nemünder Rheede hinaus, um auch den Rest der Ladung zu empfangen.
Doch dies war in der schon so weit vorgerückten Jahrszeit ein äusserst mühseliges und langweiliges Geschäft, weil der Hafen selbst bereits mit Eise zugelegt war und jede Bootsladung Stabholz sich vom Weststrande her erst einen Weg durch das Eis nach dem Schiffe bahnen mußte; so daß volle vier Wochen über dieser Arbeit verliefen. Mit dem letzten Boote gieng auch ich selbst an Bord, um nun unmittelbar darauf in See zu stechen; während bereits um das Schiff her Alles mit schwimmendem Eise fluthete und mit jedem Augenblick ein völliges Einfrieren zu befürchten stand.
Neben mir lag auf der Rheede noch ein Fregatt-Schiff, welches gleichfalls erst in diesem Sommer in Stettin für Schwedische Rechnung ganz neu gebaut worden und nach Gothenburg bestimmt war. Jch sah, daß es sich eben fertig machte, seinen Anker aufzu- winden und die Rheede zu verlassen. Mir selbst lag zu dem gleichen Geschäfte noch die letzte Bootsladung Stabholz auf dem Ver- deck im Wege, die zuvor noch über Seite gestauet werden mußte, bevor ich mich bei meiner Ankerwinde frei rühren konnte; und doch wäre ich, bis zum Sunde hin, gerne in der Gesellschaft des Schweden geblieben, um
nemuͤnder Rheede hinaus, um auch den Reſt der Ladung zu empfangen.
Doch dies war in der ſchon ſo weit vorgeruͤckten Jahrszeit ein aͤuſſerſt muͤhſeliges und langweiliges Geſchaͤft, weil der Hafen ſelbſt bereits mit Eiſe zugelegt war und jede Bootsladung Stabholz ſich vom Weſtſtrande her erſt einen Weg durch das Eis nach dem Schiffe bahnen mußte; ſo daß volle vier Wochen uͤber dieſer Arbeit verliefen. Mit dem letzten Boote gieng auch ich ſelbſt an Bord, um nun unmittelbar darauf in See zu ſtechen; waͤhrend bereits um das Schiff her Alles mit ſchwimmendem Eiſe fluthete und mit jedem Augenblick ein voͤlliges Einfrieren zu befuͤrchten ſtand.
Neben mir lag auf der Rheede noch ein Fregatt-Schiff, welches gleichfalls erſt in dieſem Sommer in Stettin fuͤr Schwediſche Rechnung ganz neu gebaut worden und nach Gothenburg beſtimmt war. Jch ſah, daß es ſich eben fertig machte, ſeinen Anker aufzu- winden und die Rheede zu verlaſſen. Mir ſelbſt lag zu dem gleichen Geſchaͤfte noch die letzte Bootsladung Stabholz auf dem Ver- deck im Wege, die zuvor noch uͤber Seite geſtauet werden mußte, bevor ich mich bei meiner Ankerwinde frei ruͤhren konnte; und doch waͤre ich, bis zum Sunde hin, gerne in der Geſellſchaft des Schweden geblieben, um
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nemuͤnder Rheede hinaus, um auch den Reſt
der Ladung zu empfangen.
Doch dies war in der ſchon ſo weit
vorgeruͤckten Jahrszeit ein aͤuſſerſt muͤhſeliges
und langweiliges Geſchaͤft, weil der Hafen
ſelbſt bereits mit Eiſe zugelegt war und jede
Bootsladung Stabholz ſich vom Weſtſtrande
her erſt einen Weg durch das Eis nach dem
Schiffe bahnen mußte; ſo daß volle vier
Wochen uͤber dieſer Arbeit verliefen. Mit
dem letzten Boote gieng auch ich ſelbſt an
Bord, um nun unmittelbar darauf in See
zu ſtechen; waͤhrend bereits um das Schiff her
Alles mit ſchwimmendem Eiſe fluthete und
mit jedem Augenblick ein voͤlliges Einfrieren
zu befuͤrchten ſtand.
Neben mir lag auf der Rheede noch ein
Fregatt-Schiff, welches gleichfalls erſt in
dieſem Sommer in Stettin fuͤr Schwediſche
Rechnung ganz neu gebaut worden und nach
Gothenburg beſtimmt war. Jch ſah, daß es
ſich eben fertig machte, ſeinen Anker aufzu-
winden und die Rheede zu verlaſſen. Mir
ſelbſt lag zu dem gleichen Geſchaͤfte noch die
letzte Bootsladung Stabholz auf dem Ver-
deck im Wege, die zuvor noch uͤber Seite
geſtauet werden mußte, bevor ich mich bei
meiner Ankerwinde frei ruͤhren konnte; und
doch waͤre ich, bis zum Sunde hin, gerne in
der Geſellſchaft des Schweden geblieben, um
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/154>, abgerufen am 16.02.2025.
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