Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.wenn ich meinen dortigen Wohnsitz aufgäbe, Aber Colberg war doch der Ort nicht, Man wird sich jedoch leicht denken, daß wenn ich meinen dortigen Wohnſitz aufgaͤbe, Aber Colberg war doch der Ort nicht, Man wird ſich jedoch leicht denken, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0262" n="246"/> wenn ich meinen dortigen Wohnſitz aufgaͤbe,<lb/> um mich fortan hier unter den Meinigen<lb/> haͤuslich niederzulaſſen. Anſtatt alſo meine<lb/> Reiſe fortzuſetzen, ließ ich vielmehr Weib<lb/> und Kind zu mir heruͤber kommen, und be-<lb/> gann, mich hier haͤuslich einzurichten.</p><lb/> <p>Aber Colberg war doch der Ort nicht,<lb/> wo Meinesgleichen auf die Laͤnge ſeine Rech-<lb/> nung finden konnte. Der Seehandel hatte<lb/> damals hier eben auch nicht viel zu bedeu-<lb/> ten, und die Colberger Schiffer waren gar<lb/> zahme Leute, die ſich eben nicht weit in die<lb/> Welt hinaus verthaten. Es gab daher auch<lb/> wenig Anſchein, daß ich hier ſobald ein bra-<lb/> ves Schiff unter die Fuͤße wuͤrde bekommen<lb/> koͤnnen; und wurden mir gleich binnen Jahr<lb/> und Tag zu wiederholten Malen kleine Jach-<lb/> ten zur Fuͤhrung angeboten, um damit die<lb/> Oſtſee-Haͤfen zu beſuchen, ſo war dies doch<lb/> ein zu enger Spielraum fuͤr mich, als daß<lb/> ich mich darauf haͤtte einlaſſen moͤgen. Lieber<lb/> errichtete ich eine kleine Navigations-Schule,<lb/> worinn ich junge Seefahrer fuͤr ihr Fach<lb/> tuͤchtig auszubilden ſuchte; und noch jetzt,<lb/> in meinem hohen Alter, habe ich das Ver-<lb/> gnuͤgen, einige brave Schiffer am Leben zu<lb/> wiſſen, die ich als meine Schuͤler betrachten<lb/> darf.</p><lb/> <p>Man wird ſich jedoch leicht denken, daß<lb/> all dies Thun und Treibeu nur ein Noth-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [246/0262]
wenn ich meinen dortigen Wohnſitz aufgaͤbe,
um mich fortan hier unter den Meinigen
haͤuslich niederzulaſſen. Anſtatt alſo meine
Reiſe fortzuſetzen, ließ ich vielmehr Weib
und Kind zu mir heruͤber kommen, und be-
gann, mich hier haͤuslich einzurichten.
Aber Colberg war doch der Ort nicht,
wo Meinesgleichen auf die Laͤnge ſeine Rech-
nung finden konnte. Der Seehandel hatte
damals hier eben auch nicht viel zu bedeu-
ten, und die Colberger Schiffer waren gar
zahme Leute, die ſich eben nicht weit in die
Welt hinaus verthaten. Es gab daher auch
wenig Anſchein, daß ich hier ſobald ein bra-
ves Schiff unter die Fuͤße wuͤrde bekommen
koͤnnen; und wurden mir gleich binnen Jahr
und Tag zu wiederholten Malen kleine Jach-
ten zur Fuͤhrung angeboten, um damit die
Oſtſee-Haͤfen zu beſuchen, ſo war dies doch
ein zu enger Spielraum fuͤr mich, als daß
ich mich darauf haͤtte einlaſſen moͤgen. Lieber
errichtete ich eine kleine Navigations-Schule,
worinn ich junge Seefahrer fuͤr ihr Fach
tuͤchtig auszubilden ſuchte; und noch jetzt,
in meinem hohen Alter, habe ich das Ver-
gnuͤgen, einige brave Schiffer am Leben zu
wiſſen, die ich als meine Schuͤler betrachten
darf.
Man wird ſich jedoch leicht denken, daß
all dies Thun und Treibeu nur ein Noth-
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