Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

lautete nemlich als General-Gouverneur über
die Westküste von Afrika.

Endlich mußt' ich mich doch von diesem
wackern Manne trennen, der noch einen be-
deutenden Einfluß auf meine Lebenslage ge-
winnen sollte. Er gab mir ein besonderes
Belobungsschreiben an meinen Kapitain mit,
worinn der Wunsch ausgedrückt war, daß
derselbe für den Fall, daß neue Communica-
tionen mit dem Haupt-Forte und der Regie-
rung nothwendig würden, keinem Andern,
als mir, den Auftrag dazu geben möchte. Jch
hatte indeß den nöthigen Ballast eingenom-
men, und machte mich auf den Rückweg nach
Westen, um mein Schiff wieder aufzusuchen.
Die Reise war ohne besondern Zufall: doch
kann ich nicht umhin, hierbei ein es seltsamen
Fundes zu erwähnen, der vielleicht auch die
Aufmerksamkeit der Leser verdient.

Wir befanden uns in See, etwa vier
Meilen vom Lande; und nicht nur war der
Wind, wie ausgestorben, sondern auch das
Meer (wie es hier nichts Seltenes ist) bot rings
umher eine glatte Fläche dar, in welcher sich
die Sonne spiegelte. Zugleich sahen wir,
in weiter Ferne seewärts, von Zeit zu Zeit
etwas aus dem Wasser glänzend auftauchen,
was mir Anfangs etwa ein todter Fisch
däuchtete, dessen silberweissen Bauch die Sonne
beschiene. Endlich ließ ich, von Reugier ge-

lautete nemlich als General-Gouverneur uͤber
die Weſtkuͤſte von Afrika.

Endlich mußt’ ich mich doch von dieſem
wackern Manne trennen, der noch einen be-
deutenden Einfluß auf meine Lebenslage ge-
winnen ſollte. Er gab mir ein beſonderes
Belobungsſchreiben an meinen Kapitain mit,
worinn der Wunſch ausgedruͤckt war, daß
derſelbe fuͤr den Fall, daß neue Communica-
tionen mit dem Haupt-Forte und der Regie-
rung nothwendig wuͤrden, keinem Andern,
als mir, den Auftrag dazu geben moͤchte. Jch
hatte indeß den noͤthigen Ballaſt eingenom-
men, und machte mich auf den Ruͤckweg nach
Weſten, um mein Schiff wieder aufzuſuchen.
Die Reiſe war ohne beſondern Zufall: doch
kann ich nicht umhin, hierbei ein es ſeltſamen
Fundes zu erwaͤhnen, der vielleicht auch die
Aufmerkſamkeit der Leſer verdient.

