Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.Kaper hatten nemlich einen Englischen Kutter Vier Tage vor Weihnachten giengen wir Klei-
Kaper hatten nemlich einen Engliſchen Kutter Vier Tage vor Weihnachten giengen wir Klei-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0080" n="64"/> Kaper hatten nemlich einen Engliſchen Kutter<lb/> als Priſe aufgebracht und denſelben an einen<lb/> Schiffer von Bremen, Namens Heindrick<lb/> Harmanns verkauft. Dieſer belud denſelben<lb/> ſofort mit loſen Tabacksſtengeln und war wil-<lb/> lens, damit nach Hamburg zu gehen. Die<lb/> geſammte Schiffs-Mannſchaft beſtand, auſſer<lb/> ihm ſelbſt, nur aus zwei Matroſen; und wir<lb/> drei waren ihm, als Paſſagiere, um ſo lie-<lb/> ber, da wir uns erboten, gegen die Koſt,<lb/> die er uns reichen ſollte, die Wache mit zu<lb/> halten.</p><lb/> <p>Vier Tage vor Weihnachten giengen wir<lb/> in See. Es begann hart zu frieren, und das<lb/> ganze Fahrzeug nahm zuletzt Geſtalt eines<lb/> großen Eisklumpens an. Da wir ſo wenig<lb/> auf dem Leibe hatten, wurden uns unſre<lb/> Wachen herzlich ſauer. Uns fror jaͤmmerlich;<lb/> daher begruben wir uns, ſo oft die Wachzeit<lb/> zu Ende lief, im Raume tief in die Tabacks-<lb/> ſtengel; kamen aber gewoͤhnlich eben ſo er-<lb/> froren wieder heraus, als wir hineingekrochen<lb/> waren. Unſre Schiffsleute verfuhren auch<lb/> ſo unbarmherzig mit uns, daß ſie uns nicht<lb/> in ihre Schlafkojen aufnehmen wollten, wie-<lb/> wohl dies, waͤhrend ſie ſelbſt ſich auf der<lb/> Wache befanden, fuͤglich haͤtte geſchehen koͤn-<lb/> nen. Eben ſo wenig lieſſen ſie uns, zu<lb/> unſrer Erwaͤrmung, das geringſte von ihren<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Klei-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [64/0080]
Kaper hatten nemlich einen Engliſchen Kutter
als Priſe aufgebracht und denſelben an einen
Schiffer von Bremen, Namens Heindrick
Harmanns verkauft. Dieſer belud denſelben
ſofort mit loſen Tabacksſtengeln und war wil-
lens, damit nach Hamburg zu gehen. Die
geſammte Schiffs-Mannſchaft beſtand, auſſer
ihm ſelbſt, nur aus zwei Matroſen; und wir
drei waren ihm, als Paſſagiere, um ſo lie-
ber, da wir uns erboten, gegen die Koſt,
die er uns reichen ſollte, die Wache mit zu
halten.
Vier Tage vor Weihnachten giengen wir
in See. Es begann hart zu frieren, und das
ganze Fahrzeug nahm zuletzt Geſtalt eines
großen Eisklumpens an. Da wir ſo wenig
auf dem Leibe hatten, wurden uns unſre
Wachen herzlich ſauer. Uns fror jaͤmmerlich;
daher begruben wir uns, ſo oft die Wachzeit
zu Ende lief, im Raume tief in die Tabacks-
ſtengel; kamen aber gewoͤhnlich eben ſo er-
froren wieder heraus, als wir hineingekrochen
waren. Unſre Schiffsleute verfuhren auch
ſo unbarmherzig mit uns, daß ſie uns nicht
in ihre Schlafkojen aufnehmen wollten, wie-
wohl dies, waͤhrend ſie ſelbſt ſich auf der
Wache befanden, fuͤglich haͤtte geſchehen koͤn-
nen. Eben ſo wenig lieſſen ſie uns, zu
unſrer Erwaͤrmung, das geringſte von ihren
Klei-
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