mit den Füßen tiefer scharrte, daß der Grund aus grobem Sande bestand, der mit einzel- nen Brocken von Dachziegeln untermischt war. Meines Vermuthens mochte hier wohl frü- her ein Schiff, mit solcherlei Ziegeln geladen, gestrandet seyn und dieselben zu seiner Er- leichterung über Bord geworfen haben.
Beim weitern Umherfahren befand sich's, daß diese Bank durchgehends aus großen Steinblöcken bestand, die mit 4 bis 5 Fuß Wasser überflossen waren. Zwischen densel- ben gab es eine Tiefe von 6 bis 7 Fuß; und da das Wasser ziemlich klar war, ließ sich die Lage der Steine sehr wohl unter- scheiden, aber in derselben durchaus keine absichtliche Anordnung und Regelmäßigkeit entdecken. Diese ganze Steinplatte mag vielleicht 600 Klaftern in der Länge und Breite haben. Zugleich aber fallen ihre Ränder so steil ab, daß, während jene Blöcke nur auf die bemerkte geringe Tiefe unter Wasser stehen, unmittelbar daneben der See- grund sich auf 15 und mehr Fuß vertiefte.
Es währte fast sechs Stunden, bevor es uns gelang, hier wieder flott zu werden. Während dieser Zeit trieb der starke Wind ein Boot vom Lande herbei, worinn sich zwei Bauerknechte, aber ohne Ruder, befan- den. Statt derselben waren sie mit ein paar Stangen versehen, womit sie ihr Fahr-
mit den Fuͤßen tiefer ſcharrte, daß der Grund aus grobem Sande beſtand, der mit einzel- nen Brocken von Dachziegeln untermiſcht war. Meines Vermuthens mochte hier wohl fruͤ- her ein Schiff, mit ſolcherlei Ziegeln geladen, geſtrandet ſeyn und dieſelben zu ſeiner Er- leichterung uͤber Bord geworfen haben.
Beim weitern Umherfahren befand ſich’s, daß dieſe Bank durchgehends aus großen Steinbloͤcken beſtand, die mit 4 bis 5 Fuß Waſſer uͤberfloſſen waren. Zwiſchen denſel- ben gab es eine Tiefe von 6 bis 7 Fuß; und da das Waſſer ziemlich klar war, ließ ſich die Lage der Steine ſehr wohl unter- ſcheiden, aber in derſelben durchaus keine abſichtliche Anordnung und Regelmaͤßigkeit entdecken. Dieſe ganze Steinplatte mag vielleicht 600 Klaftern in der Laͤnge und Breite haben. Zugleich aber fallen ihre Raͤnder ſo ſteil ab, daß, waͤhrend jene Bloͤcke nur auf die bemerkte geringe Tiefe unter Waſſer ſtehen, unmittelbar daneben der See- grund ſich auf 15 und mehr Fuß vertiefte.
Es waͤhrte faſt ſechs Stunden, bevor es uns gelang, hier wieder flott zu werden. Waͤhrend dieſer Zeit trieb der ſtarke Wind ein Boot vom Lande herbei, worinn ſich zwei Bauerknechte, aber ohne Ruder, befan- den. Statt derſelben waren ſie mit ein paar Stangen verſehen, womit ſie ihr Fahr-
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mit den Fuͤßen tiefer ſcharrte, daß der Grund
aus grobem Sande beſtand, der mit einzel-
nen Brocken von Dachziegeln untermiſcht war.
Meines Vermuthens mochte hier wohl fruͤ-
her ein Schiff, mit ſolcherlei Ziegeln geladen,
geſtrandet ſeyn und dieſelben zu ſeiner Er-
leichterung uͤber Bord geworfen haben.
Beim weitern Umherfahren befand ſich’s,
daß dieſe Bank durchgehends aus großen
Steinbloͤcken beſtand, die mit 4 bis 5 Fuß
Waſſer uͤberfloſſen waren. Zwiſchen denſel-
ben gab es eine Tiefe von 6 bis 7 Fuß;
und da das Waſſer ziemlich klar war, ließ
ſich die Lage der Steine ſehr wohl unter-
ſcheiden, aber in derſelben durchaus keine
abſichtliche Anordnung und Regelmaͤßigkeit
entdecken. Dieſe ganze Steinplatte mag
vielleicht 600 Klaftern in der Laͤnge und
Breite haben. Zugleich aber fallen ihre
Raͤnder ſo ſteil ab, daß, waͤhrend jene Bloͤcke
nur auf die bemerkte geringe Tiefe unter
Waſſer ſtehen, unmittelbar daneben der See-
grund ſich auf 15 und mehr Fuß vertiefte.
Es waͤhrte faſt ſechs Stunden, bevor es
uns gelang, hier wieder flott zu werden.
Waͤhrend dieſer Zeit trieb der ſtarke Wind
ein Boot vom Lande herbei, worinn ſich
zwei Bauerknechte, aber ohne Ruder, befan-
den. Statt derſelben waren ſie mit ein
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/125>, abgerufen am 18.07.2024.
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