die Hand, schnitt eine Menge wunderlicher Capriolen, und gab sich mir endlich mit den Worten "Amo King Sorgo" (Jch bin der König George) zu erkennen. Daß er aber auch für irgend etwas Besonderes angesehen seyn wollte, gab schon sein ganzer Aufzug zu erkennen. Er war nemlich mit einer alten zerrissenen linnenen Pumphose und einer weissen Kattun-Weste ohne Ermel bekleidet; sein noch größerer Schmuck aber bestand in einer rothen und weissen Schminke, womit er sich Gesicht und Hände, vorzugsweise vor all seinen Gefährten, scheußlich bemahlt hatte. Mit diesem Narren nun und seinen Unter- thanen wurden wir des Preises für das Wasserfüllen einig und hielten uns auch des nächsten Tages wacker zu unsrer Arbeit.
Bei dieser Gelegenheit nahm ich am Strande eine Menge von Feldsteinen wahr, deren wir, als Ballast, für Boot und Scha- luppe vielfach benöthigt waren. Jch schloß demnach mit den Negern einen neuen Handel über eine Bootsladung solcher Steine ab, worinn zugleich die Größe derselben dahin bestimmt wurde, daß ein Mensch sie allenfalls tragen und damit handthieren könnte. Sie suchten Jhrerseits sich den Transport zu er- leichtern, indem sie ein Kanot dicht auf den Strand zogen und es füllten, soviel es bequem
tragen
die Hand, ſchnitt eine Menge wunderlicher Capriolen, und gab ſich mir endlich mit den Worten „Amo King Sorgo‟ (Jch bin der Koͤnig George) zu erkennen. Daß er aber auch fuͤr irgend etwas Beſonderes angeſehen ſeyn wollte, gab ſchon ſein ganzer Aufzug zu erkennen. Er war nemlich mit einer alten zerriſſenen linnenen Pumphoſe und einer weiſſen Kattun-Weſte ohne Ermel bekleidet; ſein noch groͤßerer Schmuck aber beſtand in einer rothen und weiſſen Schminke, womit er ſich Geſicht und Haͤnde, vorzugsweiſe vor all ſeinen Gefaͤhrten, ſcheußlich bemahlt hatte. Mit dieſem Narren nun und ſeinen Unter- thanen wurden wir des Preiſes fuͤr das Waſſerfuͤllen einig und hielten uns auch des naͤchſten Tages wacker zu unſrer Arbeit.
Bei dieſer Gelegenheit nahm ich am Strande eine Menge von Feldſteinen wahr, deren wir, als Ballaſt, fuͤr Boot und Scha- luppe vielfach benoͤthigt waren. Jch ſchloß demnach mit den Negern einen neuen Handel uͤber eine Bootsladung ſolcher Steine ab, worinn zugleich die Groͤße derſelben dahin beſtimmt wurde, daß ein Menſch ſie allenfalls tragen und damit handthieren koͤnnte. Sie ſuchten Jhrerſeits ſich den Tranſport zu er- leichtern, indem ſie ein Kanot dicht auf den Strand zogen und es fuͤllten, ſoviel es bequem
tragen
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die Hand, ſchnitt eine Menge wunderlicher
Capriolen, und gab ſich mir endlich mit den
Worten „Amo King Sorgo‟ (Jch bin der
Koͤnig George) zu erkennen. Daß er aber
auch fuͤr irgend etwas Beſonderes angeſehen
ſeyn wollte, gab ſchon ſein ganzer Aufzug
zu erkennen. Er war nemlich mit einer alten
zerriſſenen linnenen Pumphoſe und einer
weiſſen Kattun-Weſte ohne Ermel bekleidet;
ſein noch groͤßerer Schmuck aber beſtand in
einer rothen und weiſſen Schminke, womit
er ſich Geſicht und Haͤnde, vorzugsweiſe vor
all ſeinen Gefaͤhrten, ſcheußlich bemahlt hatte.
Mit dieſem Narren nun und ſeinen Unter-
thanen wurden wir des Preiſes fuͤr das
Waſſerfuͤllen einig und hielten uns auch des
naͤchſten Tages wacker zu unſrer Arbeit.
Bei dieſer Gelegenheit nahm ich am
Strande eine Menge von Feldſteinen wahr,
deren wir, als Ballaſt, fuͤr Boot und Scha-
luppe vielfach benoͤthigt waren. Jch ſchloß
demnach mit den Negern einen neuen Handel
uͤber eine Bootsladung ſolcher Steine ab,
worinn zugleich die Groͤße derſelben dahin
beſtimmt wurde, daß ein Menſch ſie allenfalls
tragen und damit handthieren koͤnnte. Sie
ſuchten Jhrerſeits ſich den Tranſport zu er-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/36>, abgerufen am 26.07.2024.
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