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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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wirklich, als könnt' ich gar nicht weniger
thun, da Kopf an Kopf rund um mich her
sich auf den Knieen drängte.

Endlich wankte ich wieder die Gasse hin-
auf; aber mit einem Schweife von Menschen
hinter mir, der sich mit jedem Augenblick
vergrösserte und den König von Preussen laut
hochleben ließ. Jm Hause meines Corres-
pondenten, in welches ich mich mit Mühe
flüchtete, waren alle Thüren und Fenster auf-
gerissen und mit verwunderten Zuschauern
besetzt. Umsonst fragte man mich, was dies
zu bedeuten habe. Mein bewegtes Gemüth
fand keine Stimme und keine Worte, mich
verständlich zu machen. Draussen aber stieg
der freudige Tumult immer höher und höher;
und um nur das Volk zu beruhigen und vom
Platze zu bringen, blieb mir endlich nichts übrig,
als hinaus auf den Balkon des Hauses zu
treten, und mich ihm noch einmal zu zeigen.
Jch dankte mit Mund und Händen; und all-
mählig verlief nun der Menschenstrom sich
wieder. *)

*) Der Her., dem sich, wie wohl jedem Leser, in
diesem einfachen Berichte dennoch Manches,
als nicht ganz erklärbar aufgedrängt hat, er-
laubt sich's, mit dem wackern Verf. über den
zureichenden Grund von diesem hohen Volks-
Enthusiasmus abweichender Meynung zu seyn.
Diese jubelnde Menge mußte -- wie leicht
beweglich am Geiste man sich den Südländer
auch denken mag, doch einen nähern und noch

wirklich, als koͤnnt’ ich gar nicht weniger
thun, da Kopf an Kopf rund um mich her
ſich auf den Knieen draͤngte.

Endlich wankte ich wieder die Gaſſe hin-
auf; aber mit einem Schweife von Menſchen
hinter mir, der ſich mit jedem Augenblick
vergroͤſſerte und den Koͤnig von Preuſſen laut
hochleben ließ. Jm Hauſe meines Correſ-
pondenten, in welches ich mich mit Muͤhe
fluͤchtete, waren alle Thuͤren und Fenſter auf-
geriſſen und mit verwunderten Zuſchauern
beſetzt. Umſonſt fragte man mich, was dies
zu bedeuten habe. Mein bewegtes Gemuͤth
fand keine Stimme und keine Worte, mich
verſtaͤndlich zu machen. Drauſſen aber ſtieg
der freudige Tumult immer hoͤher und hoͤher;
und um nur das Volk zu beruhigen und vom
Platze zu bringen, blieb mir endlich nichts uͤbrig,
als hinaus auf den Balkon des Hauſes zu
treten, und mich ihm noch einmal zu zeigen.
Jch dankte mit Mund und Haͤnden; und all-
maͤhlig verlief nun der Menſchenſtrom ſich
wieder. *)

*) Der Her., dem ſich, wie wohl jedem Leſer, in
dieſem einfachen Berichte dennoch Manches,
als nicht ganz erklaͤrbar aufgedraͤngt hat, er-
laubt ſich’s, mit dem wackern Verf. uͤber den
zureichenden Grund von dieſem hohen Volks-
Enthuſiasmus abweichender Meynung zu ſeyn.
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beweglich am Geiſte man ſich den Suͤdlaͤnder
auch denken mag, doch einen naͤhern und noch
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[167/0171] wirklich, als koͤnnt’ ich gar nicht weniger thun, da Kopf an Kopf rund um mich her ſich auf den Knieen draͤngte. Endlich wankte ich wieder die Gaſſe hin- auf; aber mit einem Schweife von Menſchen hinter mir, der ſich mit jedem Augenblick vergroͤſſerte und den Koͤnig von Preuſſen laut hochleben ließ. Jm Hauſe meines Correſ- pondenten, in welches ich mich mit Muͤhe fluͤchtete, waren alle Thuͤren und Fenſter auf- geriſſen und mit verwunderten Zuſchauern beſetzt. Umſonſt fragte man mich, was dies zu bedeuten habe. Mein bewegtes Gemuͤth fand keine Stimme und keine Worte, mich verſtaͤndlich zu machen. Drauſſen aber ſtieg der freudige Tumult immer hoͤher und hoͤher; und um nur das Volk zu beruhigen und vom Platze zu bringen, blieb mir endlich nichts uͤbrig, als hinaus auf den Balkon des Hauſes zu treten, und mich ihm noch einmal zu zeigen. Jch dankte mit Mund und Haͤnden; und all- maͤhlig verlief nun der Menſchenſtrom ſich wieder. *) *) Der Her., dem ſich, wie wohl jedem Leſer, in dieſem einfachen Berichte dennoch Manches, als nicht ganz erklaͤrbar aufgedraͤngt hat, er- laubt ſich’s, mit dem wackern Verf. uͤber den zureichenden Grund von dieſem hohen Volks- Enthuſiasmus abweichender Meynung zu ſeyn. Dieſe jubelnde Menge mußte — wie leicht beweglich am Geiſte man ſich den Suͤdlaͤnder auch denken mag, doch einen naͤhern und noch

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/171>, abgerufen am 24.11.2024.