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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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zu bringen. Nachdem dies geschehen war,
eröffnete er mir seinen Entschluß, gleich des
nächsten Morgens den hohen Rath zu ver-
sammeln, und gab mir auf, zusammt meinem
Schiffsvolk vor demselben zu erscheinen, damit
wir unsre Aussage eidlich bekräftigten, er
aber seine ferneren Maaßregeln darnach nähme.

Dieser Vorladung gemäß erschien ich
am andern Tage mit den Meinigen, und
ward sofort auch in den Rathssaal eingeführt,
über dessen hier kaum erwartete Pracht ich
nicht wenig erstaunte. Alles glänzte von
Gold, und Tisch und Stühle waren mit
violettem Sammet überzogen, mit goldenen
Tressen besetzt und mit dergleichen Franzen
reich umhangen. Mein guter Freund von
gestern, der Gouverneur Peter Wortmann,
strahlte mir vor allen Andern in seiner Herr-
lichkeit entgegen. Er saß, als Präsident der
Versammlung, an dem Sessions-Tische in ei-
ner gewaltigen holländischen Rathsherrn-Pe-
rücke, (Ein wunderlicher Staat in diesem
Klima!) und steckte überdem in einer hollän-
dischen goldgestickten Garde-Uniform, die über-
dem noch von Tressen starrte. Auf eine ähn-
liche Weise, nur etwas minder herausgeputzt,
saßen der Fiskal, die Rathsherrn und die
Assistenten um ihn her, und machten die
Feierlichkeit vollkommen.

Dennoch war der, mir und meinen Leu-

zu bringen. Nachdem dies geſchehen war,
eroͤffnete er mir ſeinen Entſchluß, gleich des
naͤchſten Morgens den hohen Rath zu ver-
ſammeln, und gab mir auf, zuſammt meinem
Schiffsvolk vor demſelben zu erſcheinen, damit
wir unſre Ausſage eidlich bekraͤftigten, er
aber ſeine ferneren Maaßregeln darnach naͤhme.

Dieſer Vorladung gemaͤß erſchien ich
am andern Tage mit den Meinigen, und
ward ſofort auch in den Rathsſaal eingefuͤhrt,
uͤber deſſen hier kaum erwartete Pracht ich
nicht wenig erſtaunte. Alles glaͤnzte von
Gold, und Tiſch und Stuͤhle waren mit
violettem Sammet uͤberzogen, mit goldenen
Treſſen beſetzt und mit dergleichen Franzen
reich umhangen. Mein guter Freund von
geſtern, der Gouverneur Peter Wortmann,
ſtrahlte mir vor allen Andern in ſeiner Herr-
lichkeit entgegen. Er ſaß, als Praͤſident der
Verſammlung, an dem Seſſions-Tiſche in ei-
ner gewaltigen hollaͤndiſchen Rathsherrn-Pe-
ruͤcke, (Ein wunderlicher Staat in dieſem
Klima!) und ſteckte uͤberdem in einer hollaͤn-
diſchen goldgeſtickten Garde-Uniform, die uͤber-
dem noch von Treſſen ſtarrte. Auf eine aͤhn-
liche Weiſe, nur etwas minder herausgeputzt,
ſaßen der Fiskal, die Rathsherrn und die
Aſſiſtenten um ihn her, und machten die
Feierlichkeit vollkommen.

Dennoch war der, mir und meinen Leu-

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[22/0026] zu bringen. Nachdem dies geſchehen war, eroͤffnete er mir ſeinen Entſchluß, gleich des naͤchſten Morgens den hohen Rath zu ver- ſammeln, und gab mir auf, zuſammt meinem Schiffsvolk vor demſelben zu erſcheinen, damit wir unſre Ausſage eidlich bekraͤftigten, er aber ſeine ferneren Maaßregeln darnach naͤhme. Dieſer Vorladung gemaͤß erſchien ich am andern Tage mit den Meinigen, und ward ſofort auch in den Rathsſaal eingefuͤhrt, uͤber deſſen hier kaum erwartete Pracht ich nicht wenig erſtaunte. Alles glaͤnzte von Gold, und Tiſch und Stuͤhle waren mit violettem Sammet uͤberzogen, mit goldenen Treſſen beſetzt und mit dergleichen Franzen reich umhangen. Mein guter Freund von geſtern, der Gouverneur Peter Wortmann, ſtrahlte mir vor allen Andern in ſeiner Herr- lichkeit entgegen. Er ſaß, als Praͤſident der Verſammlung, an dem Seſſions-Tiſche in ei- ner gewaltigen hollaͤndiſchen Rathsherrn-Pe- ruͤcke, (Ein wunderlicher Staat in dieſem Klima!) und ſteckte uͤberdem in einer hollaͤn- diſchen goldgeſtickten Garde-Uniform, die uͤber- dem noch von Treſſen ſtarrte. Auf eine aͤhn- liche Weiſe, nur etwas minder herausgeputzt, ſaßen der Fiskal, die Rathsherrn und die Aſſiſtenten um ihn her, und machten die Feierlichkeit vollkommen. Dennoch war der, mir und meinen Leu-

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/26>, abgerufen am 24.11.2024.