Ausdauer im Schwimmen gewesen. Wenn sie mit ihren Kanots dicht an der Einen Seite des Schiffes lagen, und Jemand sich eine Lust mit ihnen machen wollte, so durft' er ihnen nur eine thönerne Tabackspfeife zei- gen und sie über den entgegengesetzten Bord in's Meer werfen. Alsogleich auch stürzte sich dann eine Anzahl aus dem Kanot nach in die Fluth; tauchte, unter dem Schiffe weg, in den Grund, und sicherlich kam irgend Einer, mit der unbeschädigten Pfeife in der Hand, wieder zum Vorschein, wenn gleich das Meer auf einer solchen Stelle eine Tiefe von 25 bis 35 Klaftern hatte.
Nicht minder habe ich gesehen, wie Kinder von etwa fünf Jahren keck und wohl- gemuth sich im Wasser tummelten und durch- einander schwammen; ja sogar wie einst ein Neger (wahrscheinlich war es der Vater des Kindes) einen solchen vier- oder fünfjährigen Burschen bei beiden Beinen ergriff und ihn, soweit er mit aller Kraft vermochte, in die See schleuderte. Das Kind kam nach wenig Augenblicken wieder an Land geschwommen; und seine frohe Miene bewies, wie geringe der Eindruck gewesen, den diese rohe Be- handlung auf dasselbe gemacht hatte.
Noch waren wir mit unsern Stein- und Wasser-Transporten beschäftigt, als ich eines Morgens bei guter Zeit mit dem Boote,
Ausdauer im Schwimmen geweſen. Wenn ſie mit ihren Kanots dicht an der Einen Seite des Schiffes lagen, und Jemand ſich eine Luſt mit ihnen machen wollte, ſo durft’ er ihnen nur eine thoͤnerne Tabackspfeife zei- gen und ſie uͤber den entgegengeſetzten Bord in’s Meer werfen. Alſogleich auch ſtuͤrzte ſich dann eine Anzahl aus dem Kanot nach in die Fluth; tauchte, unter dem Schiffe weg, in den Grund, und ſicherlich kam irgend Einer, mit der unbeſchaͤdigten Pfeife in der Hand, wieder zum Vorſchein, wenn gleich das Meer auf einer ſolchen Stelle eine Tiefe von 25 bis 35 Klaftern hatte.
Nicht minder habe ich geſehen, wie Kinder von etwa fuͤnf Jahren keck und wohl- gemuth ſich im Waſſer tummelten und durch- einander ſchwammen; ja ſogar wie einſt ein Neger (wahrſcheinlich war es der Vater des Kindes) einen ſolchen vier- oder fuͤnfjaͤhrigen Burſchen bei beiden Beinen ergriff und ihn, ſoweit er mit aller Kraft vermochte, in die See ſchleuderte. Das Kind kam nach wenig Augenblicken wieder an Land geſchwommen; und ſeine frohe Miene bewies, wie geringe der Eindruck geweſen, den dieſe rohe Be- handlung auf daſſelbe gemacht hatte.
Noch waren wir mit unſern Stein- und Waſſer-Tranſporten beſchaͤftigt, als ich eines Morgens bei guter Zeit mit dem Boote,
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Ausdauer im Schwimmen geweſen. Wenn
ſie mit ihren Kanots dicht an der Einen
Seite des Schiffes lagen, und Jemand ſich
eine Luſt mit ihnen machen wollte, ſo durft’
er ihnen nur eine thoͤnerne Tabackspfeife zei-
gen und ſie uͤber den entgegengeſetzten Bord
in’s Meer werfen. Alſogleich auch ſtuͤrzte
ſich dann eine Anzahl aus dem Kanot nach
in die Fluth; tauchte, unter dem Schiffe
weg, in den Grund, und ſicherlich kam irgend
Einer, mit der unbeſchaͤdigten Pfeife in
der Hand, wieder zum Vorſchein, wenn gleich
das Meer auf einer ſolchen Stelle eine Tiefe
von 25 bis 35 Klaftern hatte.
Nicht minder habe ich geſehen, wie
Kinder von etwa fuͤnf Jahren keck und wohl-
gemuth ſich im Waſſer tummelten und durch-
einander ſchwammen; ja ſogar wie einſt ein
Neger (wahrſcheinlich war es der Vater des
Kindes) einen ſolchen vier- oder fuͤnfjaͤhrigen
Burſchen bei beiden Beinen ergriff und ihn,
ſoweit er mit aller Kraft vermochte, in die
See ſchleuderte. Das Kind kam nach wenig
Augenblicken wieder an Land geſchwommen;
und ſeine frohe Miene bewies, wie geringe
der Eindruck geweſen, den dieſe rohe Be-
handlung auf daſſelbe gemacht hatte.
Noch waren wir mit unſern Stein- und
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/38>, abgerufen am 26.07.2024.
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