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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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raschte er uns durch die willkommne Einla-
dung, zu ihm in die Kutsche zu steigen und
ihn bis zu dem genannten Orte zu begleiten.
Es versteht sich wohl, daß wir armen erfror-
nen Schlucker uns das nicht Zweimal sagen
liessen. Der Wagen rollte mit uns fort,
und wir mußten unserm Wohlthäter die
ganze Nacht hindurch alle unsre erlebten
Schicksale erzählen. Mit Tages Anbruch
sahen wir uns nach Gröningen versetzt;
und der Mann im Wagen fuhr seines We-
ges weiter; doch nicht, ohne zuvor uns
mit drei holländischen Gulden beschenkt zu
haben.

Wir sahen ihm mit herzlichem Danke
nach; verfolgten aber gleichfalls unsre Straße
zum andern Thore hinaus, nachdem wir
bloß unsern Brodtbedarf erneuert hatten,
und erlebten an diesem Tage kein ferneres
Abentheuer, als daß wir an einem Gitter-
thore von einem barschen Kerle umgerufen
und uns sechs Stüber Zollgeld abgefordert
wurden. Unser Protestiren, daß wir arme
schiffbrüchige Leute seyen, die man ja wohl
verschonen werde, half zu nichts; wir wur-
den in die Stube des Zollhauses gezerrt und
sollten zahlen. Nun wäre die Summe wohl
zu erschwingen gewesen, und meine Kame-
raden winkten mir auch zu, nur in Gottes

raſchte er uns durch die willkommne Einla-
dung, zu ihm in die Kutſche zu ſteigen und
ihn bis zu dem genannten Orte zu begleiten.
Es verſteht ſich wohl, daß wir armen erfror-
nen Schlucker uns das nicht Zweimal ſagen
lieſſen. Der Wagen rollte mit uns fort,
und wir mußten unſerm Wohlthaͤter die
ganze Nacht hindurch alle unſre erlebten
Schickſale erzaͤhlen. Mit Tages Anbruch
ſahen wir uns nach Groͤningen verſetzt;
und der Mann im Wagen fuhr ſeines We-
ges weiter; doch nicht, ohne zuvor uns
mit drei hollaͤndiſchen Gulden beſchenkt zu
haben.

Wir ſahen ihm mit herzlichem Danke
nach; verfolgten aber gleichfalls unſre Straße
zum andern Thore hinaus, nachdem wir
bloß unſern Brodtbedarf erneuert hatten,
und erlebten an dieſem Tage kein ferneres
Abentheuer, als daß wir an einem Gitter-
thore von einem barſchen Kerle umgerufen
und uns ſechs Stuͤber Zollgeld abgefordert
wurden. Unſer Proteſtiren, daß wir arme
ſchiffbruͤchige Leute ſeyen, die man ja wohl
verſchonen werde, half zu nichts; wir wur-
den in die Stube des Zollhauſes gezerrt und
ſollten zahlen. Nun waͤre die Summe wohl
zu erſchwingen geweſen, und meine Kame-
raden winkten mir auch zu, nur in Gottes

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[79/0095] raſchte er uns durch die willkommne Einla- dung, zu ihm in die Kutſche zu ſteigen und ihn bis zu dem genannten Orte zu begleiten. Es verſteht ſich wohl, daß wir armen erfror- nen Schlucker uns das nicht Zweimal ſagen lieſſen. Der Wagen rollte mit uns fort, und wir mußten unſerm Wohlthaͤter die ganze Nacht hindurch alle unſre erlebten Schickſale erzaͤhlen. Mit Tages Anbruch ſahen wir uns nach Groͤningen verſetzt; und der Mann im Wagen fuhr ſeines We- ges weiter; doch nicht, ohne zuvor uns mit drei hollaͤndiſchen Gulden beſchenkt zu haben. Wir ſahen ihm mit herzlichem Danke nach; verfolgten aber gleichfalls unſre Straße zum andern Thore hinaus, nachdem wir bloß unſern Brodtbedarf erneuert hatten, und erlebten an dieſem Tage kein ferneres Abentheuer, als daß wir an einem Gitter- thore von einem barſchen Kerle umgerufen und uns ſechs Stuͤber Zollgeld abgefordert wurden. Unſer Proteſtiren, daß wir arme ſchiffbruͤchige Leute ſeyen, die man ja wohl verſchonen werde, half zu nichts; wir wur- den in die Stube des Zollhauſes gezerrt und ſollten zahlen. Nun waͤre die Summe wohl zu erſchwingen geweſen, und meine Kame- raden winkten mir auch zu, nur in Gottes

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/95>, abgerufen am 22.11.2024.