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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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konnt' ich die Schuld von mir abwälzen,
ihnen, sammt mir, durch meinen unzeitigen
Ehrgeiz dies nasse Grab gegraben zu haben?
-- Jch sagte ihnen zu ihrer Beruhigung, ich
wolle vom Winde abhalten und, da wir an
der Mündung der Loire schon vorüber wären,
in die ich uns sonst geflüchtet haben würde,
geradezu auf das Land steuern. Dort würde
es freilich eine hohe Brandung geben; daher
sie, sobald wir in diese hineingeriethen, so-
gleich zu beiden Seiten der Jölle in's Wasser
springen, sich an ihren Bord hängen und,
sobald sie Grund unter den Füßen fühlten,
daß Fahrzeug mit der Spitze scharf gegen
den Strand halten müßten, damit es nicht
in die Queere unter die See käme. Wenn
dann die letzten Sturzwellen vom Ufer zu-
rückrollten und den Boden trocken lassen
wollten, hätten sie sich mit aller Macht ent-
gegenzustemmen, damit nicht auch das leichte
Boot mit zurückgespült würde. Alles das
und noch Mehreres band ich ihnen fest auf
die Seele; und sie gelobten auch, es treu zu
beobachten. Es kam aber anders.

Um ihnen nun Wort zu halten, steuerte
ich gerade auf die Küste. Die Jölle schoß,
wie ein Pfeil, durch die Wogen, und nach
einer guten halben Stunde drang uns auch
schon das schreckliche Gebrüll der Brandung
in die Ohren. Nun sahen wir angestrengt

konnt’ ich die Schuld von mir abwaͤlzen,
ihnen, ſammt mir, durch meinen unzeitigen
Ehrgeiz dies naſſe Grab gegraben zu haben?
— Jch ſagte ihnen zu ihrer Beruhigung, ich
wolle vom Winde abhalten und, da wir an
der Muͤndung der Loire ſchon voruͤber waͤren,
in die ich uns ſonſt gefluͤchtet haben wuͤrde,
geradezu auf das Land ſteuern. Dort wuͤrde
es freilich eine hohe Brandung geben; daher
ſie, ſobald wir in dieſe hineingeriethen, ſo-
gleich zu beiden Seiten der Joͤlle in’s Waſſer
ſpringen, ſich an ihren Bord haͤngen und,
ſobald ſie Grund unter den Fuͤßen fuͤhlten,
daß Fahrzeug mit der Spitze ſcharf gegen
den Strand halten muͤßten, damit es nicht
in die Queere unter die See kaͤme. Wenn
dann die letzten Sturzwellen vom Ufer zu-
ruͤckrollten und den Boden trocken laſſen
wollten, haͤtten ſie ſich mit aller Macht ent-
gegenzuſtemmen, damit nicht auch das leichte
Boot mit zuruͤckgeſpuͤlt wuͤrde. Alles das
und noch Mehreres band ich ihnen feſt auf
die Seele; und ſie gelobten auch, es treu zu
beobachten. Es kam aber anders.

Um ihnen nun Wort zu halten, ſteuerte
ich gerade auf die Kuͤſte. Die Joͤlle ſchoß,
wie ein Pfeil, durch die Wogen, und nach
einer guten halben Stunde drang uns auch
ſchon das ſchreckliche Gebruͤll der Brandung
in die Ohren. Nun ſahen wir angeſtrengt

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[220/0236] konnt’ ich die Schuld von mir abwaͤlzen, ihnen, ſammt mir, durch meinen unzeitigen Ehrgeiz dies naſſe Grab gegraben zu haben? — Jch ſagte ihnen zu ihrer Beruhigung, ich wolle vom Winde abhalten und, da wir an der Muͤndung der Loire ſchon voruͤber waͤren, in die ich uns ſonſt gefluͤchtet haben wuͤrde, geradezu auf das Land ſteuern. Dort wuͤrde es freilich eine hohe Brandung geben; daher ſie, ſobald wir in dieſe hineingeriethen, ſo- gleich zu beiden Seiten der Joͤlle in’s Waſſer ſpringen, ſich an ihren Bord haͤngen und, ſobald ſie Grund unter den Fuͤßen fuͤhlten, daß Fahrzeug mit der Spitze ſcharf gegen den Strand halten muͤßten, damit es nicht in die Queere unter die See kaͤme. Wenn dann die letzten Sturzwellen vom Ufer zu- ruͤckrollten und den Boden trocken laſſen wollten, haͤtten ſie ſich mit aller Macht ent- gegenzuſtemmen, damit nicht auch das leichte Boot mit zuruͤckgeſpuͤlt wuͤrde. Alles das und noch Mehreres band ich ihnen feſt auf die Seele; und ſie gelobten auch, es treu zu beobachten. Es kam aber anders. Um ihnen nun Wort zu halten, ſteuerte ich gerade auf die Kuͤſte. Die Joͤlle ſchoß, wie ein Pfeil, durch die Wogen, und nach einer guten halben Stunde drang uns auch ſchon das ſchreckliche Gebruͤll der Brandung in die Ohren. Nun ſahen wir angeſtrengt

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/236>, abgerufen am 24.11.2024.