niger Rath geschafft und ein Pflaster über die wunde Stelle befestigt werden. Jch ließ sogleich Eine von den Zitronen-Kisten, die wir in Lissabon eingenommen hatten, zer- schlagen, um den biegsamen Boden dersel- ben zu gewinnen; schnitt, nach der Größe desselben meine, mit Baumwolle gesteppte Bettdecke entzwei; theerte und talgte sowohl diese, als jenen Kistenboden, an beiden Seiten; heftete Beide mit kleinen Nägeln an einander; bohrte am Rande 8 oder 10 Löcher umher; steckte in jedes der- selben einen größeren Nagel, den ich, damit er nicht herausfiele, mit etwas Werg um- wickelt hatte, und sann nun darauf, wie diese Zurichtung an ihre rechte Stelle zu bringen wäre?
Es gab kein ander Mittel, als daß Einer von meinen Leuten sich entschlöße, sich ritt- lings auf dem vierarmigen Bootsanker be- festigen und unter Wasser bis zu dem Leck hinab zu lassen, das präparirte Brett auf den zerstoßenen Fleck zu passen und mit dem, an die Hand gebundenen Hammer schnell, eh' ihm der Athem entgienge, festzuklopfen. Jch schlug dies der Mannschaft vor: allein Keiner hatte Ohren zu dieser halsbrechenden Wasser- fahrt. Jch bot dem, der es wagen würde, eine Monats-Gage: Niemand meldete sich, sie zu verdienen. Jch stellte ihnen auf's
niger Rath geſchafft und ein Pflaſter uͤber die wunde Stelle befeſtigt werden. Jch ließ ſogleich Eine von den Zitronen-Kiſten, die wir in Liſſabon eingenommen hatten, zer- ſchlagen, um den biegſamen Boden derſel- ben zu gewinnen; ſchnitt, nach der Groͤße deſſelben meine, mit Baumwolle geſteppte Bettdecke entzwei; theerte und talgte ſowohl dieſe, als jenen Kiſtenboden, an beiden Seiten; heftete Beide mit kleinen Naͤgeln an einander; bohrte am Rande 8 oder 10 Loͤcher umher; ſteckte in jedes der- ſelben einen groͤßeren Nagel, den ich, damit er nicht herausfiele, mit etwas Werg um- wickelt hatte, und ſann nun darauf, wie dieſe Zurichtung an ihre rechte Stelle zu bringen waͤre?
Es gab kein ander Mittel, als daß Einer von meinen Leuten ſich entſchloͤße, ſich ritt- lings auf dem vierarmigen Bootsanker be- feſtigen und unter Waſſer bis zu dem Leck hinab zu laſſen, das praͤparirte Brett auf den zerſtoßenen Fleck zu paſſen und mit dem, an die Hand gebundenen Hammer ſchnell, eh’ ihm der Athem entgienge, feſtzuklopfen. Jch ſchlug dies der Mannſchaft vor: allein Keiner hatte Ohren zu dieſer halsbrechenden Waſſer- fahrt. Jch bot dem, der es wagen wuͤrde, eine Monats-Gage: Niemand meldete ſich, ſie zu verdienen. Jch ſtellte ihnen auf’s
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niger Rath geſchafft und ein Pflaſter uͤber
die wunde Stelle befeſtigt werden. Jch
ließ ſogleich Eine von den Zitronen-Kiſten,
die wir in Liſſabon eingenommen hatten, zer-
ſchlagen, um den biegſamen Boden derſel-
ben zu gewinnen; ſchnitt, nach der Groͤße
deſſelben meine, mit Baumwolle geſteppte
Bettdecke entzwei; theerte und talgte
ſowohl dieſe, als jenen Kiſtenboden, an
beiden Seiten; heftete Beide mit kleinen
Naͤgeln an einander; bohrte am Rande 8
oder 10 Loͤcher umher; ſteckte in jedes der-
ſelben einen groͤßeren Nagel, den ich, damit
er nicht herausfiele, mit etwas Werg um-
wickelt hatte, und ſann nun darauf, wie dieſe
Zurichtung an ihre rechte Stelle zu bringen
waͤre?
Es gab kein ander Mittel, als daß Einer
von meinen Leuten ſich entſchloͤße, ſich ritt-
lings auf dem vierarmigen Bootsanker be-
feſtigen und unter Waſſer bis zu dem Leck
hinab zu laſſen, das praͤparirte Brett auf
den zerſtoßenen Fleck zu paſſen und mit dem,
an die Hand gebundenen Hammer ſchnell, eh’
ihm der Athem entgienge, feſtzuklopfen. Jch
ſchlug dies der Mannſchaft vor: allein Keiner
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/258>, abgerufen am 16.02.2025.
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