welche mein Schiffer baar auf meine Rech- nung bezogen hatte. Gleich darauf war er in der Mitte Novembers, in See gegangen. Späterhin kamen noch verschiedene ähnliche Assignationen, zusammen im Belauf von etwa 300 Gulden, zum Vorschein, die er zum Theil baar aufgenommen, zum Theil auf allerlei Schiffsbedürfnisse verwandt hatte, als ob er ganz mit lediger Tasche von mir gegangen wäre.
Alles dieses gestattete mir kaum noch ei- nigen Zweifel, daß dieser Mensch es auf Betrug und Hinterlist mit mir abgesehen habe. Hätte ich noch daran zweifeln mö- gen, so mußten mir vollends die Augen auf- gehen, als ich, nachdem er Anfangs Decem- bers den Sund passirt war, durch das Haus von Dorß eine neue Assignation, lautend auf 85 Thaler Dän., empfieng, die doch nur für Sundzoll und aufgelaufene Kosten ver- ausgabt seyn konnten, ohngeachtet ich aus Erfahrung wußte, daß ein Schiff von der Tracht, wie das meinige, dort nur 12 bis 15 Thaler Dän. zu zahlen haben könne.
Jm Januar 1765 liefen Briefe aus Go- thenburg an mich ein, mit der Hiobs-Post: Schiffer Steinkraus sey dort eingelaufen, habe die Einleitung zu einer Haverey ge- macht und, zu dem Ende, gleich anfänglich 2,000 Gulden aufgenommen. Jm Februar
welche mein Schiffer baar auf meine Rech- nung bezogen hatte. Gleich darauf war er in der Mitte Novembers, in See gegangen. Spaͤterhin kamen noch verſchiedene aͤhnliche Aſſignationen, zuſammen im Belauf von etwa 300 Gulden, zum Vorſchein, die er zum Theil baar aufgenommen, zum Theil auf allerlei Schiffsbeduͤrfniſſe verwandt hatte, als ob er ganz mit lediger Taſche von mir gegangen waͤre.
Alles dieſes geſtattete mir kaum noch ei- nigen Zweifel, daß dieſer Menſch es auf Betrug und Hinterliſt mit mir abgeſehen habe. Haͤtte ich noch daran zweifeln moͤ- gen, ſo mußten mir vollends die Augen auf- gehen, als ich, nachdem er Anfangs Decem- bers den Sund paſſirt war, durch das Haus von Dorß eine neue Aſſignation, lautend auf 85 Thaler Daͤn., empfieng, die doch nur fuͤr Sundzoll und aufgelaufene Koſten ver- ausgabt ſeyn konnten, ohngeachtet ich aus Erfahrung wußte, daß ein Schiff von der Tracht, wie das meinige, dort nur 12 bis 15 Thaler Daͤn. zu zahlen haben koͤnne.
Jm Januar 1765 liefen Briefe aus Go- thenburg an mich ein, mit der Hiobs-Poſt: Schiffer Steinkraus ſey dort eingelaufen, habe die Einleitung zu einer Haverey ge- macht und, zu dem Ende, gleich anfaͤnglich 2,000 Gulden aufgenommen. Jm Februar
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[196/0212]
welche mein Schiffer baar auf meine Rech-
nung bezogen hatte. Gleich darauf war er
in der Mitte Novembers, in See gegangen.
Spaͤterhin kamen noch verſchiedene aͤhnliche
Aſſignationen, zuſammen im Belauf von etwa
300 Gulden, zum Vorſchein, die er zum
Theil baar aufgenommen, zum Theil auf
allerlei Schiffsbeduͤrfniſſe verwandt hatte,
als ob er ganz mit lediger Taſche von mir
gegangen waͤre.
Alles dieſes geſtattete mir kaum noch ei-
nigen Zweifel, daß dieſer Menſch es auf
Betrug und Hinterliſt mit mir abgeſehen
habe. Haͤtte ich noch daran zweifeln moͤ-
gen, ſo mußten mir vollends die Augen auf-
gehen, als ich, nachdem er Anfangs Decem-
bers den Sund paſſirt war, durch das Haus
von Dorß eine neue Aſſignation, lautend auf
85 Thaler Daͤn., empfieng, die doch nur
fuͤr Sundzoll und aufgelaufene Koſten ver-
ausgabt ſeyn konnten, ohngeachtet ich aus
Erfahrung wußte, daß ein Schiff von der
Tracht, wie das meinige, dort nur 12 bis
15 Thaler Daͤn. zu zahlen haben koͤnne.
Jm Januar 1765 liefen Briefe aus Go-
thenburg an mich ein, mit der Hiobs-Poſt:
Schiffer Steinkraus ſey dort eingelaufen,
habe die Einleitung zu einer Haverey ge-
macht und, zu dem Ende, gleich anfaͤnglich
2,000 Gulden aufgenommen. Jm Februar
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/212>, abgerufen am 16.07.2024.
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