Wir befanden uns in See, etwa vier
Meilen vom Lande; und nicht nur war der
Wind, wie ausgeſtorben, ſondern auch das
Meer (wie es hier nichts Seltenes iſt) bot rings
umher eine glatte Flaͤche dar, in welcher ſich
die Sonne ſpiegelte. Zugleich ſahen wir,
in weiter Ferne ſeewaͤrts, von Zeit zu Zeit
etwas aus dem Waſſer glaͤnzend auftauchen,
was mir Anfangs etwa ein todter Fiſch
daͤuchtete, deſſen ſilberweiſſen Bauch die Sonne
beſchiene. Endlich ließ ich, von Reugier ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0032" n="28"/>
lautete nemlich als General-Gouverneur u&#x0364;ber<lb/>
die We&#x017F;tku&#x0364;&#x017F;te von Afrika.</p><lb/>
        <p>Endlich mußt&#x2019; ich mich doch von die&#x017F;em<lb/>
wackern Manne trennen, der noch einen be-<lb/>
deutenden Einfluß auf meine Lebenslage ge-<lb/>
winnen &#x017F;ollte. Er gab mir ein be&#x017F;onderes<lb/>
Belobungs&#x017F;chreiben an meinen Kapitain mit,<lb/>
worinn der Wun&#x017F;ch ausgedru&#x0364;ckt war, daß<lb/>
der&#x017F;elbe fu&#x0364;r den Fall, daß neue Communica-<lb/>
tionen mit dem Haupt-Forte und der Regie-<lb/>
rung nothwendig wu&#x0364;rden, keinem Andern,<lb/>
als mir, den Auftrag dazu geben mo&#x0364;chte. Jch<lb/>
hatte indeß den no&#x0364;thigen Balla&#x017F;t eingenom-<lb/>
men, und machte mich auf den Ru&#x0364;ckweg nach<lb/>
We&#x017F;ten, um mein Schiff wieder aufzu&#x017F;uchen.<lb/>
Die Rei&#x017F;e war ohne be&#x017F;ondern Zufall: doch<lb/>
kann ich nicht umhin, hierbei ein es &#x017F;elt&#x017F;amen<lb/>
Fundes zu erwa&#x0364;hnen, der vielleicht auch die<lb/>
Aufmerk&#x017F;amkeit der Le&#x017F;er verdient.</p><lb/>
        <p>Wir befanden uns in See, etwa vier<lb/>
Meilen vom Lande; und nicht nur war der<lb/>
Wind, wie ausge&#x017F;torben, &#x017F;ondern auch das<lb/>
Meer (wie es hier nichts Seltenes i&#x017F;t) bot rings<lb/>
umher eine glatte Fla&#x0364;che dar, in welcher &#x017F;ich<lb/>
die Sonne &#x017F;piegelte. Zugleich &#x017F;ahen wir,<lb/>
in weiter Ferne &#x017F;eewa&#x0364;rts, von Zeit zu Zeit<lb/>
etwas aus dem Wa&#x017F;&#x017F;er gla&#x0364;nzend auftauchen,<lb/>
was mir Anfangs etwa ein todter Fi&#x017F;ch<lb/>
da&#x0364;uchtete, de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ilberwei&#x017F;&#x017F;en Bauch die Sonne<lb/>
be&#x017F;chiene. Endlich ließ ich, von Reugier ge-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0032] lautete nemlich als General-Gouverneur uͤber die Weſtkuͤſte von Afrika. Endlich mußt’ ich mich doch von dieſem wackern Manne trennen, der noch einen be- deutenden Einfluß auf meine Lebenslage ge- winnen ſollte. Er gab mir ein beſonderes Belobungsſchreiben an meinen Kapitain mit, worinn der Wunſch ausgedruͤckt war, daß derſelbe fuͤr den Fall, daß neue Communica- tionen mit dem Haupt-Forte und der Regie- rung nothwendig wuͤrden, keinem Andern, als mir, den Auftrag dazu geben moͤchte. Jch hatte indeß den noͤthigen Ballaſt eingenom- men, und machte mich auf den Ruͤckweg nach Weſten, um mein Schiff wieder aufzuſuchen. Die Reiſe war ohne beſondern Zufall: doch kann ich nicht umhin, hierbei ein es ſeltſamen Fundes zu erwaͤhnen, der vielleicht auch die Aufmerkſamkeit der Leſer verdient. Wir befanden uns in See, etwa vier Meilen vom Lande; und nicht nur war der Wind, wie ausgeſtorben, ſondern auch das Meer (wie es hier nichts Seltenes iſt) bot rings umher eine glatte Flaͤche dar, in welcher ſich die Sonne ſpiegelte. Zugleich ſahen wir, in weiter Ferne ſeewaͤrts, von Zeit zu Zeit etwas aus dem Waſſer glaͤnzend auftauchen, was mir Anfangs etwa ein todter Fiſch daͤuchtete, deſſen ſilberweiſſen Bauch die Sonne beſchiene. Endlich ließ ich, von Reugier ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/32
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/32>, abgerufen am 22.11.2024.