuͤnfte Woche gewaͤhrt hatte, war in jedem Betracht unguͤnſtig ausgefallen: denn wir brachten nur 3 Sklaven und 5 Elephanten-Zaͤhne mit uns. Gluͤcklicher war unter der Zeit das Schiff ſelbſt in ſeinem Handel geweſen.
Waͤhrend der acht Tage, die ich am Borde verweilte, um mich, mit Hoffnung beſſern Erfolgs, auf eine neue Bootsreiſe anzu- ſchicken, kam ein Schiff unter franzoͤſiſcher Flagge, und als Fregatte gebaut, in unſern Geſichtskreis, welches von Norden nach Suͤ- den laͤngs der Kuͤſte ſteuerte. Sogleich auch gab mir mein Kapitain den Auftrag, mit der Schaluppe hinuͤber zu ſegeln und nach neuen Zeitungen uͤber Krieg und Frieden in Europa nachzufragen, damit wir, falls unſre Nation ſeit unſrer Abfahrt irgend in Krieg verwickelt worden waͤre, unſre Maaßregeln
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0055"n="51"/>ſten Brunnen mit Brackwaſſer geſchoͤpft, oder<lb/>
daß uͤber das Kanot in der Brandung eine<lb/>
Welle hergeſtuͤrzt, die Faͤſſer umgerollt, den<lb/>
Stoͤpſel ausgeworfen und ſie zum Theil<lb/>
wieder mit Seewaſſer angefuͤllt hatte. Da<lb/>
jedoch die Beimiſchung noch ertraͤglich fiel,<lb/>ſo nahmen wir auch weiter keinen Anſtand,<lb/>
in unſerm dringenden Beduͤrfniß davon Ge-<lb/>
brauch zu machen. Auch erreichten wir drei<lb/>
Tage ſpaͤter unſer laͤngſt erſehntes Schiff,<lb/>
das bei Cap la How kreuzte: aber unſre dies-<lb/>
malige Fahrt, die gleichwohl bis in die fuͤnfte<lb/>
Woche gewaͤhrt hatte, war in jedem Betracht<lb/>
unguͤnſtig ausgefallen: denn wir brachten<lb/>
nur 3 Sklaven und 5 Elephanten-Zaͤhne mit<lb/>
uns. Gluͤcklicher war unter der Zeit das<lb/>
Schiff ſelbſt in ſeinem Handel geweſen.</p><lb/><p>Waͤhrend der acht Tage, die ich am Borde<lb/>
verweilte, um mich, mit Hoffnung beſſern<lb/>
Erfolgs, auf eine neue Bootsreiſe anzu-<lb/>ſchicken, kam ein Schiff unter franzoͤſiſcher<lb/>
Flagge, und als Fregatte gebaut, in unſern<lb/>
Geſichtskreis, welches von Norden nach Suͤ-<lb/>
den laͤngs der Kuͤſte ſteuerte. Sogleich auch<lb/>
gab mir mein Kapitain den Auftrag, mit<lb/>
der Schaluppe hinuͤber zu ſegeln und nach<lb/>
neuen Zeitungen uͤber Krieg und Frieden in<lb/>
Europa nachzufragen, damit wir, falls unſre<lb/>
Nation ſeit unſrer Abfahrt irgend in Krieg<lb/>
verwickelt worden waͤre, unſre Maaßregeln<lb/></p></div></body></text></TEI>
[51/0055]
ſten Brunnen mit Brackwaſſer geſchoͤpft, oder
daß uͤber das Kanot in der Brandung eine
Welle hergeſtuͤrzt, die Faͤſſer umgerollt, den
Stoͤpſel ausgeworfen und ſie zum Theil
wieder mit Seewaſſer angefuͤllt hatte. Da
jedoch die Beimiſchung noch ertraͤglich fiel,
ſo nahmen wir auch weiter keinen Anſtand,
in unſerm dringenden Beduͤrfniß davon Ge-
brauch zu machen. Auch erreichten wir drei
Tage ſpaͤter unſer laͤngſt erſehntes Schiff,
das bei Cap la How kreuzte: aber unſre dies-
malige Fahrt, die gleichwohl bis in die fuͤnfte
Woche gewaͤhrt hatte, war in jedem Betracht
unguͤnſtig ausgefallen: denn wir brachten
nur 3 Sklaven und 5 Elephanten-Zaͤhne mit
uns. Gluͤcklicher war unter der Zeit das
Schiff ſelbſt in ſeinem Handel geweſen.
Waͤhrend der acht Tage, die ich am Borde
verweilte, um mich, mit Hoffnung beſſern
Erfolgs, auf eine neue Bootsreiſe anzu-
ſchicken, kam ein Schiff unter franzoͤſiſcher
Flagge, und als Fregatte gebaut, in unſern
Geſichtskreis, welches von Norden nach Suͤ-
den laͤngs der Kuͤſte ſteuerte. Sogleich auch
gab mir mein Kapitain den Auftrag, mit
der Schaluppe hinuͤber zu ſegeln und nach
neuen Zeitungen uͤber Krieg und Frieden in
Europa nachzufragen, damit wir, falls unſre
Nation ſeit unſrer Abfahrt irgend in Krieg
verwickelt worden waͤre, unſre Maaßregeln
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/55>, abgerufen am 24.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.