mit Einwilligung der Eltern, dahin zu ver- mögen, daß sie sich entschliesse, die Reise zu ihnen nach Suriname zu unternehmen. Es sey ihre Absicht, sie an Kindesstatt anzu- nehmen; und sie würden sie mit offenen Armen und Herzen aufnehmen. Sey sie dazu nicht abgeneigt, so würde ich dahin zu sorgen haben, sie auf eine sichre und bequeme Weise nach Amsterdam an das Haus ihres dortigen Korrespondenten zu adressiren, von wo ihre weitere Reise über Meer in gleicher Art veranstaltet werden sollte. Daß diese Aufträge zugleich mit reichlichem Ersatz für meine aufgewandte Mühe und Auslagen ver- bunden waren, bedarf kaum noch einiger Er- wähnung. Die Gebrüder hatten sich auch hierinn, nach ihrer gewohnten Weise, eben so großmüthig, als rechtlich, erwiesen.
Man kann sich leicht denken, mit welcher freudigen Ueberraschung die Eltern die Zei- tung von dem hellen Glücksstern empfiengen, der ihnen so unverhofft jenseits des Meeres aufgegangen; aber auch daß die Wohlhaben- heit, in welche sie sich so auf einmal ver- setzt sahen, ihnen mehr oder weniger die Köpfe verrückte. Leicht auch entschlossen sie sich, in die Trennung von ihrem Kinde zu willigen; so wie dieses selbst an Sinn und Neigung noch zusehr ein Kind war, um nicht mit leichtem Muthe in den Aufruf so
mit Einwilligung der Eltern, dahin zu ver- moͤgen, daß ſie ſich entſchlieſſe, die Reiſe zu ihnen nach Suriname zu unternehmen. Es ſey ihre Abſicht, ſie an Kindesſtatt anzu- nehmen; und ſie wuͤrden ſie mit offenen Armen und Herzen aufnehmen. Sey ſie dazu nicht abgeneigt, ſo wuͤrde ich dahin zu ſorgen haben, ſie auf eine ſichre und bequeme Weiſe nach Amſterdam an das Haus ihres dortigen Korreſpondenten zu adreſſiren, von wo ihre weitere Reiſe uͤber Meer in gleicher Art veranſtaltet werden ſollte. Daß dieſe Auftraͤge zugleich mit reichlichem Erſatz fuͤr meine aufgewandte Muͤhe und Auslagen ver- bunden waren, bedarf kaum noch einiger Er- waͤhnung. Die Gebruͤder hatten ſich auch hierinn, nach ihrer gewohnten Weiſe, eben ſo großmuͤthig, als rechtlich, erwieſen.
Man kann ſich leicht denken, mit welcher freudigen Ueberraſchung die Eltern die Zei- tung von dem hellen Gluͤcksſtern empfiengen, der ihnen ſo unverhofft jenſeits des Meeres aufgegangen; aber auch daß die Wohlhaben- heit, in welche ſie ſich ſo auf einmal ver- ſetzt ſahen, ihnen mehr oder weniger die Koͤpfe verruͤckte. Leicht auch entſchloſſen ſie ſich, in die Trennung von ihrem Kinde zu willigen; ſo wie dieſes ſelbſt an Sinn und Neigung noch zuſehr ein Kind war, um nicht mit leichtem Muthe in den Aufruf ſo
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0102"n="98"/>
mit Einwilligung der Eltern, dahin zu ver-<lb/>
moͤgen, daß ſie ſich entſchlieſſe, die Reiſe zu<lb/>
ihnen nach Suriname zu unternehmen. Es<lb/>ſey ihre Abſicht, ſie an Kindesſtatt anzu-<lb/>
nehmen; und ſie wuͤrden ſie mit offenen<lb/>
Armen und Herzen aufnehmen. Sey ſie<lb/>
dazu nicht abgeneigt, ſo wuͤrde ich dahin zu<lb/>ſorgen haben, ſie auf eine ſichre und bequeme<lb/>
Weiſe nach Amſterdam an das Haus ihres<lb/>
dortigen Korreſpondenten zu adreſſiren, von<lb/>
wo ihre weitere Reiſe uͤber Meer in gleicher<lb/>
Art veranſtaltet werden ſollte. Daß dieſe<lb/>
Auftraͤge zugleich mit reichlichem Erſatz fuͤr<lb/>
meine aufgewandte Muͤhe und Auslagen ver-<lb/>
bunden waren, bedarf kaum noch einiger Er-<lb/>
waͤhnung. Die Gebruͤder hatten ſich auch<lb/>
hierinn, nach ihrer gewohnten Weiſe, eben<lb/>ſo großmuͤthig, als rechtlich, erwieſen.</p><lb/><p>Man kann ſich leicht denken, mit welcher<lb/>
freudigen Ueberraſchung die Eltern die Zei-<lb/>
tung von dem hellen Gluͤcksſtern empfiengen,<lb/>
der ihnen ſo unverhofft jenſeits des Meeres<lb/>
aufgegangen; aber auch daß die Wohlhaben-<lb/>
heit, in welche ſie ſich ſo auf einmal ver-<lb/>ſetzt ſahen, ihnen mehr oder weniger die<lb/>
Koͤpfe verruͤckte. Leicht auch entſchloſſen ſie<lb/>ſich, in die Trennung von ihrem Kinde zu<lb/>
willigen; ſo wie dieſes ſelbſt an Sinn und<lb/>
Neigung noch zuſehr ein Kind war, um<lb/>
nicht mit leichtem Muthe in den Aufruf ſo<lb/></p></div></body></text></TEI>
[98/0102]
mit Einwilligung der Eltern, dahin zu ver-
moͤgen, daß ſie ſich entſchlieſſe, die Reiſe zu
ihnen nach Suriname zu unternehmen. Es
ſey ihre Abſicht, ſie an Kindesſtatt anzu-
nehmen; und ſie wuͤrden ſie mit offenen
Armen und Herzen aufnehmen. Sey ſie
dazu nicht abgeneigt, ſo wuͤrde ich dahin zu
ſorgen haben, ſie auf eine ſichre und bequeme
Weiſe nach Amſterdam an das Haus ihres
dortigen Korreſpondenten zu adreſſiren, von
wo ihre weitere Reiſe uͤber Meer in gleicher
Art veranſtaltet werden ſollte. Daß dieſe
Auftraͤge zugleich mit reichlichem Erſatz fuͤr
meine aufgewandte Muͤhe und Auslagen ver-
bunden waren, bedarf kaum noch einiger Er-
waͤhnung. Die Gebruͤder hatten ſich auch
hierinn, nach ihrer gewohnten Weiſe, eben
ſo großmuͤthig, als rechtlich, erwieſen.
Man kann ſich leicht denken, mit welcher
freudigen Ueberraſchung die Eltern die Zei-
tung von dem hellen Gluͤcksſtern empfiengen,
der ihnen ſo unverhofft jenſeits des Meeres
aufgegangen; aber auch daß die Wohlhaben-
heit, in welche ſie ſich ſo auf einmal ver-
ſetzt ſahen, ihnen mehr oder weniger die
Koͤpfe verruͤckte. Leicht auch entſchloſſen ſie
ſich, in die Trennung von ihrem Kinde zu
willigen; ſo wie dieſes ſelbſt an Sinn und
Neigung noch zuſehr ein Kind war, um
nicht mit leichtem Muthe in den Aufruf ſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/102>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.