Kleidungsstücken zukommen; und selbst die kärglichen Mundbissen, die wir erhielten, wurden uns nur mit Widerwillen und Brum- men hingestoßen.
So kamen wir vor die Mündung der Elbe. Da wir hier aber Alles mit Eis be- setzt fanden und überdem auch sich ein Ost- wind erhob, wurde der Beschluß gefaßt, wieder umzukehren und an der Holländischen Küste einen Nothhafen zu suchen. Vor der Jnsel Schelling fand sich auch ein Lootse zu uns an Bord, der uns, schon bei später Abendzeit, zwischen die Bänke im Vorwasser brachte. Weil uns indeß der Wind entge- genstand und wir nicht weiter hineinkom- men konnten, warfen wir Anker, und der Lootse gieng wieder an Land, mit dem Ver- sprechen, sobald der Wind sich umsetzte, zu uns zurückzukehren. Aus den Aeusserungen unsers Schiffers gieng hervor, wie erwünscht es ihm sey, gerade an diesem Punkte an Land gekommen zu seyn: denn sein Vater fahre als Beurtschiffer von Bremen nach Haarlingen, und eben jetzt müsse die Reihe an ihm seyn; so daß er hoffen dürfe, den- selben an letzterm Orte vorzufinden, von wo wir hier nur zwei oder drei Meilen entfernt seyen.
Es war gerade der erste Januar des Jahrs 1757. Abends um zehn Uhr setzte
1. Bändchen. (5)
Kleidungsſtuͤcken zukommen; und ſelbſt die kaͤrglichen Mundbiſſen, die wir erhielten, wurden uns nur mit Widerwillen und Brum- men hingeſtoßen.
So kamen wir vor die Muͤndung der Elbe. Da wir hier aber Alles mit Eis be- ſetzt fanden und uͤberdem auch ſich ein Oſt- wind erhob, wurde der Beſchluß gefaßt, wieder umzukehren und an der Hollaͤndiſchen Kuͤſte einen Nothhafen zu ſuchen. Vor der Jnſel Schelling fand ſich auch ein Lootſe zu uns an Bord, der uns, ſchon bei ſpaͤter Abendzeit, zwiſchen die Baͤnke im Vorwaſſer brachte. Weil uns indeß der Wind entge- genſtand und wir nicht weiter hineinkom- men konnten, warfen wir Anker, und der Lootſe gieng wieder an Land, mit dem Ver- ſprechen, ſobald der Wind ſich umſetzte, zu uns zuruͤckzukehren. Aus den Aeuſſerungen unſers Schiffers gieng hervor, wie erwuͤnſcht es ihm ſey, gerade an dieſem Punkte an Land gekommen zu ſeyn: denn ſein Vater fahre als Beurtſchiffer von Bremen nach Haarlingen, und eben jetzt muͤſſe die Reihe an ihm ſeyn; ſo daß er hoffen duͤrfe, den- ſelben an letzterm Orte vorzufinden, von wo wir hier nur zwei oder drei Meilen entfernt ſeyen.
Es war gerade der erſte Januar des Jahrs 1757. Abends um zehn Uhr ſetzte
1. Bändchen. (5)
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Kleidungsſtuͤcken zukommen; und ſelbſt die
kaͤrglichen Mundbiſſen, die wir erhielten,
wurden uns nur mit Widerwillen und Brum-
men hingeſtoßen.
So kamen wir vor die Muͤndung der
Elbe. Da wir hier aber Alles mit Eis be-
ſetzt fanden und uͤberdem auch ſich ein Oſt-
wind erhob, wurde der Beſchluß gefaßt,
wieder umzukehren und an der Hollaͤndiſchen
Kuͤſte einen Nothhafen zu ſuchen. Vor der
Jnſel Schelling fand ſich auch ein Lootſe
zu uns an Bord, der uns, ſchon bei ſpaͤter
Abendzeit, zwiſchen die Baͤnke im Vorwaſſer
brachte. Weil uns indeß der Wind entge-
genſtand und wir nicht weiter hineinkom-
men konnten, warfen wir Anker, und der
Lootſe gieng wieder an Land, mit dem Ver-
ſprechen, ſobald der Wind ſich umſetzte, zu
uns zuruͤckzukehren. Aus den Aeuſſerungen
unſers Schiffers gieng hervor, wie erwuͤnſcht
es ihm ſey, gerade an dieſem Punkte an
Land gekommen zu ſeyn: denn ſein Vater
fahre als Beurtſchiffer von Bremen nach
Haarlingen, und eben jetzt muͤſſe die Reihe
an ihm ſeyn; ſo daß er hoffen duͤrfe, den-
ſelben an letzterm Orte vorzufinden, von wo
wir hier nur zwei oder drei Meilen entfernt
ſeyen.
Es war gerade der erſte Januar des
Jahrs 1757. Abends um zehn Uhr ſetzte
1. Bändchen. (5)
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/81>, abgerufen am 16.02.2025.
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