wird. Topp! Was ein ehrlicher Mann thun und leisten kann, um sich das Herz leicht zu machen: dazu biet' ich freudig die Hand. Morgen um die und die Stunde machen wir die Sache ab: heute aber kein Wort mehr davon, damit wir uns dies gute Glas Wein nicht verderben."
So geschah es denn auch am nächsten Tage. Wie erstaunte ich, zu sehen, daß der Mann Vernunft annahm und Gründe gelten ließ, trotz Einem. Eine Schwierigkeit nach der Andern verschwand, und in weniger, als drei Stunden war eine Vereinigung getrof- fen, wie beide Theile sie nur immer wünschen konnten, das Londoner Haus aber sie nim- mer erwartet hatte. Jch forderte nun die ge- richtliche Bestätigung, die gleich in den näch- sten 24 Stunden durch den Hrn. Notarius Bourwig ausgefertigt und mittelst Brief und Siegels bekräftigt wurde. Eben so schnell packt' ich meine Papiere zusammen, schickte sie nach London, erhielt die unbedingteste Ge- nehmigung meines Verfahrens und eine freund- schaftliche Vergeltung, wie sie dem erwiesenen Dienste nur immer angemessen seyn mochte.
Noch vergnügter und zufriedner aber war Hr. Groß, der mir von Stund an ein sichtbares Wohlwollen zuwandte. "Aber wo nun hinaus?" fragte er mich, als ich kam, ihm meinen Abschiedsbesuch zu machen. --
11. Bändchen. (10)
wird. Topp! Was ein ehrlicher Mann thun und leiſten kann, um ſich das Herz leicht zu machen: dazu biet’ ich freudig die Hand. Morgen um die und die Stunde machen wir die Sache ab: heute aber kein Wort mehr davon, damit wir uns dies gute Glas Wein nicht verderben.‟
So geſchah es denn auch am naͤchſten Tage. Wie erſtaunte ich, zu ſehen, daß der Mann Vernunft annahm und Gruͤnde gelten ließ, trotz Einem. Eine Schwierigkeit nach der Andern verſchwand, und in weniger, als drei Stunden war eine Vereinigung getrof- fen, wie beide Theile ſie nur immer wuͤnſchen konnten, das Londoner Haus aber ſie nim- mer erwartet hatte. Jch forderte nun die ge- richtliche Beſtaͤtigung, die gleich in den naͤch- ſten 24 Stunden durch den Hrn. Notarius Bourwig ausgefertigt und mittelſt Brief und Siegels bekraͤftigt wurde. Eben ſo ſchnell packt’ ich meine Papiere zuſammen, ſchickte ſie nach London, erhielt die unbedingteſte Ge- nehmigung meines Verfahrens und eine freund- ſchaftliche Vergeltung, wie ſie dem erwieſenen Dienſte nur immer angemeſſen ſeyn mochte.
Noch vergnuͤgter und zufriedner aber war Hr. Groß, der mir von Stund an ein ſichtbares Wohlwollen zuwandte. „Aber wo nun hinaus?‟ fragte er mich, als ich kam, ihm meinen Abſchiedsbeſuch zu machen. —
11. Bändchen. (10)
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0149"n="145"/>
wird. Topp! Was ein ehrlicher Mann thun<lb/>
und leiſten kann, um ſich das Herz leicht zu<lb/>
machen: dazu biet’ ich freudig die Hand.<lb/>
Morgen um die und die Stunde machen<lb/>
wir die Sache ab: heute aber kein Wort<lb/>
mehr davon, damit wir uns dies gute Glas<lb/>
Wein nicht verderben.‟</p><lb/><p>So geſchah es denn auch am naͤchſten<lb/>
Tage. Wie erſtaunte ich, zu ſehen, daß der<lb/>
Mann Vernunft annahm und Gruͤnde gelten<lb/>
ließ, trotz Einem. Eine Schwierigkeit nach<lb/>
der Andern verſchwand, und in weniger, als<lb/>
drei Stunden war eine Vereinigung getrof-<lb/>
fen, wie beide Theile ſie nur immer wuͤnſchen<lb/>
konnten, das Londoner Haus aber ſie nim-<lb/>
mer erwartet hatte. Jch forderte nun die ge-<lb/>
richtliche Beſtaͤtigung, die gleich in den naͤch-<lb/>ſten 24 Stunden durch den Hrn. Notarius<lb/>
Bourwig ausgefertigt und mittelſt Brief und<lb/>
Siegels bekraͤftigt wurde. Eben ſo ſchnell<lb/>
packt’ ich meine Papiere zuſammen, ſchickte<lb/>ſie nach London, erhielt die unbedingteſte Ge-<lb/>
nehmigung meines Verfahrens und eine freund-<lb/>ſchaftliche Vergeltung, wie ſie dem erwieſenen<lb/>
Dienſte nur immer angemeſſen ſeyn mochte.</p><lb/><p>Noch vergnuͤgter und zufriedner aber<lb/>
war Hr. Groß, der mir von Stund an ein<lb/>ſichtbares Wohlwollen zuwandte. „Aber wo<lb/>
nun hinaus?‟ fragte er mich, als ich kam,<lb/>
ihm meinen Abſchiedsbeſuch zu machen. —<lb/><fwplace="bottom"type="sig">11. Bändchen. (10)</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[145/0149]
wird. Topp! Was ein ehrlicher Mann thun
und leiſten kann, um ſich das Herz leicht zu
machen: dazu biet’ ich freudig die Hand.
Morgen um die und die Stunde machen
wir die Sache ab: heute aber kein Wort
mehr davon, damit wir uns dies gute Glas
Wein nicht verderben.‟
So geſchah es denn auch am naͤchſten
Tage. Wie erſtaunte ich, zu ſehen, daß der
Mann Vernunft annahm und Gruͤnde gelten
ließ, trotz Einem. Eine Schwierigkeit nach
der Andern verſchwand, und in weniger, als
drei Stunden war eine Vereinigung getrof-
fen, wie beide Theile ſie nur immer wuͤnſchen
konnten, das Londoner Haus aber ſie nim-
mer erwartet hatte. Jch forderte nun die ge-
richtliche Beſtaͤtigung, die gleich in den naͤch-
ſten 24 Stunden durch den Hrn. Notarius
Bourwig ausgefertigt und mittelſt Brief und
Siegels bekraͤftigt wurde. Eben ſo ſchnell
packt’ ich meine Papiere zuſammen, ſchickte
ſie nach London, erhielt die unbedingteſte Ge-
nehmigung meines Verfahrens und eine freund-
ſchaftliche Vergeltung, wie ſie dem erwieſenen
Dienſte nur immer angemeſſen ſeyn mochte.
Noch vergnuͤgter und zufriedner aber
war Hr. Groß, der mir von Stund an ein
ſichtbares Wohlwollen zuwandte. „Aber wo
nun hinaus?‟ fragte er mich, als ich kam,
ihm meinen Abſchiedsbeſuch zu machen. —
11. Bändchen. (10)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/149>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.