Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.auch so fleissigen Gebrauch machte, indem ich Jetzt erst, da es hier nichts mehr für Als ich mich wieder besann, lag ich auf auch ſo fleiſſigen Gebrauch machte, indem ich Jetzt erſt, da es hier nichts mehr fuͤr Als ich mich wieder beſann, lag ich auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0136" n="132"/> auch ſo fleiſſigen Gebrauch machte, indem ich<lb/> den Brand tapfer kanonirte, daß ich endlich<lb/> das Gluͤck hatte, ihn zu uͤberwaͤltigen und<lb/> voͤllig zu loͤſchen. Wo es aber noch irgend<lb/> zu glimmen ſchien, da kratzte ich mit meinen<lb/> Haͤnden die Kohlen herunter, ſoweit ich ir-<lb/> gend reichen konnte.</p><lb/> <p>Jetzt erſt, da es hier nichts mehr fuͤr<lb/> mich zu thun gab, gewann ich Zeit, an<lb/> mich ſelbſt zu denken. Jch ſpuͤrte, wie mir<lb/> mit jeder Minute uͤbel und immer uͤbler zu<lb/> Muthe ward: denn das zuruͤckſpruͤtzende<lb/> Waſſer hatte mich bis auf die Haut durch-<lb/> naͤßt, und zugleich war eine Hitze im Thurme,<lb/> die je laͤnger je unausſtehlicher wurde. Zwar<lb/> eilte ich nun hinunter: aber indem ich gegen<lb/> die Schalloͤcher kam, gab es einen ſo ſchnei-<lb/> denden Luftzug, daß mir ploͤtzlich die Sinne<lb/> vergiengen. Auch weiß ich nicht, ob ich<lb/> auf meinen eignen Fuͤßen Gottes Erdboden<lb/> erreicht, oder ob mich die Leute hinabgetra-<lb/> gen haben.</p><lb/> <p>Als ich mich wieder beſann, lag ich auf<lb/> dem Kirchhofe; und mir zur Seite ſtanden<lb/> die Chirurgen Wuͤſthof und Kretſchmer, die<lb/> mir an beiden Armen eine Ader geoͤffnet<lb/> hatten. Auſſerdem gab es noch einen dich-<lb/> ten Haufen von Menſchen um mich her,<lb/> welche von Theilnahme oder Neugierde her-<lb/> beigefuͤhrt ſeyn mochten. Mit meinem wie-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [132/0136]
auch ſo fleiſſigen Gebrauch machte, indem ich
den Brand tapfer kanonirte, daß ich endlich
das Gluͤck hatte, ihn zu uͤberwaͤltigen und
voͤllig zu loͤſchen. Wo es aber noch irgend
zu glimmen ſchien, da kratzte ich mit meinen
Haͤnden die Kohlen herunter, ſoweit ich ir-
gend reichen konnte.
Jetzt erſt, da es hier nichts mehr fuͤr
mich zu thun gab, gewann ich Zeit, an
mich ſelbſt zu denken. Jch ſpuͤrte, wie mir
mit jeder Minute uͤbel und immer uͤbler zu
Muthe ward: denn das zuruͤckſpruͤtzende
Waſſer hatte mich bis auf die Haut durch-
naͤßt, und zugleich war eine Hitze im Thurme,
die je laͤnger je unausſtehlicher wurde. Zwar
eilte ich nun hinunter: aber indem ich gegen
die Schalloͤcher kam, gab es einen ſo ſchnei-
denden Luftzug, daß mir ploͤtzlich die Sinne
vergiengen. Auch weiß ich nicht, ob ich
auf meinen eignen Fuͤßen Gottes Erdboden
erreicht, oder ob mich die Leute hinabgetra-
gen haben.
Als ich mich wieder beſann, lag ich auf
dem Kirchhofe; und mir zur Seite ſtanden
die Chirurgen Wuͤſthof und Kretſchmer, die
mir an beiden Armen eine Ader geoͤffnet
hatten. Auſſerdem gab es noch einen dich-
ten Haufen von Menſchen um mich her,
welche von Theilnahme oder Neugierde her-
beigefuͤhrt ſeyn mochten. Mit meinem wie-
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