wurde?" -- "Ei, das ist sie auch wirklich ge- worden," fiel die Antwort -- "und nicht nur im vollen Besitz des ganzen ungeheuern Kniffelschen Vermögens, sondern auch ge- genwärtig die Gemahlinn des Banco-Direc- tors, Mynheer van Roose, und zu Parama- ribo wohnhaft" -- Schmerz und Freude wechselten bei diesen Nachrichten in meinem Gemüthe; doch war ich voller Begierde, mich der Frau van Roose auf eine gute Art vor- zustellen.
Dazu fand sich Gelegenheit gleich am nächsten Tage, als wir uns im Angesichte der Stadt vor Anker gelegt hatten, indem ich meinem Negerjungen von einer Anzahl mitgebrachter blauer Papageien, wie sie hier unter die Seltenheiten gehören, den schönsten auf die Hand und einen Affen auf den Kopf nehmen, dann aber vor mir hin nach dem, mir noch von Alters her gar wohl bekann- ten Kniffelschen Hause traben ließ, und wo auch gegenwärtig die reiche Erbinn noch wohnen sollte. Jetzt wimmelte es in dem- selben von schwarzen Sklavinnen zur herr- schaftlichen Aufwartung. Durch Eine der- selben ließ ich der Frau van Roose mein Verlangen melden, ihr aufwarten zu dürfen.
Alsbald trat sie aus ihrem Zimmer her- vor; und mein erster Blick auf ihre Gestalt ließ mich sie ungezweifelt wieder erkennen,
wurde?‟ — „Ei, das iſt ſie auch wirklich ge- worden,‟ fiel die Antwort — „und nicht nur im vollen Beſitz des ganzen ungeheuern Kniffelſchen Vermoͤgens, ſondern auch ge- genwaͤrtig die Gemahlinn des Banco-Direc- tors, Mynheer van Rooſe, und zu Parama- ribo wohnhaft‟ — Schmerz und Freude wechſelten bei dieſen Nachrichten in meinem Gemuͤthe; doch war ich voller Begierde, mich der Frau van Rooſe auf eine gute Art vor- zuſtellen.
Dazu fand ſich Gelegenheit gleich am naͤchſten Tage, als wir uns im Angeſichte der Stadt vor Anker gelegt hatten, indem ich meinem Negerjungen von einer Anzahl mitgebrachter blauer Papageien, wie ſie hier unter die Seltenheiten gehoͤren, den ſchoͤnſten auf die Hand und einen Affen auf den Kopf nehmen, dann aber vor mir hin nach dem, mir noch von Alters her gar wohl bekann- ten Kniffelſchen Hauſe traben ließ, und wo auch gegenwaͤrtig die reiche Erbinn noch wohnen ſollte. Jetzt wimmelte es in dem- ſelben von ſchwarzen Sklavinnen zur herr- ſchaftlichen Aufwartung. Durch Eine der- ſelben ließ ich der Frau van Rooſe mein Verlangen melden, ihr aufwarten zu duͤrfen.
Alsbald trat ſie aus ihrem Zimmer her- vor; und mein erſter Blick auf ihre Geſtalt ließ mich ſie ungezweifelt wieder erkennen,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0104"n="100"/>
wurde?‟—„Ei, das iſt ſie auch wirklich ge-<lb/>
worden,‟ fiel die Antwort —„und nicht<lb/>
nur im vollen Beſitz des ganzen ungeheuern<lb/>
Kniffelſchen Vermoͤgens, ſondern auch ge-<lb/>
genwaͤrtig die Gemahlinn des Banco-Direc-<lb/>
tors, Mynheer van Rooſe, und zu Parama-<lb/>
ribo wohnhaft‟— Schmerz und Freude<lb/>
wechſelten bei dieſen Nachrichten in meinem<lb/>
Gemuͤthe; doch war ich voller Begierde, mich<lb/>
der Frau van Rooſe auf eine gute Art vor-<lb/>
zuſtellen.</p><lb/><p>Dazu fand ſich Gelegenheit gleich am<lb/>
naͤchſten Tage, als wir uns im Angeſichte<lb/>
der Stadt vor Anker gelegt hatten, indem<lb/>
ich meinem Negerjungen von einer Anzahl<lb/>
mitgebrachter blauer Papageien, wie ſie hier<lb/>
unter die Seltenheiten gehoͤren, den ſchoͤnſten<lb/>
auf die Hand und einen Affen auf den Kopf<lb/>
nehmen, dann aber vor mir hin nach dem,<lb/>
mir noch von Alters her gar wohl bekann-<lb/>
ten Kniffelſchen Hauſe traben ließ, und wo<lb/>
auch gegenwaͤrtig die reiche Erbinn noch<lb/>
wohnen ſollte. Jetzt wimmelte es in dem-<lb/>ſelben von ſchwarzen Sklavinnen zur herr-<lb/>ſchaftlichen Aufwartung. Durch Eine der-<lb/>ſelben ließ ich der Frau van Rooſe mein<lb/>
Verlangen melden, ihr aufwarten zu duͤrfen.</p><lb/><p>Alsbald trat ſie aus ihrem Zimmer her-<lb/>
vor; und mein erſter Blick auf ihre Geſtalt<lb/>
ließ mich ſie ungezweifelt wieder erkennen,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[100/0104]
wurde?‟ — „Ei, das iſt ſie auch wirklich ge-
worden,‟ fiel die Antwort — „und nicht
nur im vollen Beſitz des ganzen ungeheuern
Kniffelſchen Vermoͤgens, ſondern auch ge-
genwaͤrtig die Gemahlinn des Banco-Direc-
tors, Mynheer van Rooſe, und zu Parama-
ribo wohnhaft‟ — Schmerz und Freude
wechſelten bei dieſen Nachrichten in meinem
Gemuͤthe; doch war ich voller Begierde, mich
der Frau van Rooſe auf eine gute Art vor-
zuſtellen.
Dazu fand ſich Gelegenheit gleich am
naͤchſten Tage, als wir uns im Angeſichte
der Stadt vor Anker gelegt hatten, indem
ich meinem Negerjungen von einer Anzahl
mitgebrachter blauer Papageien, wie ſie hier
unter die Seltenheiten gehoͤren, den ſchoͤnſten
auf die Hand und einen Affen auf den Kopf
nehmen, dann aber vor mir hin nach dem,
mir noch von Alters her gar wohl bekann-
ten Kniffelſchen Hauſe traben ließ, und wo
auch gegenwaͤrtig die reiche Erbinn noch
wohnen ſollte. Jetzt wimmelte es in dem-
ſelben von ſchwarzen Sklavinnen zur herr-
ſchaftlichen Aufwartung. Durch Eine der-
ſelben ließ ich der Frau van Rooſe mein
Verlangen melden, ihr aufwarten zu duͤrfen.
Alsbald trat ſie aus ihrem Zimmer her-
vor; und mein erſter Blick auf ihre Geſtalt
ließ mich ſie ungezweifelt wieder erkennen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/104>, abgerufen am 20.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.