Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

auf, drückte mich an die Brust und küßte
mich herzlich ab. Der Notarius Helwig,
welcher bei diesem Auftritt zugegen war,
wurde aufgefordert, zur Stelle einen Contract
aufzusetzen, welchen mein neuer Prinzipal selbst
dictirte und wobei meines Vortheils keines-
weges vergessen ward.

Nunmehr gieng ich auf einige Tage nach
Colberg, um mich mit B -- r zu berechnen
und auseinander zu setzen; war aber bereits in
der Mitte des Junius wieder in Stettin, wo
ich den Ausbau meines neuen Schiffes eifrig
betreiben half. Dieses war eigentlich zu ei-
nem Zweidecker bestimmt und würde, in
solcher Gestalt ausgeführt, in allen Preussi-
schen Häfen seines Gleichen gesucht haben.
Allein dasselbe sollte auch, auf jede Bedin-
gung, und um von den damaligen hohen
Frachten zu vortheilen, noch vor Winters in
See gehen; und um hiezu keine Zeit zu ver-
lieren, fiel endlich der Rath dahin aus, nur
Ein Verdeck aufzusetzen. Dennoch konnt' es
erst im October vom Stapel laufen; doch
war auch bereits mit dem Commerzien-Rath
eine Fracht von Balken und Stabholz abge-
schlossen, die ich unverzüglich nach Bordeaux
führen sollte. Den kleinern Theil derselben
nahm ich auf der Stelle ein, und gieng dann
in der Mitte des Novembers auf die Swi-

auf, druͤckte mich an die Bruſt und kuͤßte
mich herzlich ab. Der Notarius Helwig,
welcher bei dieſem Auftritt zugegen war,
wurde aufgefordert, zur Stelle einen Contract
aufzuſetzen, welchen mein neuer Prinzipal ſelbſt
dictirte und wobei meines Vortheils keines-
weges vergeſſen ward.

Nunmehr gieng ich auf einige Tage nach
Colberg, um mich mit B — r zu berechnen
und auseinander zu ſetzen; war aber bereits in
der Mitte des Junius wieder in Stettin, wo
ich den Ausbau meines neuen Schiffes eifrig
betreiben half. Dieſes war eigentlich zu ei-
nem Zweidecker beſtimmt und wuͤrde, in
ſolcher Geſtalt ausgefuͤhrt, in allen Preuſſi-
ſchen Haͤfen ſeines Gleichen geſucht haben.
Allein daſſelbe ſollte auch, auf jede Bedin-
gung, und um von den damaligen hohen
Frachten zu vortheilen, noch vor Winters in
See gehen; und um hiezu keine Zeit zu ver-
lieren, fiel endlich der Rath dahin aus, nur
Ein Verdeck aufzuſetzen. Dennoch konnt’ es
erſt im October vom Stapel laufen; doch
war auch bereits mit dem Commerzien-Rath
eine Fracht von Balken und Stabholz abge-
ſchloſſen, die ich unverzuͤglich nach Bordeaux
fuͤhren ſollte. Den kleinern Theil derſelben
nahm ich auf der Stelle ein, und gieng dann
in der Mitte des Novembers auf die Swi-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0153" n="149"/>
auf, dru&#x0364;ckte mich an die Bru&#x017F;t und ku&#x0364;ßte<lb/>
mich herzlich ab. Der Notarius Helwig,<lb/>
welcher bei die&#x017F;em Auftritt zugegen war,<lb/>
wurde aufgefordert, zur Stelle einen Contract<lb/>
aufzu&#x017F;etzen, welchen mein neuer Prinzipal &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
dictirte und wobei meines Vortheils keines-<lb/>
weges verge&#x017F;&#x017F;en ward.</p><lb/>
        <p>Nunmehr gieng ich auf einige Tage nach<lb/>
Colberg, um mich mit B &#x2014; r zu berechnen<lb/>
und auseinander zu &#x017F;etzen; war aber bereits in<lb/>
der Mitte des Junius wieder in Stettin, wo<lb/>
ich den Ausbau meines neuen Schiffes eifrig<lb/>
betreiben half. Die&#x017F;es war eigentlich zu ei-<lb/>
nem Zweidecker be&#x017F;timmt und wu&#x0364;rde, in<lb/>
&#x017F;olcher Ge&#x017F;talt ausgefu&#x0364;hrt, in allen Preu&#x017F;&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;chen Ha&#x0364;fen &#x017F;eines Gleichen ge&#x017F;ucht haben.<lb/>
Allein da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;ollte auch, auf jede Bedin-<lb/>
gung, und um von den damaligen hohen<lb/>
Frachten zu vortheilen, noch vor Winters in<lb/>
See gehen; und um hiezu keine Zeit zu ver-<lb/>
lieren, fiel endlich der Rath dahin aus, nur<lb/>
Ein Verdeck aufzu&#x017F;etzen. Dennoch konnt&#x2019; es<lb/>
er&#x017F;t im October vom Stapel laufen; doch<lb/>
war auch bereits mit dem Commerzien-Rath<lb/>
eine Fracht von Balken und Stabholz abge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, die ich unverzu&#x0364;glich nach Bordeaux<lb/>
fu&#x0364;hren &#x017F;ollte. Den kleinern Theil der&#x017F;elben<lb/>
nahm ich auf der Stelle ein, und gieng dann<lb/>
in der Mitte des Novembers auf die Swi-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0153] auf, druͤckte mich an die Bruſt und kuͤßte mich herzlich ab. Der Notarius Helwig, welcher bei dieſem Auftritt zugegen war, wurde aufgefordert, zur Stelle einen Contract aufzuſetzen, welchen mein neuer Prinzipal ſelbſt dictirte und wobei meines Vortheils keines- weges vergeſſen ward. Nunmehr gieng ich auf einige Tage nach Colberg, um mich mit B — r zu berechnen und auseinander zu ſetzen; war aber bereits in der Mitte des Junius wieder in Stettin, wo ich den Ausbau meines neuen Schiffes eifrig betreiben half. Dieſes war eigentlich zu ei- nem Zweidecker beſtimmt und wuͤrde, in ſolcher Geſtalt ausgefuͤhrt, in allen Preuſſi- ſchen Haͤfen ſeines Gleichen geſucht haben. Allein daſſelbe ſollte auch, auf jede Bedin- gung, und um von den damaligen hohen Frachten zu vortheilen, noch vor Winters in See gehen; und um hiezu keine Zeit zu ver- lieren, fiel endlich der Rath dahin aus, nur Ein Verdeck aufzuſetzen. Dennoch konnt’ es erſt im October vom Stapel laufen; doch war auch bereits mit dem Commerzien-Rath eine Fracht von Balken und Stabholz abge- ſchloſſen, die ich unverzuͤglich nach Bordeaux fuͤhren ſollte. Den kleinern Theil derſelben nahm ich auf der Stelle ein, und gieng dann in der Mitte des Novembers auf die Swi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/153
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/153>, abgerufen am 22.11.2024.