die Jnstruction, wie ich bei meinem Einkauf verfahren sollte. Diese war aber leider! von der Art, daß ich, wäre sie mir früher in Pillau zugekommen, keinen Schritt vor die Thüre darum gegangen seyn würde. Nur die wunderlichste Laune konnte dem Manne alle die tausend Bedingungen eingegeben haben, von denen ich kein Haar breit ab- weichen sollte. Das Schiff, das ich erstände, sollte von 150 Lasten seyn, nicht größer und nicht kleiner; es durfte kein höheres Alter, als von zwei, oder höchstens drei Jahren zählen; es mußte eine Bauart haben, daß es nindestens mit der halben Last zum Col- berger Hafen ein- und auspassiren könnte; ja sogar ein vollständiges Jnventarium war vorgeschrieben, daß man bei dem Schiffe zu finden erwartete; -- Aber vor Allem durfte es nicht höher, als 400 Pfund Sterling im Preise zu stehen kommen. -- Warlich, ich hätte Tausende anfeilschen können, ohne ei- nen solchen Phönix von Schiff zu finden, als hier verlangt wurde! Selbst die Herren Schmidt und Weinholdt, an die ich gewiesen war, lachten über dies unsinnige Begehren.
Jndeß ich hatt' es einmal angenommen, und sollte und wollte meine Schuldigkeit thun. So reiste ich denn ganz England mit der Post in die Runde, nach allen Häfen, wo nur Prisen aufgebracht worden. Jch
die Jnſtruction, wie ich bei meinem Einkauf verfahren ſollte. Dieſe war aber leider! von der Art, daß ich, waͤre ſie mir fruͤher in Pillau zugekommen, keinen Schritt vor die Thuͤre darum gegangen ſeyn wuͤrde. Nur die wunderlichſte Laune konnte dem Manne alle die tauſend Bedingungen eingegeben haben, von denen ich kein Haar breit ab- weichen ſollte. Das Schiff, das ich erſtaͤnde, ſollte von 150 Laſten ſeyn, nicht groͤßer und nicht kleiner; es durfte kein hoͤheres Alter, als von zwei, oder hoͤchſtens drei Jahren zaͤhlen; es mußte eine Bauart haben, daß es nindeſtens mit der halben Laſt zum Col- berger Hafen ein- und auspaſſiren koͤnnte; ja ſogar ein vollſtaͤndiges Jnventarium war vorgeſchrieben, daß man bei dem Schiffe zu finden erwartete; — Aber vor Allem durfte es nicht hoͤher, als 400 Pfund Sterling im Preiſe zu ſtehen kommen. — Warlich, ich haͤtte Tauſende anfeilſchen koͤnnen, ohne ei- nen ſolchen Phoͤnix von Schiff zu finden, als hier verlangt wurde! Selbſt die Herren Schmidt und Weinholdt, an die ich gewieſen war, lachten uͤber dies unſinnige Begehren.
Jndeß ich hatt’ es einmal angenommen, und ſollte und wollte meine Schuldigkeit thun. So reiſte ich denn ganz England mit der Poſt in die Runde, nach allen Haͤfen, wo nur Priſen aufgebracht worden. Jch
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0144"n="140"/>
die Jnſtruction, wie ich bei meinem Einkauf<lb/>
verfahren ſollte. Dieſe war aber leider! von<lb/>
der Art, daß ich, waͤre ſie mir fruͤher in<lb/>
Pillau zugekommen, keinen Schritt vor die<lb/>
Thuͤre darum gegangen ſeyn wuͤrde. Nur<lb/>
die wunderlichſte Laune konnte dem Manne<lb/>
alle die tauſend Bedingungen eingegeben<lb/>
haben, von denen ich kein Haar breit ab-<lb/>
weichen ſollte. Das Schiff, das ich erſtaͤnde,<lb/>ſollte von 150 Laſten ſeyn, nicht groͤßer und<lb/>
nicht kleiner; es durfte kein hoͤheres Alter,<lb/>
als von zwei, oder hoͤchſtens drei Jahren<lb/>
zaͤhlen; es mußte eine Bauart haben, daß<lb/>
es nindeſtens mit der halben Laſt zum Col-<lb/>
berger Hafen ein- und auspaſſiren koͤnnte;<lb/>
ja ſogar ein vollſtaͤndiges Jnventarium war<lb/>
vorgeſchrieben, daß man bei dem Schiffe zu<lb/>
finden erwartete; — Aber vor Allem durfte<lb/>
es nicht hoͤher, als 400 Pfund Sterling im<lb/>
Preiſe zu ſtehen kommen. — Warlich, ich<lb/>
haͤtte Tauſende anfeilſchen koͤnnen, ohne ei-<lb/>
nen ſolchen Phoͤnix von Schiff zu finden, als<lb/>
hier verlangt wurde! Selbſt die Herren<lb/>
Schmidt und Weinholdt, an die ich gewieſen<lb/>
war, lachten uͤber dies unſinnige Begehren.</p><lb/><p>Jndeß ich hatt’ es einmal angenommen,<lb/>
und ſollte und wollte meine Schuldigkeit<lb/>
thun. So reiſte ich denn ganz England mit<lb/>
der Poſt in die Runde, nach allen Haͤfen,<lb/>
wo nur Priſen aufgebracht worden. Jch<lb/></p></div></body></text></TEI>
[140/0144]
die Jnſtruction, wie ich bei meinem Einkauf
verfahren ſollte. Dieſe war aber leider! von
der Art, daß ich, waͤre ſie mir fruͤher in
Pillau zugekommen, keinen Schritt vor die
Thuͤre darum gegangen ſeyn wuͤrde. Nur
die wunderlichſte Laune konnte dem Manne
alle die tauſend Bedingungen eingegeben
haben, von denen ich kein Haar breit ab-
weichen ſollte. Das Schiff, das ich erſtaͤnde,
ſollte von 150 Laſten ſeyn, nicht groͤßer und
nicht kleiner; es durfte kein hoͤheres Alter,
als von zwei, oder hoͤchſtens drei Jahren
zaͤhlen; es mußte eine Bauart haben, daß
es nindeſtens mit der halben Laſt zum Col-
berger Hafen ein- und auspaſſiren koͤnnte;
ja ſogar ein vollſtaͤndiges Jnventarium war
vorgeſchrieben, daß man bei dem Schiffe zu
finden erwartete; — Aber vor Allem durfte
es nicht hoͤher, als 400 Pfund Sterling im
Preiſe zu ſtehen kommen. — Warlich, ich
haͤtte Tauſende anfeilſchen koͤnnen, ohne ei-
nen ſolchen Phoͤnix von Schiff zu finden, als
hier verlangt wurde! Selbſt die Herren
Schmidt und Weinholdt, an die ich gewieſen
war, lachten uͤber dies unſinnige Begehren.
Jndeß ich hatt’ es einmal angenommen,
und ſollte und wollte meine Schuldigkeit
thun. So reiſte ich denn ganz England mit
der Poſt in die Runde, nach allen Haͤfen,
wo nur Priſen aufgebracht worden. Jch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/144>, abgerufen am 17.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.