Menge Feuerkohlen prasselte nieder; so daß ich mir den Kopf mit dem Wasser aus mei- nem Eimer anseuchten mußte, um nicht aus meinen Haaren ein Feuerwerk zu machen. Um zugleich die Hände frei zu bekommen, schnitt ich ein Loch vorne in den Rock, durch welches ich die Sprütze steckte; den Bügel des Eimers nahm ich in den Mund und zwischen die Zähne; und so ward denn die fernere Reise angetreten!
Die Thurmspitze ist inwendig mit un- zähligen Holz-Riegeln durch-verbunden, die mir zur Leiter dienen mußten. Allein wo- hin ich griff, um mir empor zu helfen, da fand ich Alles voll glühender Kohlen; nur hatt' ich nicht Zeit, an den Schmerz zu den- ken, oder machte mich gegen ihn fühllos, indem ich Kopf und Hände zum öftern wie- der anfeuchtete. Mit alledem hatt' ich mich endlich so hoch verstiegen, daß mir in der engen Verzimmerung kein Raum mehr blieb, mich noch weiter hindurch zu winden; und hier sah ich denn den rechten Mittelpunkt des brennenden Feuers annoch 8 oder 10 Fuß über mir zischen und sprühen.
Jetzt klemmte ich den Wasser-Eimer zwischen die Sparren feste; zog meine Sprütze daraus voll und richtete sie getrost gegen jenen Feuer-Kern, wo das Löschen und Ersticken am nothwendigsten schien.
Menge Feuerkohlen praſſelte nieder; ſo daß ich mir den Kopf mit dem Waſſer aus mei- nem Eimer anſeuchten mußte, um nicht aus meinen Haaren ein Feuerwerk zu machen. Um zugleich die Haͤnde frei zu bekommen, ſchnitt ich ein Loch vorne in den Rock, durch welches ich die Spruͤtze ſteckte; den Buͤgel des Eimers nahm ich in den Mund und zwiſchen die Zaͤhne; und ſo ward denn die fernere Reiſe angetreten!
Die Thurmſpitze iſt inwendig mit un- zaͤhligen Holz-Riegeln durch-verbunden, die mir zur Leiter dienen mußten. Allein wo- hin ich griff, um mir empor zu helfen, da fand ich Alles voll gluͤhender Kohlen; nur hatt’ ich nicht Zeit, an den Schmerz zu den- ken, oder machte mich gegen ihn fuͤhllos, indem ich Kopf und Haͤnde zum oͤftern wie- der anfeuchtete. Mit alledem hatt’ ich mich endlich ſo hoch verſtiegen, daß mir in der engen Verzimmerung kein Raum mehr blieb, mich noch weiter hindurch zu winden; und hier ſah ich denn den rechten Mittelpunkt des brennenden Feuers annoch 8 oder 10 Fuß uͤber mir ziſchen und ſpruͤhen.
Jetzt klemmte ich den Waſſer-Eimer zwiſchen die Sparren feſte; zog meine Spruͤtze daraus voll und richtete ſie getroſt gegen jenen Feuer-Kern, wo das Loͤſchen und Erſticken am nothwendigſten ſchien.
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Menge Feuerkohlen praſſelte nieder; ſo daß
ich mir den Kopf mit dem Waſſer aus mei-
nem Eimer anſeuchten mußte, um nicht aus
meinen Haaren ein Feuerwerk zu machen.
Um zugleich die Haͤnde frei zu bekommen,
ſchnitt ich ein Loch vorne in den Rock, durch
welches ich die Spruͤtze ſteckte; den Buͤgel
des Eimers nahm ich in den Mund und
zwiſchen die Zaͤhne; und ſo ward denn die
fernere Reiſe angetreten!
Die Thurmſpitze iſt inwendig mit un-
zaͤhligen Holz-Riegeln durch-verbunden, die
mir zur Leiter dienen mußten. Allein wo-
hin ich griff, um mir empor zu helfen, da
fand ich Alles voll gluͤhender Kohlen; nur
hatt’ ich nicht Zeit, an den Schmerz zu den-
ken, oder machte mich gegen ihn fuͤhllos,
indem ich Kopf und Haͤnde zum oͤftern wie-
der anfeuchtete. Mit alledem hatt’ ich mich
endlich ſo hoch verſtiegen, daß mir in der
engen Verzimmerung kein Raum mehr blieb,
mich noch weiter hindurch zu winden; und
hier ſah ich denn den rechten Mittelpunkt
des brennenden Feuers annoch 8 oder 10
Fuß uͤber mir ziſchen und ſpruͤhen.
Jetzt klemmte ich den Waſſer-Eimer
zwiſchen die Sparren feſte; zog meine
Spruͤtze daraus voll und richtete ſie getroſt
gegen jenen Feuer-Kern, wo das Loͤſchen
und Erſticken am nothwendigſten ſchien.
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/134>, abgerufen am 17.07.2024.
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