desto leichter, wenn es Noth that, Hülfe zu leisten oder zu empfangen. Jch fuhr dem- nach hurtig iu der Schaluppe zu jenem Schiffe hinüber und forderte den Kapitain desselben auf, noch eine kleine Stunde auf mich zu warten. Das wollte er aber nicht, lichtete seinen Anker vollends und gieng ab.
Kaum war er eine Meile westwärts von mir entfernt und ich gleichfalls unter Segel, so gieng der Wind nach Nordosten um. Es gab einen starken fliegenden Sturm der zwar mächtig förderte, aber auch die Luft mit einem dicken Schneegestöber erfüllte, so daß ich meinen vorausgeeilten Gefährten bald aus dem Gesichte verlor. Dies Wetter mit dicker Schneeluft hielt bis zum andern Morgen um 9 Uhr an, wo wir dicht an das Land von Stevens kamen und, mit nicht geringer Verwunderung, jenes nemliche Schiff auf dem Strande stehend erblickten, wo die Sturzwellen sich unaufhörlich drüber her brachen, die Mannschaft aber kümmerlich in den Masten hieng.
Jch selbst hatte alle Noth und Mühe, einem gleichen Schicksal zu entgehen und über die Landspitze von Stevens hinauszu- kommen. Endlich zwar gelang es, und ich erreichte die Kiöger-Bucht: doch sah ich mich genöthigt, vor stehenden Segeln zu ankern, und, da dies dem gewaltigen Andrang auf
deſto leichter, wenn es Noth that, Huͤlfe zu leiſten oder zu empfangen. Jch fuhr dem- nach hurtig iu der Schaluppe zu jenem Schiffe hinuͤber und forderte den Kapitain deſſelben auf, noch eine kleine Stunde auf mich zu warten. Das wollte er aber nicht, lichtete ſeinen Anker vollends und gieng ab.
Kaum war er eine Meile weſtwaͤrts von mir entfernt und ich gleichfalls unter Segel, ſo gieng der Wind nach Nordoſten um. Es gab einen ſtarken fliegenden Sturm der zwar maͤchtig foͤrderte, aber auch die Luft mit einem dicken Schneegeſtoͤber erfuͤllte, ſo daß ich meinen vorausgeeilten Gefaͤhrten bald aus dem Geſichte verlor. Dies Wetter mit dicker Schneeluft hielt bis zum andern Morgen um 9 Uhr an, wo wir dicht an das Land von Stevens kamen und, mit nicht geringer Verwunderung, jenes nemliche Schiff auf dem Strande ſtehend erblickten, wo die Sturzwellen ſich unaufhoͤrlich druͤber her brachen, die Mannſchaft aber kuͤmmerlich in den Maſten hieng.
Jch ſelbſt hatte alle Noth und Muͤhe, einem gleichen Schickſal zu entgehen und uͤber die Landſpitze von Stevens hinauszu- kommen. Endlich zwar gelang es, und ich erreichte die Kioͤger-Bucht: doch ſah ich mich genoͤthigt, vor ſtehenden Segeln zu ankern, und, da dies dem gewaltigen Andrang auf
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deſto leichter, wenn es Noth that, Huͤlfe zu
leiſten oder zu empfangen. Jch fuhr dem-
nach hurtig iu der Schaluppe zu jenem
Schiffe hinuͤber und forderte den Kapitain
deſſelben auf, noch eine kleine Stunde auf
mich zu warten. Das wollte er aber nicht,
lichtete ſeinen Anker vollends und gieng ab.
Kaum war er eine Meile weſtwaͤrts
von mir entfernt und ich gleichfalls unter
Segel, ſo gieng der Wind nach Nordoſten
um. Es gab einen ſtarken fliegenden Sturm
der zwar maͤchtig foͤrderte, aber auch die
Luft mit einem dicken Schneegeſtoͤber erfuͤllte,
ſo daß ich meinen vorausgeeilten Gefaͤhrten
bald aus dem Geſichte verlor. Dies Wetter
mit dicker Schneeluft hielt bis zum andern
Morgen um 9 Uhr an, wo wir dicht an
das Land von Stevens kamen und, mit nicht
geringer Verwunderung, jenes nemliche Schiff
auf dem Strande ſtehend erblickten, wo die
Sturzwellen ſich unaufhoͤrlich druͤber her
brachen, die Mannſchaft aber kuͤmmerlich in
den Maſten hieng.
Jch ſelbſt hatte alle Noth und Muͤhe,
einem gleichen Schickſal zu entgehen und
uͤber die Landſpitze von Stevens hinauszu-
kommen. Endlich zwar gelang es, und ich
erreichte die Kioͤger-Bucht: doch ſah ich mich
genoͤthigt, vor ſtehenden Segeln zu ankern,
und, da dies dem gewaltigen Andrang auf
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/155>, abgerufen am 16.02.2025.
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