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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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Nun machte ich mit meiner Quatze zwar
noch mehrere Ausflüge: aber diese Fahr-
ten und die ganze Handthierung waren, je
länger, je weniger nach meinem Sinn. Ue-
berdem war der Absatz meiner Waare kei-
nesweges so reissend, als man mir vorge-
spiegelt hatte; und da zudem die Fische
durch das heftige Schlingern des Fahrzeugs
in den Wellen häufig abstanden, so hatt' ich
bei jeder Reise nur Verlust und Schaden.
Jch gab also meinen Kram bei Zeiten wie-
der auf; brachte meine Quatze nach Stet-
tin und bot sie dort zum Verkaufe aus.
Das gelang mir aber erst nach Jahr und
Tag, und ich litt auch bei diesem Handel
eine empfindliche Einbuße. So kam also
auch das Jahr 1776 heran und fand mich
wieder als Lehrer in der Steuermannskunst,
wobei ich mich, da ich tüchtige und lern-
begierige Schüler hatte, immer noch in mei-
nem angemessensten Elemente befand. Auch
im Winter 1777 trieb ich diese nützliche,
wenn auch eben nicht sonderlich einträgliche
Beschäftiguug.

Am 28sten April dieses Jahres stand
ich hier in Colberg, etwa um die Mittags-
zeit, eines abzumachenden Geschäfts wegen,
beim Herrn Advocat Krohn am Fenster,
als, mitten in unserm Plaudern, plötzlich
ein ganz erschrecklicher Donnerschlag geschah,

Nun machte ich mit meiner Quatze zwar
noch mehrere Ausfluͤge: aber dieſe Fahr-
ten und die ganze Handthierung waren, je
laͤnger, je weniger nach meinem Sinn. Ue-
berdem war der Abſatz meiner Waare kei-
nesweges ſo reiſſend, als man mir vorge-
ſpiegelt hatte; und da zudem die Fiſche
durch das heftige Schlingern des Fahrzeugs
in den Wellen haͤufig abſtanden, ſo hatt’ ich
bei jeder Reiſe nur Verluſt und Schaden.
Jch gab alſo meinen Kram bei Zeiten wie-
der auf; brachte meine Quatze nach Stet-
tin und bot ſie dort zum Verkaufe aus.
Das gelang mir aber erſt nach Jahr und
Tag, und ich litt auch bei dieſem Handel
eine empfindliche Einbuße. So kam alſo
auch das Jahr 1776 heran und fand mich
wieder als Lehrer in der Steuermannskunſt,
wobei ich mich, da ich tuͤchtige und lern-
begierige Schuͤler hatte, immer noch in mei-
nem angemeſſenſten Elemente befand. Auch
im Winter 1777 trieb ich dieſe nuͤtzliche,
wenn auch eben nicht ſonderlich eintraͤgliche
Beſchaͤftiguug.

Am 28ſten April dieſes Jahres ſtand
ich hier in Colberg, etwa um die Mittags-
zeit, eines abzumachenden Geſchaͤfts wegen,
beim Herrn Advocat Krohn am Fenſter,
als, mitten in unſerm Plaudern, ploͤtzlich
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[126/0130] Nun machte ich mit meiner Quatze zwar noch mehrere Ausfluͤge: aber dieſe Fahr- ten und die ganze Handthierung waren, je laͤnger, je weniger nach meinem Sinn. Ue- berdem war der Abſatz meiner Waare kei- nesweges ſo reiſſend, als man mir vorge- ſpiegelt hatte; und da zudem die Fiſche durch das heftige Schlingern des Fahrzeugs in den Wellen haͤufig abſtanden, ſo hatt’ ich bei jeder Reiſe nur Verluſt und Schaden. Jch gab alſo meinen Kram bei Zeiten wie- der auf; brachte meine Quatze nach Stet- tin und bot ſie dort zum Verkaufe aus. Das gelang mir aber erſt nach Jahr und Tag, und ich litt auch bei dieſem Handel eine empfindliche Einbuße. So kam alſo auch das Jahr 1776 heran und fand mich wieder als Lehrer in der Steuermannskunſt, wobei ich mich, da ich tuͤchtige und lern- begierige Schuͤler hatte, immer noch in mei- nem angemeſſenſten Elemente befand. Auch im Winter 1777 trieb ich dieſe nuͤtzliche, wenn auch eben nicht ſonderlich eintraͤgliche Beſchaͤftiguug. Am 28ſten April dieſes Jahres ſtand ich hier in Colberg, etwa um die Mittags- zeit, eines abzumachenden Geſchaͤfts wegen, beim Herrn Advocat Krohn am Fenſter, als, mitten in unſerm Plaudern, ploͤtzlich ein ganz erſchrecklicher Donnerſchlag geſchah,

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/130>, abgerufen am 24.11.2024.