Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.Bord, indem ich mein kleines Fahrzeug mit Der Kapitain war diese Nacht nicht an Bord, indem ich mein kleines Fahrzeug mit Der Kapitain war dieſe Nacht nicht an <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0037" n="21"/> Bord, indem ich mein kleines Fahrzeug mit<lb/> dem Fuße zuruͤckſtieß und es treibend ſeinem<lb/> Schickſal uͤberließ. Bald aber ſammlete ſich<lb/> das ganze Schiffsvolk (Es waren deren<lb/> 84 Koͤpfe, wie ich nachmals erfuhr) ver-<lb/> wundert um mich her. Jeder wollte wiſſen,<lb/> woher ich kaͤme? wer ich waͤre? was ich<lb/> wollte? Statt aller Antwort — Und was<lb/> haͤtt’ ich auch ſagen koͤnnen? — fing ich an,<lb/> erbaͤrmlich zu weinen.</p><lb/> <p>Der Kapitain war dieſe Nacht nicht an<lb/> Bord. Man brachte mich alſo zu den Steu-<lb/> erleuten, welche das Verhoͤr in’s Kreuz und<lb/> in die Queere mit mir erneuerten. Auch<lb/> hier hatt’ ich nichts, als Thraͤnen und<lb/> Schluchzen. „Aha, Burſche!‟ legte ſich<lb/> endlich Einer auf’s Rathen — „Jch merke<lb/> ſchon! Du biſt von einem Schiffe weggelau-<lb/> fen und denkſt, daß <hi rendition="#g">wir</hi> dich mitnehmen<lb/> ſollen?‟ — Das war ganz meines Herzens-<lb/> Meynung. Jch ſtammelte alſo ein Ja dar-<lb/> auf hervor; konnte mich aber diesmal nicht<lb/> entſchlieſſen, noch weiter herauszubeichten.<lb/> Jnzwiſchen hatte man einiges Mitleid mit<lb/> mir; gab mir ein Glas Wein, ſammt einem<lb/> Butterbrod und Kaͤſe, und wies mir eine<lb/> Schlafſtelle an, mit dem Bedeuten, daß mor-<lb/> gen fruͤh der Kapitain an Bord kommen<lb/> werde, der mich vielleicht wohl mitnehmen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [21/0037]
Bord, indem ich mein kleines Fahrzeug mit
dem Fuße zuruͤckſtieß und es treibend ſeinem
Schickſal uͤberließ. Bald aber ſammlete ſich
das ganze Schiffsvolk (Es waren deren
84 Koͤpfe, wie ich nachmals erfuhr) ver-
wundert um mich her. Jeder wollte wiſſen,
woher ich kaͤme? wer ich waͤre? was ich
wollte? Statt aller Antwort — Und was
haͤtt’ ich auch ſagen koͤnnen? — fing ich an,
erbaͤrmlich zu weinen.
Der Kapitain war dieſe Nacht nicht an
Bord. Man brachte mich alſo zu den Steu-
erleuten, welche das Verhoͤr in’s Kreuz und
in die Queere mit mir erneuerten. Auch
hier hatt’ ich nichts, als Thraͤnen und
Schluchzen. „Aha, Burſche!‟ legte ſich
endlich Einer auf’s Rathen — „Jch merke
ſchon! Du biſt von einem Schiffe weggelau-
fen und denkſt, daß wir dich mitnehmen
ſollen?‟ — Das war ganz meines Herzens-
Meynung. Jch ſtammelte alſo ein Ja dar-
auf hervor; konnte mich aber diesmal nicht
entſchlieſſen, noch weiter herauszubeichten.
Jnzwiſchen hatte man einiges Mitleid mit
mir; gab mir ein Glas Wein, ſammt einem
Butterbrod und Kaͤſe, und wies mir eine
Schlafſtelle an, mit dem Bedeuten, daß mor-
gen fruͤh der Kapitain an Bord kommen
werde, der mich vielleicht wohl mitnehmen
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