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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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tem Sinn an's Bein zu binden, oder daß sie
Gang und Weise der holländischen Rechts-
pflege besser kannten: -- genug; sie ertheil-
ten mir den Bescheid: Jch sollte nur in
Gottes Namen die geforderte Summa zahlen,
indem sie sich, ihres Theils, die Sentenz ge-
fallen liessen. -- So war denn also das Lied
am Ende!

Nach geleisteter Zahlung drückte mir's
gleichwohl auf dem Herzen, mich bei den ge-
strengen Herren zu befragen, auf welch Ge-
setz, rechtlichen Grund oder Herkommen ihre
gefällte Entscheidung sich denn eigentlich stütze?
-- Mir ward die Antwort: Es habe also
und nicht anders gesprochen werden müssen,
damit, wenn hinführo Schiffe in Noth kämen,
bei andern Leuten Muth und Wille erweckt
werde, den Unglücklichen mit Hülfe beizu-
springen. -- "Hol' Euch der T. mit Eurer
Hülfe!" dacht' ich, und schüttelte den Staub
von meinen Füßen. -- Jndeß schlug das
Frostwetter im December wieder um; so
daß ich am 29. von Medemblyck abgehen
konnte, den 2. Januar 1781. vor Amsterdam
anlangte, und den Anfang machte, meine
Ladung zu löschen.

Gegen den 24. Januar, den Geburtstag
unsers großen Monarchen, trieb es mich mit
unwiderstehlicher Gewalt, diesen Tag von
allen Preussischen, im Hafen ankernden Schif-

tem Sinn an’s Bein zu binden, oder daß ſie
Gang und Weiſe der hollaͤndiſchen Rechts-
pflege beſſer kannten: — genug; ſie ertheil-
ten mir den Beſcheid: Jch ſollte nur in
Gottes Namen die geforderte Summa zahlen,
indem ſie ſich, ihres Theils, die Sentenz ge-
fallen lieſſen. — So war denn alſo das Lied
am Ende!

Nach geleiſteter Zahlung druͤckte mir’s
gleichwohl auf dem Herzen, mich bei den ge-
ſtrengen Herren zu befragen, auf welch Ge-
ſetz, rechtlichen Grund oder Herkommen ihre
gefaͤllte Entſcheidung ſich denn eigentlich ſtuͤtze?
— Mir ward die Antwort: Es habe alſo
und nicht anders geſprochen werden muͤſſen,
damit, wenn hinfuͤhro Schiffe in Noth kaͤmen,
bei andern Leuten Muth und Wille erweckt
werde, den Ungluͤcklichen mit Huͤlfe beizu-
ſpringen. — „Hol’ Euch der T. mit Eurer
Huͤlfe!‟ dacht’ ich, und ſchuͤttelte den Staub
von meinen Fuͤßen. — Jndeß ſchlug das
Froſtwetter im December wieder um; ſo
daß ich am 29. von Medemblyck abgehen
konnte, den 2. Januar 1781. vor Amſterdam
anlangte, und den Anfang machte, meine
Ladung zu loͤſchen.

Gegen den 24. Januar, den Geburtstag
unſers großen Monarchen, trieb es mich mit
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allen Preuſſiſchen, im Hafen ankernden Schif-

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[197/0201] tem Sinn an’s Bein zu binden, oder daß ſie Gang und Weiſe der hollaͤndiſchen Rechts- pflege beſſer kannten: — genug; ſie ertheil- ten mir den Beſcheid: Jch ſollte nur in Gottes Namen die geforderte Summa zahlen, indem ſie ſich, ihres Theils, die Sentenz ge- fallen lieſſen. — So war denn alſo das Lied am Ende! Nach geleiſteter Zahlung druͤckte mir’s gleichwohl auf dem Herzen, mich bei den ge- ſtrengen Herren zu befragen, auf welch Ge- ſetz, rechtlichen Grund oder Herkommen ihre gefaͤllte Entſcheidung ſich denn eigentlich ſtuͤtze? — Mir ward die Antwort: Es habe alſo und nicht anders geſprochen werden muͤſſen, damit, wenn hinfuͤhro Schiffe in Noth kaͤmen, bei andern Leuten Muth und Wille erweckt werde, den Ungluͤcklichen mit Huͤlfe beizu- ſpringen. — „Hol’ Euch der T. mit Eurer Huͤlfe!‟ dacht’ ich, und ſchuͤttelte den Staub von meinen Fuͤßen. — Jndeß ſchlug das Froſtwetter im December wieder um; ſo daß ich am 29. von Medemblyck abgehen konnte, den 2. Januar 1781. vor Amſterdam anlangte, und den Anfang machte, meine Ladung zu loͤſchen. Gegen den 24. Januar, den Geburtstag unſers großen Monarchen, trieb es mich mit unwiderſtehlicher Gewalt, dieſen Tag von allen Preuſſiſchen, im Hafen ankernden Schif-

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/201>, abgerufen am 25.11.2024.