ein Schreiben von dessen Schwiegersohne und Nachfolger in seinen Geschäften, dem Kauf- mann Hrn. Boneß, zu, der mich auf Einmal wieder in die alten Angelegenheiten und Sorgen zurückstürzte. Er meldete mir, es sey von Lissabon ein Wechsel auf ihn, zu dem Belauf von beinahe dreitausend Thalern ein- gelaufen, als Ersatz-Summe für das Schiff des Kapitains Sylva, welches ich übersegelt und zu Grunde gerichtet haben sollte; daher ich doch hierüber einige nähere Auskunft mit- theilen möchte.
Man kann leicht denken, wie ich erstaunte, daß man jenem Vorfall auf dem Tajo eine solche Wendung zu geben gedachte. Das Vorgeben mit der Uebersegelung war eine offenbare grobe Erdichtung. Hatte das por- tugiesische Schiff Schaden genommen, oder war es endlich darüber zu Grunde gegangen, so mochte der Kapitain lediglich seine eigene Nachlässigkeit und seinen Mangel an Aufsicht anklagen; und sollte von einem Schaden- Ersatz die Rede seyn, so wäre ich, auf den jenes Schiff zugetrieben kam, während ich selbst ruhig vor Anker lag, dergleichen zu fordern ungleich mehr berechtigt gewesen. Dieserwegen berief ich mich auf die gericht- liche Aussage meiner Mannschaft, wovon das Original in den Händen des Preussischen Consuls zurückgeblieben; während meine mit- genommene beglaubigte Abschrift mit meinem
ein Schreiben von deſſen Schwiegerſohne und Nachfolger in ſeinen Geſchaͤften, dem Kauf- mann Hrn. Boneß, zu, der mich auf Einmal wieder in die alten Angelegenheiten und Sorgen zuruͤckſtuͤrzte. Er meldete mir, es ſey von Liſſabon ein Wechſel auf ihn, zu dem Belauf von beinahe dreitauſend Thalern ein- gelaufen, als Erſatz-Summe fuͤr das Schiff des Kapitains Sylva, welches ich uͤberſegelt und zu Grunde gerichtet haben ſollte; daher ich doch hieruͤber einige naͤhere Auskunft mit- theilen moͤchte.
Man kann leicht denken, wie ich erſtaunte, daß man jenem Vorfall auf dem Tajo eine ſolche Wendung zu geben gedachte. Das Vorgeben mit der Ueberſegelung war eine offenbare grobe Erdichtung. Hatte das por- tugieſiſche Schiff Schaden genommen, oder war es endlich daruͤber zu Grunde gegangen, ſo mochte der Kapitain lediglich ſeine eigene Nachlaͤſſigkeit und ſeinen Mangel an Aufſicht anklagen; und ſollte von einem Schaden- Erſatz die Rede ſeyn, ſo waͤre ich, auf den jenes Schiff zugetrieben kam, waͤhrend ich ſelbſt ruhig vor Anker lag, dergleichen zu fordern ungleich mehr berechtigt geweſen. Dieſerwegen berief ich mich auf die gericht- liche Ausſage meiner Mannſchaft, wovon das Original in den Haͤnden des Preuſſiſchen Conſuls zuruͤckgeblieben; waͤhrend meine mit- genommene beglaubigte Abſchrift mit meinem
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ein Schreiben von deſſen Schwiegerſohne und
Nachfolger in ſeinen Geſchaͤften, dem Kauf-
mann Hrn. Boneß, zu, der mich auf Einmal
wieder in die alten Angelegenheiten und
Sorgen zuruͤckſtuͤrzte. Er meldete mir, es
ſey von Liſſabon ein Wechſel auf ihn, zu dem
Belauf von beinahe dreitauſend Thalern ein-
gelaufen, als Erſatz-Summe fuͤr das Schiff
des Kapitains Sylva, welches ich uͤberſegelt
und zu Grunde gerichtet haben ſollte; daher
ich doch hieruͤber einige naͤhere Auskunft mit-
theilen moͤchte.
Man kann leicht denken, wie ich erſtaunte,
daß man jenem Vorfall auf dem Tajo eine
ſolche Wendung zu geben gedachte. Das
Vorgeben mit der Ueberſegelung war eine
offenbare grobe Erdichtung. Hatte das por-
tugieſiſche Schiff Schaden genommen, oder
war es endlich daruͤber zu Grunde gegangen,
ſo mochte der Kapitain lediglich ſeine eigene
Nachlaͤſſigkeit und ſeinen Mangel an Aufſicht
anklagen; und ſollte von einem Schaden-
Erſatz die Rede ſeyn, ſo waͤre ich, auf den
jenes Schiff zugetrieben kam, waͤhrend ich
ſelbſt ruhig vor Anker lag, dergleichen zu
fordern ungleich mehr berechtigt geweſen.
Dieſerwegen berief ich mich auf die gericht-
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das Original in den Haͤnden des Preuſſiſchen
Conſuls zuruͤckgeblieben; waͤhrend meine mit-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/278>, abgerufen am 16.02.2025.
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