Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.obwohl sie seither groß und stattlich ausge- "Ei freilich wohl!" -- gab ich zur Ant- Nun entfuhr ihr ein lauter Freudenschrei; obwohl ſie ſeither groß und ſtattlich ausge- „Ei freilich wohl!‟ — gab ich zur Ant- Nun entfuhr ihr ein lauter Freudenſchrei; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0105" n="101"/> obwohl ſie ſeither groß und ſtattlich ausge-<lb/> wachſen war. Jch darf indeß wohl geſte-<lb/> hen, daß mir, als ſie ſo leibhaftig vor mir<lb/> ſtand, doch etwas wunderlich um’s Herz<lb/> war, und daß mir’s einigermaaſſen den Athem<lb/> verſetzte, als ich die Frage an ſie richtete:<lb/> Ob es ihr nicht beliebe, etwas von meinen<lb/> afrikaniſchen Raritaͤten zu kaufen? — An-<lb/> ſtatt mir darauf zn antworten, faßte ſie mich<lb/> nicht wenig er ſcharf in’s Auge, als das meinige<lb/> auf ihr haftete. „Mein Gott! rief ſie endlich<lb/> — „Geſicht und Stimme kommen mir ſo<lb/> bekannt vor … Es iſt unmoͤglich, daß ich<lb/> Sie nicht ſchon irgend einſt geſehen haben<lb/> ſollte —‟</p><lb/> <p>„Ei freilich wohl!‟ — gab ich zur Ant-<lb/> wort. — „Den alten Nettelbeck aus Koͤnigs-<lb/> „berg werden Sie ſo ganz und gar nicht<lb/> vergeſſen haben!‟</p><lb/> <p>Nun entfuhr ihr ein lauter Freudenſchrei;<lb/> ſie fiel mir mit beiden Armen um den Hals;<lb/> die hellen Thraͤnen ſtuͤrzten ihr aus den Au-<lb/> gen, (und mir war’s auch nicht weit davon!)<lb/> bis ihr endlich, im Uebermaaß der Ruͤhrung,<lb/> in meinen Armen beinahe die Sinnen ſchwan-<lb/> den. Daruͤber erhob ſich ein Geſchrei und<lb/> Laͤrmen unter ihrer ſchwarzen Dienerſchaft,<lb/> das weit umher erſcholl und endlich auch<lb/> den erſchrocknen Hausherrn herbeifuͤhrte.<lb/> Dieſer ſtutzte nicht wenig, ſeine Gattin, in<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0105]
obwohl ſie ſeither groß und ſtattlich ausge-
wachſen war. Jch darf indeß wohl geſte-
hen, daß mir, als ſie ſo leibhaftig vor mir
ſtand, doch etwas wunderlich um’s Herz
war, und daß mir’s einigermaaſſen den Athem
verſetzte, als ich die Frage an ſie richtete:
Ob es ihr nicht beliebe, etwas von meinen
afrikaniſchen Raritaͤten zu kaufen? — An-
ſtatt mir darauf zn antworten, faßte ſie mich
nicht wenig er ſcharf in’s Auge, als das meinige
auf ihr haftete. „Mein Gott! rief ſie endlich
— „Geſicht und Stimme kommen mir ſo
bekannt vor … Es iſt unmoͤglich, daß ich
Sie nicht ſchon irgend einſt geſehen haben
ſollte —‟
„Ei freilich wohl!‟ — gab ich zur Ant-
wort. — „Den alten Nettelbeck aus Koͤnigs-
„berg werden Sie ſo ganz und gar nicht
vergeſſen haben!‟
Nun entfuhr ihr ein lauter Freudenſchrei;
ſie fiel mir mit beiden Armen um den Hals;
die hellen Thraͤnen ſtuͤrzten ihr aus den Au-
gen, (und mir war’s auch nicht weit davon!)
bis ihr endlich, im Uebermaaß der Ruͤhrung,
in meinen Armen beinahe die Sinnen ſchwan-
den. Daruͤber erhob ſich ein Geſchrei und
Laͤrmen unter ihrer ſchwarzen Dienerſchaft,
das weit umher erſcholl und endlich auch
den erſchrocknen Hausherrn herbeifuͤhrte.
Dieſer ſtutzte nicht wenig, ſeine Gattin, in
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