stellungen wirkten; und sie versprachen, auch ferner ihr Bestes zu thun.
Des nemlichen Nachmittags kam mir ein kleines Fischerfahrzeug von Enkhuizen zur Seite. Drinnen saß ein alter Mann, nebst seinem Jungen, und rief mir zu: "Wie steht's, Kapitain? Wollt Jhr auch Hülfe haben?" -- Jch gab wenig auf sein Erbie- ten: denn seine Flunder-Schuite sah mir nicht darnach aus, als ob sie mir sonderliches Heil bringen könnte, oder das Eis über Seite schieben würde, wovon die Zuyder-See vor uns voll stand. "Fahrt mit Gott!" rief ich ihm zu -- "Mit Eurer Hülfe wird mir wenig gedient seyn!"
Doch zu gleicher Zeit zog mich der Lootse bei Seite und gab mir zu bedenken, daß es gleichwohl nicht übelgethan seyn würde, für den Fall, daß wir uns dennoch zu irgend einem Nothhafen bequemen müßten, einen Mann am Borde zu haben, der dieser Ge- wässer ungezweifelt noch besser, als er selbst kundig wäre, und an welchem er dann eine um so gewissere Unterstützung finden würde. -- "Jmmerhin!" versetzte ich -- "Wenn wir von dem alten Manne, der mir gar nicht darnach aussieht, nur reellen Beistand zu erwarten haben." -- Dieser, der schon von uns abgestoßen hatte, ward also zurück- gerufen, kam an Bord und wurde befragt,
ſtellungen wirkten; und ſie verſprachen, auch ferner ihr Beſtes zu thun.
Des nemlichen Nachmittags kam mir ein kleines Fiſcherfahrzeug von Enkhuizen zur Seite. Drinnen ſaß ein alter Mann, nebſt ſeinem Jungen, und rief mir zu: „Wie ſteht’s, Kapitain? Wollt Jhr auch Huͤlfe haben?‟ — Jch gab wenig auf ſein Erbie- ten: denn ſeine Flunder-Schuite ſah mir nicht darnach aus, als ob ſie mir ſonderliches Heil bringen koͤnnte, oder das Eis uͤber Seite ſchieben wuͤrde, wovon die Zuyder-See vor uns voll ſtand. „Fahrt mit Gott!‟ rief ich ihm zu — „Mit Eurer Huͤlfe wird mir wenig gedient ſeyn!‟
Doch zu gleicher Zeit zog mich der Lootſe bei Seite und gab mir zu bedenken, daß es gleichwohl nicht uͤbelgethan ſeyn wuͤrde, fuͤr den Fall, daß wir uns dennoch zu irgend einem Nothhafen bequemen muͤßten, einen Mann am Borde zu haben, der dieſer Ge- waͤſſer ungezweifelt noch beſſer, als er ſelbſt kundig waͤre, und an welchem er dann eine um ſo gewiſſere Unterſtuͤtzung finden wuͤrde. — „Jmmerhin!‟ verſetzte ich — „Wenn wir von dem alten Manne, der mir gar nicht darnach ausſieht, nur reellen Beiſtand zu erwarten haben.‟ — Dieſer, der ſchon von uns abgeſtoßen hatte, ward alſo zuruͤck- gerufen, kam an Bord und wurde befragt,
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ſtellungen wirkten; und ſie verſprachen, auch
ferner ihr Beſtes zu thun.
Des nemlichen Nachmittags kam mir
ein kleines Fiſcherfahrzeug von Enkhuizen
zur Seite. Drinnen ſaß ein alter Mann,
nebſt ſeinem Jungen, und rief mir zu: „Wie
ſteht’s, Kapitain? Wollt Jhr auch Huͤlfe
haben?‟ — Jch gab wenig auf ſein Erbie-
ten: denn ſeine Flunder-Schuite ſah mir nicht
darnach aus, als ob ſie mir ſonderliches
Heil bringen koͤnnte, oder das Eis uͤber
Seite ſchieben wuͤrde, wovon die Zuyder-See
vor uns voll ſtand. „Fahrt mit Gott!‟
rief ich ihm zu — „Mit Eurer Huͤlfe wird
mir wenig gedient ſeyn!‟
Doch zu gleicher Zeit zog mich der Lootſe
bei Seite und gab mir zu bedenken, daß es
gleichwohl nicht uͤbelgethan ſeyn wuͤrde, fuͤr
den Fall, daß wir uns dennoch zu irgend
einem Nothhafen bequemen muͤßten, einen
Mann am Borde zu haben, der dieſer Ge-
waͤſſer ungezweifelt noch beſſer, als er ſelbſt
kundig waͤre, und an welchem er dann eine
um ſo gewiſſere Unterſtuͤtzung finden wuͤrde.
— „Jmmerhin!‟ verſetzte ich — „Wenn
wir von dem alten Manne, der mir gar
nicht darnach ausſieht, nur reellen Beiſtand
zu erwarten haben.‟ — Dieſer, der ſchon
von uns abgeſtoßen hatte, ward alſo zuruͤck-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/190>, abgerufen am 16.02.2025.
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