Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.Zwar begab ich mich hierauf in meine Es war mir bei diesen angehörten Stoß- Fast hätte eine so rasende Unordnung Zwar begab ich mich hierauf in meine Es war mir bei dieſen angehoͤrten Stoß- Faſt haͤtte eine ſo raſende Unordnung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0219" n="215"/> <p>Zwar begab ich mich hierauf in meine<lb/> Kajuͤte zur Ruhe: doch war mein Gemuͤth<lb/> zu voll von Unruhe und boͤſer Ahndung, als<lb/> daß ich haͤtte Schlaf finden koͤnnen. Jch<lb/> warf mich hin und her im Bette; horchte<lb/> nach jedem Geraͤuſch, das auf dem Verdecke<lb/> ober mir laut ward, und hoͤrte endlich den<lb/> Mann am Ruder in die Worte ausbrechen:<lb/> „Nein, es geht doch toll auf dieſem Schiffe<lb/> her! Kein Licht beim Kompaß; kein Steuer-<lb/> mann auf dem Deck — Jch weiß ſelbſt nicht mehr<lb/> in der Finſterniß, welchen Strich ich halten ſoll.‟</p><lb/> <p>Es war mir bei dieſen angehoͤrten Stoß-<lb/> ſeufzern, als ob mich der Donner ruͤhrte.<lb/> Jch fuhr mit gleichen Fuͤßen aus dem Bette<lb/> und ſprang auf’s Verdeck. „Was ſteuert<lb/> ihr auf dem Kompaß?‟ fragt’ ich den Men-<lb/> ſchen, und erhielt eine confuſe Antwort, aus<lb/> welcher ich jedoch vernahm, daß ihm der<lb/> Wind das Licht, welches ſonſt regelmaͤßig<lb/> neben dem Kompaß in einer Laterne brennt,<lb/> ausgeweht habe. Daneben ſpuͤrte ich deut-<lb/> lich, daß uns der Wind von hinten kam,<lb/> anſtatt daß er hoͤchſtens den Backbord haͤtte<lb/> treffen ſollen. — „Wo iſt der Steuermann?‟<lb/> — Der lag in ſeiner Koje, ſchnarchte und<lb/> wußte von ſeinen Sinnen nicht!</p><lb/> <p>Faſt haͤtte eine ſo raſende Unordnung<lb/> mich auch um die meinigen gebracht! Jch<lb/> machte Laͤrm unter dem Volk; es mußte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [215/0219]
Zwar begab ich mich hierauf in meine
Kajuͤte zur Ruhe: doch war mein Gemuͤth
zu voll von Unruhe und boͤſer Ahndung, als
daß ich haͤtte Schlaf finden koͤnnen. Jch
warf mich hin und her im Bette; horchte
nach jedem Geraͤuſch, das auf dem Verdecke
ober mir laut ward, und hoͤrte endlich den
Mann am Ruder in die Worte ausbrechen:
„Nein, es geht doch toll auf dieſem Schiffe
her! Kein Licht beim Kompaß; kein Steuer-
mann auf dem Deck — Jch weiß ſelbſt nicht mehr
in der Finſterniß, welchen Strich ich halten ſoll.‟
Es war mir bei dieſen angehoͤrten Stoß-
ſeufzern, als ob mich der Donner ruͤhrte.
Jch fuhr mit gleichen Fuͤßen aus dem Bette
und ſprang auf’s Verdeck. „Was ſteuert
ihr auf dem Kompaß?‟ fragt’ ich den Men-
ſchen, und erhielt eine confuſe Antwort, aus
welcher ich jedoch vernahm, daß ihm der
Wind das Licht, welches ſonſt regelmaͤßig
neben dem Kompaß in einer Laterne brennt,
ausgeweht habe. Daneben ſpuͤrte ich deut-
lich, daß uns der Wind von hinten kam,
anſtatt daß er hoͤchſtens den Backbord haͤtte
treffen ſollen. — „Wo iſt der Steuermann?‟
— Der lag in ſeiner Koje, ſchnarchte und
wußte von ſeinen Sinnen nicht!
Faſt haͤtte eine ſo raſende Unordnung
mich auch um die meinigen gebracht! Jch
machte Laͤrm unter dem Volk; es mußte
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